Kommentar
14:49 Uhr, 23.02.2011

USA: Verbrauchervertrauen steigt überraschend – eine Normalisierung der Stimmung bahnt sich an

  • Das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauen hat sich im Februar von 64,8 auf 70,4 Punkte stärker als erwartet aufgehellt. Die Stimmungsaufhellung resultierte vor allem aus einem deutlichen Anstieg der Erwartungskomponente. Dessen Anstieg geht vor allem auf die sich günstigeren Arbeitsmarkterwartungen zurück.
  • Erstmals in diesem Aufschwung deutet sich an, dass sich die Stimmung der privaten Haushalte langsamnormalisieren könnte.

1. Die privaten Haushalte schauen erstmals in diesem Aufschwung zuversichtlich in die Zukunft. Das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauen stieg im Februar von 64,8 auf 70,4 Punkte an (Bloomberg-Umfrage: 65,5 Punkte, DekaBank: 63,5 Punkte). Der Stimmungsaufhellung ging in erster Linie von der Erwartungskomponente aus. Diese stieg auf gut 95 Indexpunkte an. In Phasen konjunkturellen Aufschwungs liegt der Durchschnitt bei knapp 97 Punkten. Der Februarwert ist also schon als normal zu bezeichnen. So positiv sieht es bei der Lagebeurteilung nicht aus. Zwar konnte auch die Lagekomponente gegenüber dem Vormonat ansteigen. Mit gut 33 Punkten liegt hier aber weiterhin ein extrem niedriger Wert vor. Anfang vergangener Woche gab das Conference Board bekannt, dass die Umfrage neuerdings zusammen mit einem anderen Befragungsunternehmen erhoben werden würde. Durch diese Umstellung, die auch eine technische Änderung beinhaltet, wurden die Monate November 2010 bis einschließlich Januar 2011 nach oben revidiert. Die Aufwärtsrevision ist durchaus von Interesse: Bislang lag nur für Januar 2011 ein Wert von über 60 Punkten vor. Zusammen mit dem Februarwert sind es bereits vier Monate. Bei Werten unterhalb von 60 Punkten lag in der Vergangenheit zumeist eine Rezession vor.

2. In allen fünf Teilbereichen des Verbrauchervertrauens fanden im Februar Verbesserungen statt. Mit Abstand am stärksten verbesserten sich die Arbeitsmarkterwartungen. Vermutlich dürfte der erneute und überraschend starke Rückgang der Arbeitslosenquote auf 9,0 % hierfür verantwortlich sein. In den vergangenen beiden Monaten sank die Arbeitslosenquote insgesamt um 0,8 Prozentpunkte - ein Rückgang, wie es ihn seit Ende der Fünfzigerjahre nicht mehr gegeben hat. Interessanterweise nahmen die Befragten diesen Rückgang nicht zum Anlass, ihre Lageeinschätzung hinsichtlich des Arbeitsmarktes deutlich nach oben zu nehmen. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass auch die privaten Haushalte dem statisch ausgewiesen Wert nicht ganz trauen und nur die grundsätzliche Verbesserung am Arbeitsmarkt registrieren.

3. Es hat lange gedauert, bis auch die privaten Haushalte den Beginn des Aufschwungs bemerkt haben. Insbesondere die enttäuschende Beschäftigungsentwicklung dürfte der Hauptgrund hierfür sein. Trotz des überraschenden Anstiegs des Verbrauchervertrauens im Februar kann insgesamt noch nicht von einer normalen Stimmungssituation gesprochen werden. Die inoffizielle Rezessionsmarke von 60 Punkten wird zwar nun deutlicher überschritten. Ein ausgeprägtes "Unwohlsein" dürfte die privaten Haushalte insgesamt aber weiterhin plagen. Dieser Bereich reicht etwa bis 80 Punkte. Gemessen an der Entwicklung der Erwartungskomponente könnte man meinen, die Lagekomponente müsste sich in den kommenden Monaten sukzessive verbessern. Jedoch hat die Erwartungskomponente keinen zeitlich stabilen Vorlauf zur Lagekomponente. Ungeachtet von Belastungsfaktoren wie den stetig steigenden Benzinpreisen oder den Diskussionen über höhere Steuerbelastungen auf Bundesebene kann sich die Stimmung der privaten Haushalt im Zusammenspiel mit einer Verbesserung am Arbeitsmarkt in diesem Jahr durchaus normalisieren. Der anschließende Euphoriebereich beginnt dann jenseits von 110 Punkten.

Rudolf Besch

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