Fundamentale Nachricht
14:01 Uhr, 21.11.2019

"USA und China befinden sich in den „Ausläufern des Kalten Krieges"

Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger warnte auf dem Bloomberg New Economy Forum, dass der Handelskonflikt schlimmer sein könnte als der Erste Weltkrieg, wenn er uneingeschränkt weiterläuft.

New York/ Peking (Godmode-Trader.de) - Chinas Unterhändler in den laufenden Gesprächen, Liu He, äußerte sich auf dem Bloomberg New Economy Forum in Peking, „vorsichtig optimistisch", dass ein erstes Teil-Abkommen mit den USA zeitnah zustande komme.

Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger sagte am Donnerstag auf dem Forum, dass sich Amerika und China in den „Ausläufern des Kalten Krieges" befänden, und warnte in drastischen Worten davor, dass der Konflikt schlimmer sein könnte als der Erste Weltkrieg, wenn er uneingeschränkt weiterläuft. Später am Tag warnte der ehemalige US-Finanzminister Henry Paulson vor den Gefahren einer Entkopplung der beiden größten Volkswirtschaften der Welt.

Liu erläuterte auf dem Forum auch Chinas Pläne zur Reform staatlicher Unternehmen, zur Öffnung des Finanzsektors und zur Durchsetzung der Rechte an geistigem Eigentum - Fragen, die im Mittelpunkt von Forderungen der USA nach einer Erneuerung des chinesischen Wirtschaftssystems stehen. Liu He räumte ein, dass er über manches Anliegen der USA „verwirrt“ sei, gleichwohl sei er zuversichtlich, dass die erste Phase einer Vereinbarung abgeschlossen werden könne.

Amerikanische und chinesische Unterhändler kommunizierten weiterhin eng miteinander und arbeiteten auf ein Abkommen der Phase eins hin, sagte der Sprecher des Handelsministeriums, Gao Feng, am Donnerstag bei einem Briefing vor Journalisten in Peking. Angesprochen auf einen Medienbericht über eine mögliche Verzögerung eines ersten Handelsabkommens sagte der Sprecher, dass derartige Gerüchte „ungenau“ seien.

Am Mittwochabend hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass der Abschluss eines ersten Teilabkommens zur Beilegung des Handelskonflikts erst im nächsten Jahr erfolgen könnte. China habe zuletzt eine Aufhebung zusätzlicher Zölle verlangt, während die US-Seite ebenfalls weitere Forderungen gestellt habe. Zuvor hatte US-Präsident Trump China am Dienstag mit höheren Strafzöllen gedroht, sollte es im Handelskonflikt beider Länder keine Einigung geben: „Wenn wir keinen Deal mit China machen, erhöhe ich die Zölle nur noch weiter."

Darüber hinaus hat der US-Kongress zwei Gesetzesentwürfe zur Unterstützung der Demokratiebewegung in Hongkong beschlossen. Das Repräsentantenhaus billigte am Mittwochabend die Gesetzesentwürfe, die am Vortag der Senat beschlossen hatte. Sollte Präsident Trump die Entwürfe gegenzeichnen, werden Sanktionen möglich. China droht in dem Fall mit Gegenmaßnahmen. Während das Hongkonger-Gesetz ein negativer Faktor für die erste Phase des Abkommens gewesen sei, könne China in diesem Jahr vielleicht noch eine Einigung mit den USA erzielen, sagte Zhang Yansheng vom China Center for International Economic Exchanges zu Bloomberg. „Die optimistische Einschätzung ist, dass die Phase-Eins-Vereinbarung noch in diesem Jahr erreicht werden kann, und eine pessimistischere ist, dass die erste Phase ins nächste Jahr bis zu einem gewissen Punkt verschoben wird", sagte Zhang

China hat derweil den US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und Finanzminister Steven Mnuchin zu Gesprächen nach Peking eingeladen, berichtete das Wall Street Journal am Donnerstag. Die Chinesen hofften, dass das Treffen vor dem Thanksgiving-Feiertag am kommenden Donnerstag stattfinden könne, aber die US-Seite habe noch nicht zugesagt.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten