Kommentar
20:00 Uhr, 31.07.2008

USA: Konjunkturausblick hellt sich auf

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1. Die wirtschaftliche Entwicklung in den USA hat im zweiten Quartal wieder Fahrt aufgenommen. Allerdings stieg das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal mit 1,9 % (auf das Jahr hochgerechnet) gegenüber dem Vorquartal schwächer als erwartet an (Bloomberg-Median: 2,3 %; DekaBank: 2,5 %). Mit der Bekanntgabe des zweiten Quartals wurden turnusmäßig auch die Daten der drei Vorjahre revidiert. Alle drei Jahre wurde hierbei nach unten genommen. Beispielsweise stieg das Bruttoinlandsprodukt im 2007 statt mit 2,2 % um 2,0 %.

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2. Ähnlich wie im Vorquartal kam nicht wie in den USA sonst üblich vom privaten Konsum der stärkste Wachstumsbeitrag. Allerdings stiegen die privaten Konsumausgaben mit 1,5 % wieder etwas deutlicher als im Quartal zuvor. Als spürbare Belastung machten sich hier die hohen Inflationsraten bemerkbar. Der Konsumdeflator war mit 4,2 % (qoq, ann.) ungewöhnlich kräftig. Dies resultiert vornehmlich aus einem kräftigen Anstieg der Energiepreise. Die Einkommensentwicklung ist im zweiten Quartal aufgrund der ausgezahlten Steuerrückerstattungen stark verzerrt gewesen (7,4 % qoq, ann.) und sollte daher nicht überinterpretiert werden. Die Lohn- und Gehaltsentwicklung signalisiert dagegen eine schwächere Entwicklung. Der Zuwachs um 3,3 % (qoq, ann.) war für US-amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich niedrig und unterstreicht, dass sich der Arbeitsmarkt derzeit in einer Schwächephase befindet.

3. Zum zehnten Mal in Folge sanken die Wohnungsbauinvestitionen, allerdings mit einer geringeren Abwärtsdynamik als zuvor. Die letzten Bauindikatoren (bspw. Baubeginne, Baugenehmigungen) deuten bereits darauf hin, dass die Wohnungsbaurezession in den kommenden Monaten ein Ende finden dürfte, wenngleich in den Folgequartalen nicht mit einer dynamischen Entwicklung zu rechnen ist. Überraschend kräftig stiegen dagegen die Investitionen im Bereich des Gewerbebaus. Bisher gingen wir davon aus, dass dieser im zweiten Halbjahr 2008 eine rückläufige Aktivität aufweisen wird. Die heutigen Daten lassen Zweifel an dieser Einschätzung aufkommen, sodass es durchaus denkbar ist, dass der Gewerbebau zumindest geringe Zuwächse erzielen könnte.

4. Eine Enttäuschung ist die Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen im zweiten Quartal. Nach einem leichten Rückgang im ersten Quartal sanken diese mit 3,4 % (qoq, ann.) relativ deutlich gegenüber dem Vorquartal. Die Teilstatistiken zeigen aber, dass die Investitionen im Bereich Transport geradezu eingebrochen sind (-47,9 % qoq, ann.). Rechnet man den Transportsektor heraus, dann stiegen die Ausrüstungsinvestitionen um 6,5 % (qoq, ann.) und damit deutlich stärker als in den Quartalen zuvor. Somit hat die immer noch schwelende Kreditkrise weiterhin keine deutlichen Spuren in der Investitionsdynamik der Unternehmen hinterlassen.

5. Der mit Abstand stärkste Wachstumstreiber war im zweiten Quartal der Außenhandel. Der Wachstumsbeitrag in Höhe von 2,4 Prozentpunkten wurde seit Ende der Vierzigerjahre nur in zwei Quartalen (1Q 1975 und 2Q 1980) überboten. Eine ungewöhnliche Konstellation, nämlich eine kräftige Exportdynamik gepaart mit einem sehr starken Rückgang der Importe, ist hierfür der Hintergrund. Dabei sind die Importe in nominaler Rechnung sogar um über 20 % (qoq, ann.) angestiegen. Der Preisanstieg um fast 30 % führte letztlich zu einer Mengenreaktion in der Nachfrage, sodass die Importe in realer Rechnung gesunken sind. Auf der Exportseite sind die Preise ebenfalls kräftig angestiegen (10,3 % qoq, ann.), allerdings weniger dramatisch.

6. Überraschend deutlich sind die Lagerinvestitionen gesunken. Bereits seit mehreren Quartalen passen die monatlich verfügbaren Lagerbestandsdaten nicht zu den Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Diese divergierenden Entwicklungen setzten sich im zweiten Quartal fort. Der negative Wachstumsbeitrag der Lagerinvestitionen von fast zwei Prozentpunkten bedeutet aber, dass in den kommenden Quartalen mit einer stärkeren wirtschaftlichen Aktivität zu rechnen ist. Denn die ungewöhnlich niedrigen Lagerinvestitionen dürften aus der überraschend dynamischen inländischen und ausländischen Nachfrage resultieren und somit ungeplant gewesen sein.

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7. Der ungeplante Lagerabbau sowie die vermutlich ausbleibende Gewerbebaurezession deuten auf eine stärkere wirtschaftliche Aktivität im zweiten Halbjahr 2008 hin als zuletzt von uns erwartet. Bisher gehen wir davon aus, dass sich die verschärften Kreditvergabe-Konditionen für Unternehmenskredite noch als Belastung für die Unternehmensinvestitionen bemerkbar machen, sodass sich zwar mit den heutigen Daten der Wachstumsausblick für das zweite Halbjahr etwas aufhellt, wir aber weiterhin nur mit einer schwachen wirtschaftlichen Dynamik rechnen.

Autor: Rudolf Besch - DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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