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08:48 Uhr, 26.03.2015

USA könnten Überkapazität des Ölmarktes abschöpfen

Der niedrige Ölpreis ist für viele Unternehmen ein Problem. Schieferölförderer bangen um ihre Existenz. Für andere ist der niedrige Preis eine Gelegenheit, insbesondere für den Staat.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 52,01 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 59,33 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 52,01 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 59,33 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)

Mitte März machte der Ölpreis einen spontanen Sprung nach oben. Der Grund war eine Meldung über den Kauf von 5 Mio. Barrel Öl durch das US Energieministerium. Das US Energieministerium hat unter anderem die Aufgabe, die strategischen Ölreserven zu verwalten und aufzubauen. Die SPR (Strategic Petroleum Reserves) wurden seit Jahren nicht mehr erweitert. Der niedrige Ölpreis ist da eine gute Gelegenheit, die Lager wieder zu füllen.

Seit 2011 ist der SPR Bestand fast unverändert. 2011 gab es eine merkliche Reduktion der Bestände als Reaktion auf Engpässe aus Förderländern, die durch den Arabischen Frühling nicht regulär exportieren konnten. Insgesamt wurden 30 Mio. Barrel für den Verkauf freigegeben. Der Abbau der Reserven wurde bisher nicht rückgängig gemacht. Das könnte sich nun ändern, immerhin ist Öl so billig zu haben wie schon lange nicht mehr.

Grafik 1 zeigt die Entwicklung der SPR seit deren Einführung vor knapp 40 Jahren. Die US hatten Mitte der 70er Jahre den Aufbau von Reserven als Reaktion auf den Ölpreisschock und das Ölembargo beschlossen. Die Reserven wurden relativ schnell aufgebaut. Im Jahr 1981 betrug die Menge an gekauftem Öl zwei Tage der gesamten Weltproduktion von Öl.

Signifikante Reduktionen der Reserven gab es eigentlich nie. Bisher wurden sie nur gebraucht, um kurzzeitige Ölpreisschocks abzumildern. Im ersten Golfkrieg wurde ein kleiner Teil der Reserven verkauft, um den Schock abzumildern. Wirklich gelungen ist das nicht. Der Preis verdoppelte sich innerhalb kurzer Zeit, fiel aber auch genauso schnell wieder.

Die SPR haben zwei Hauptaufgaben. Einerseits sollen sie die Versorgung mit Öl sicherstellen, andererseits können sie zu große Marktschwankungen glätten. Die Reserven sind in Louisiana und Texas angesiedelt. Gibt es aus den Bundesstaaten am Golf von Mexiko Versorgungsengpässe, dann kann das durch die SPR aufgefangen werden. Einen solchen Fall gab es 2005 nach Hurricane Katrina.

Für den eigentlichen Ernstfall wurden die SPR bisher nicht gebraucht. Vermutlich wird es auch noch lange dauern, bis es soweit ist. Derzeit will jeder Förderer Öl verkaufen, egal um welchen Preis. Da ist nicht mit einem Exportstopp in die USA zu rechnen. In den 90er Jahren gab es sogar zeitweise Überlegungen die SPR deutlich zu reduzieren. 1996 wurden viele Mio. Barrel Öl aus den SPR verkauft, um das Budgetdefizit zu reduzieren. Bei den momentanen Preisen würde es keinen Sinn machen Öl zu verkaufen, um den Staatshaushalt zu finanzieren. Auch bei einer Verdopplung der Preise ist die Gefahr dafür gering.

Grafik 1 zeigt neben der Entwicklung der SPR auch den Wert der Ölreserven. Der Kaufpreis des Öls zu Anschaffungskosten liegt bei insgesamt 19 Mrd. USD. Der aktuelle Marktwert liegt bei 30 Mrd. 2008, als der Ölpreis auf ca. 150 USD stieg lag der Marktwert einmal bei knapp 100 Mrd. USD. Bei jährlichen Budgetdefiziten von 400 bis 500 Mrd. ist aber selbst das keine nachhaltige Option, um das Defizit zu reduzieren.

Gleichzeitig ist die Erhaltung der Ölreserven vergleichsweise günstig. Grafik 2 zeigt die jährlichen Kosten (rote Balken). In den vergangenen Jahren lagen die Kosten im Durchschnitt bei 200 Mio. USD. Das ist wirklich nicht viel. Werden Reserven aufgebaut, dann steigen natürlich auch die Kosten einmalig. Ohne den Zukauf ist die Verwaltung sehr effizient und kostet lediglich einige Millionen. Die Lagerkosten pro Barrel liegen bei 0,221 USD. Das ist weniger als die Hälfte der Kosten, die bei kommerzieller Lagerung anfallen.

Für den Ernstfall gilt für die Reserven vor allem eine Messgröße: wie lange reichen die Reserven, wenn die Importe stoppen? Dieser Wert ist in Grafik 2 abgebildet. Würden die USA kein Öl mehr importieren können, dann haben sie genug Öl in ihren Reserven, um das Land 130 Tage lang zu versorgen. Das ist schon ein ziemlich bequemes Polster und der höchste Wert seit Einführung der SPR.

Im aktuellen Marktumfeld ließen sich die Reserven weiter günstig aufbauen. Sie liegen derzeit bei knapp 700 Mio. Barrel. Laut Gesetz besteht die Absicht, die Reserven auf eine Milliarde Barrel aufzubauen. Dabei gibt es allerdings ein Problem: die Lagerkapazität liegt bei lediglich 727 Mio. Barrel. Obwohl das Ziel von einer Milliarde Barrel bereits seit 20 Jahren besteht, wurde die Kapazität so gut wie gar nicht ausgebaut. Würden die USA beschließen, die fehlenden 300 Mio. Barrel zu kaufen, dann geht das nicht von heute auf morgen. Das ist eigentlich schade, denn so billig wie heute war Öl schon lange nicht mehr. Gleichzeitig hätte der Kauf der fehlenden 300 Mio. Barrel den positiven Effekt, dass die Ölpreise stabilisiert würden. 300 Mio. Barrel sind fast die gesamte weltweite Jahresüberproduktion. Den Fracking Unternehmen würde das helfen. Es würde garantieren, dass der Ölboom in den USA nicht zu Ende geht.

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  • Jarakoff
    Jarakoff

    Hat jemand die Zahlen parat, wie lange es dauern würde bis die US Lagerbestände (insgesamt, also nicht nur die SPR) komplett aufgefüllt wären, wenn die Lagerbestände weiterhin in diesem Tempo ansteigen?

    14:10 Uhr, 26.03. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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