USA: Gigant am Scheideweg?
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Ein ausgeprägter Unternehmergeist verbunden mit einer hohen Risikobereitschaft sowie der Einstellung, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist – diese Kombination hat die Vereinigten Staaten zu dem gemacht, was sie heute sind: die größte und innovativste, aber auch marktgläubigste Volkswirtschaft der Welt. So gilt zum Beispiel das Silicon Valley zweifellos als Inbegriff für technologischen Fortschritt und Erfindergeist. Zahlreiche Hightech-Giganten wie Apple, Google, Adobe, Oracle, Tesla oder Amazon haben hier in der San Francisco Bay Area ihren Sitz. 19 Prozent der gesamten Wertschöpfung des industriellen Sektors der USA sowie mehr als 80 Prozent des Dienstleistungssektors werden im Silicon Valley erwirtschaftet. Zu den Erfolgsfaktoren gehört unter anderem die enge Verzahnung zwischen den Unternehmen und der Wissenschaft. Zahlreiche Startup-Gründer sind Absolventen hiesiger Elite-Universitäten wie Stanford oder Berkeley.
Vom Silicon Valley zur Wall Street
All das hat dazu beigetragen, dass sich Wirtschaftsleistung und Unternehmensgewinne jenseits des Atlantiks auf lange Sicht meistens dynamischer entwickelt haben als in anderen Industrieländern. Ein Spiegelbild dafür liefert die Wall Street. Seit 1990 hat sich der Dow Jones nahezu verzehnfacht. Der Euro Stoxx 50 brachte es seither lediglich auf eine Verdreifachung seines Scores. Es wird spannend, wie sich die US-Märkte in diesem Jahr schlagen werden. Denn es gibt einen Faktor, dem sich selbst die USA nicht entziehen können: dem Zyklus der Konjunktur.
Der Scheitelpunkt ist bald erreicht
Zwar wird sich das US-Wirtschaftswachstum in diesem Jahr aktuellen Prognosen zufolge noch auf 2,7 Prozent beschleunigen, wozu auch die Trump’sche Steuerreform mit 0,3 bis 0,4 Prozentpunkten beitragen wird. Gleichwohl dürfte damit aber auch der Scheitelpunkt des Booms erreicht sein. Die Vereinigten Staaten befinden sich bereits in einem relativ fortgeschrittenen Stadium des Wirtschaftsaufschwungs. Zum Ausdruck kommt dies insbesondere am brummenden Arbeitsmarkt, der bekanntlich als Spätindikator für die Wirtschaftsentwicklung gilt. Folgen der Überhitzung könnten Kapazitätsengpässe und steigende Löhne sein. Beides würde die Preise anheizen.
Ein Schreckgespenst geht um
Die Anleihenmärkte haben auf die zunehmenden Inflationssorgen bereits mit steigenden Renditen für US-Government-Bonds reagiert. Und auch der jüngste Kursrutsch an der Wall Street ist auf die akuten Inflationsängste zurückzuführen. Sollte die US-Notenbank Fed in diesem Jahr die Leitzinsen nicht wie vom Markt erwartet um zwei bis drei Schritte erhöhen, sondern ein schnelleres Tempo einlegen, dürfte das die Aktienkurse erneut ins Trudeln bringen. Eine fragwürdige Rolle kommt in dieser Situation dem US-Dollar zu. Von dessen Schwäche profitiert zwar auf der einen Seite der US-Handel, auf der anderen Seite gibt es jedoch auch die Kehrseite der Medaille, denn die Abwertung des Greenbacks verstärkt die inflationären Tendenzen.
Was tun?
Wie sollten sich Anleger in diesem seltsam angespannten Umfeld verhalten? Sich komplett aus US-Aktien zu verabschieden scheint nur eine suboptimale Lösung zu sein. Zu gut steht das Land noch da. Es könnte Sinn machen, bestehende US-Positionen abzusichern, etwa mit Optionsscheinen oder Knock-Out-Papieren. Akteure mit höherer Risikoneigung können auch darüber nachdenken, kurzfristig auf eine Erholung des Marktes zu setzen. Warum? Wie die Vergangenheit gezeigt hat, folgen auf Marktphasen mit extremen Volatilitätsspitzen – wie sie Ende Januar beim VIX, dem Volatilitätsindex des S&P 500, zu beobachten waren –, häufig temporäre Gegenbewegungen. Untersuchungen bestätigen dies: Von den 30 Volatilitätsspitzen, die beim VIX seit 1990 auszumachen sind, folgte in 24 Fällen eine solide positive Drei-Monat-Performance des S&P 500. In nur sechs Fällen fiel die Bilanz negativ aus.
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