Fundamentale Nachricht
13:22 Uhr, 14.08.2019

USA/China: Massive Kritik an Donald Trump

Die US-Regierung hat weiche Knie bekommen und ihre harte Linie im Handelsstreit mit China aufgeweicht. Doch ist dies eine kluge Strategie? Präsident Trump hat sich laut Experten angreifbar gemacht und seine Position im Handelskrieg geschwächt.

New York/ Peking (Godmode-Trader.de) - US-Präsident Donald Trump hat sich letztlich dann doch dem Druck der US-Unternehmenslobby und den Warnern vor den negativen wirtschaftlichen Folgen seines Handelskrieges mit China gebeugt und die Einführung neuer Zölle auf eine Vielzahl von chinesischen Konsumgütern, einschließlich Spielzeug und Laptops, bis Mitte Dezember verschoben.

Die Pläne, im Kampf mit China auf den Pausenknopf zu drücken, traf am Dienstagnachmittag auf die Märkte ein. Die Aktienkurse weltweit erholten sich, (US-Aktien stoppten eine zweitägige Talfahrt), die Ölpreise sprangen in die Höhe, während die als sicher geltenden Anlagen, wie Edelmetalle, Einbußen erlitten.

Trump wiederholte bereits bekannte Formulierungen: Das letzte Gespräch mit China sei „produktiv“ gewesen und dass „Peking wirklich gerne einen Deal machen würde". Obwohl er oft bestritten hatte, dass seine Zölle Auswirkungen auf die Verbraucherpreise haben und darauf besteht, dass die Kosten des Zollkriegs allein von den Chinesen getragen werden, konzedierte er, dass die Zollverzögerung auch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft erfolgt sei.

Der am Dienstag angekündigte Schritt ist gewissermaßen eine Aufteilung einer umfassenden Liste von Produkten aus China in zwei separate. Viele landwirtschaftliche Produkte, Antiquitäten, Kleidung und Schuhe werden weiterhin ab September mit Zollaufschlägen belegt: Gesamtwert rund 110 Mrd. Dollar. Weitere Kategorien aus der Kommunikations- und Unterhaltungsbranche wie Smartphones, Laptops und Kinderspielzeug im Wert von 160 Mrd. Dollar werden erst nach dem 15. Dezember den Zöllen unterliegen, wie es in der Ankündigung von Dienstag hieß. Weitere Produkte im Wert von 2 Mrd. Dollar wurden gänzlich entfernt. Die Verschiebung sei ein positives Zeichen, schrieb Jan Hatzius, Chefökonom von Goldman Sachs. Es deute darauf hin, dass die Turbulenzen der Finanzmärkte in den letzten Tagen zu einer die Position des Weißen Hauses aufgeweicht habe.

Aus der US-Industrie kamen auch kritische Reaktionen, weil aufgrund der Handelspolitik der Regierung Geschäftsentscheidungen spontan geändert werden müssen. „Es ist zu spät und es ist nicht genug", zitierte Bloomberg Peter Bragdon, Chief Administrative Officer der Columbia Sportswear Co. „Es ist weiterhin eine chaotische Politik und Inkohärenz in Washington, die es für Unternehmen in den Vereinigten Staaten operativ und planerisch sehr schwierig macht. David French, Sprecher der National Retail Federation, ergänzte: „Die anhaltende Unsicherheit für US-Unternehmen und Verbraucher ist eine Belastung für die Wirtschaft. Was wir wirklich brauchen, ist eine wirksame Strategie, um Chinas unfaire Handelspraktiken anzugehen, indem wir mit unseren Verbündeten zusammenarbeiten, anstatt einseitige Zölle zu erheben, die amerikanische Arbeitsplätze kosten und die Verbraucher schädigen."

Der chinesische Vizepremier Liu He hat am Dienstag mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und Finanzminister Steven Mnuchin telefoniert. Dabei haben sich die Beteiligten auf neue, telefonische Verhandlungen in zwei Wochen geeinigt. Unklar ist aber, ob ein persönliches Treffen im September stattfinden wird. Analysten zufolge spricht die spontan veränderte Aufweichung der harten Linie Washingtons nicht für das Ansehen Trumps. „Es zeigt das zunehmende Chaos der Handelsstrategie der Regierung gegenüber China. Und trotz der Behauptungen des Präsidenten ist es das deutlichste Zeichen dafür, dass Trump tatsächlich versteht, dass die Zölle amerikanische Unternehmen und Verbraucher schädigen", sagte Edward Alden, ein Handelsexperte beim Council on Foreign Relations zu Bloomberg. „Es wird auch die ohnehin schon geringen Chancen für einen Verhandlungsfortschritt im September weiter schwächen. Warum sollten die Chinesen schwierige Entscheidungen treffen, wenn sie abwarten können, dass Trump einknickt, sobald die Märkte verrückt spielen?

Für Unternehmen bleibt die Situation in der Tat angespannt und die Zukunft unberechenbar. Ein Tweet von Trump kann wichtige Lieferketten stören oder den Zugang zu einem Markt blockieren. In der Folge werden wichtige Investitionsentscheidungen zwar nicht unbedingt aufgehoben, aber zumindest verschoben. Der Internationale Währungsfonds IWF hat jüngst die Handelsspannungen als eines der größten Risiken für die Weltwirtschaft bezeichnet. Von Goldman Sachs hieß es, dass der Handelskrieg eine Rezession in den USA auslösen könnte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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