Kommentar
15:26 Uhr, 02.05.2011

USA: Ausblick für private Konsumausgaben verbessert sich

  • Die persönlichen Einkommen sind im März um 0,5 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Die privaten Konsumausgaben nahmen im März um 0,6 % zu und die Sparquote stagnierte bei 5,5 %.
  • Der Anstieg der Löhne und Gehälter war mit 0,3 % schwächer als von uns erwartet, allerdings wurden die beiden Vormonate recht deutlich nach oben revidiert. Der Konsumanstieg resultiert unter anderem aus einem preisbedingt starken Anstieg der Ausgaben für Energie. Bedeutsamer ist allerdings der kräftige Zuwachs der Ausgaben für Dienstleistungen.
  • Der energiepreisbedingte Kaufkraftverlust betrug im ersten Quartal 56 Mrd. US-Dollar bzw. 0,4 % des Bruttoinlandsprodukts. Eine Konsumabschwächung lässt sich allerdings nicht feststellen. Die sich bessernde Lohn-/Gehalts- und damit Einkommensentwicklung sowie die gestiegene Ausgabendynamik im Bereich der Dienstleistungen sind Anzeichen für eine durchaus gute Konsumentwicklung der privaten Haushalte im weiteren Jahresverlauf.

1. Gestern wurde zusammen mit den Daten zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal die Einkommensund Ausgabenentwicklung der privaten Haushalte veröffentlicht (siehe Volkswirtschaft Aktuell: „USA: Schwacher Anstieg des Bruttoinlandsprodukts – überzeugende Wachstumszusammensetzung“). Heute folgte die Bekanntgabe der monatlichen Entwicklung. Sowohl die persönlichen Einkommen als auch die privaten Konsumausgaben sind mit 0,5 % mom (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,4 %) bzw. mit 0,6 % (Bloomberg-Umfrage: 0,5 %, DekaBank: 0,6 %) leicht stärker als zuletzt erwartet angestiegen. Die Sparquote stagnierte bei nach unten revidierten 5,5 %.

2. Die Lohn- und Gehaltsdynamik war schwächer als von uns erwartet. Im März stiegen die Löhne und Gehälter nur um 0,3 % gegenüber dem Vormonat. Aufgrund von Aufwärtsrevisionen der beiden Vormonate entspricht das Märzniveau allerdings exakt unseren Erwartungen. Trotz dieser Aufwärtsrevisionen lässt die Lohn- und Gehaltsentwicklung noch etwas zu wünschen übrig. Ein wesentliches Einkommensplus lag bei den Transfereinnahmen vor. Diese stiegen um 1,1 % gegenüber dem Vormonat an. Die weiteren Einkommensbereiche weisen kaum Besonderheiten auf: Für die Unternehmenseinkommen wurde mit 0,4 % der geringste monatliche Anstieg seit Juli 2010 gemeldet. Die Unternehmenseinkommen sind wichtig zur Einschätzung der weiteren Investitions- und Beschäftigungsentwicklung. Gleichwohl stellt der schwache Märzanstieg kein Alarmsignal dar. Beispielsweise wurde für Februar zunächst ein monatlicher Zuwachs um magere 0,3 % gemeldet, der nun auf 0,6 % nach oben revidiert wurde.

3. Das Konsumwachstum wurde im März maßgeblich durch zwei Bereiche bestimmt: Aufgrund von gestiegenen Energiepreisen nahm der Konsum von Energiegütern sehr deutlich gegenüber dem Vormonat zu. Rund ein Drittel des Konsumanstiegs entfällt auf diesen Bereich. Von größerer Bedeutung war aber der Zuwachs der Ausgaben für Dienstleistungen, die um 0,5 % gegenüber dem Vormonat angestiegen sind. Dies war das stärkste monatliche Plus seit Mai 2010 und fand (anders als im Bereich der Energiegüter) auch in realer Rechnung statt. Bedeutsam ist dies deshalb, weil die Ausgabendynamik für Dienstleistungen weniger schwankungsanfällig ist, sodass auch in den kommenden Monaten die Chancen gut stehen, dass hier überdurchschnittlich starke Zuwächse gemeldet werden. Darüber hinaus entfallen rund zwei Drittel der Gesamtausgaben auf diesen Bereich. Die Ausgaben für Gebrauchsgüter stagnierten im März nahezu gegenüber dem Vormonat – ein Rückgang bei Automobilen wurde ausgeglichen durch einen Anstieg bei Möbeln und Haushaltsgeräten.

4. Die energiepreisbedingte Belastung der privaten Haushalte war ein wichtiges Thema im Laufe des ersten Quartals. Grob geschätzt mussten die privaten Haushalte im Verlauf des ersten Quartals einen Kaufkraftverlust in Höhe von 56 Mrd. US-Dollar verkraften. In Relation zum Bruttoinlandsprodukt sind dies 0,4 Prozentpunkte. Die tatsächlichen, realwirtschaftlichen Auswirkungen sind schwieriger zu benennen, da nicht bekannt ist, wie kräftig die Konsumtätigkeit ohne diesen Kaufkraftverlust gewesen wäre. Eine durchaus übliche Reaktion der privaten Haushalte, nämlich eine Verringerung der Sparquote, fand nur im Februar statt. Allerdings wurde zu Beginn des Jahres eine Verringerung der Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer und Selbstständigen um 2 Prozentpunkte zu Lasten der Arbeitgeberbeiträge umgesetzt. Hierdurch entstand ein Einkommensgewinn der privaten Haushalte von 105 Mrd. US-Dollar. Dieser Einkommensgewinn dürfte geholfen haben, den Kaufkraftverlust aufgrund der gestiegenen Energiepreise ohne Konsumanpassung zu verkraften. Wir gehen davon aus, dass der Kaufkraftverlust in den kommenden Monaten nicht dauerhaft weiter zunehmen wird, insbesondere weil sich der Rohölpreis bereits deutlich von seinem fundamental gerechtfertigten Niveau entfernt hat. Die sich bessernde Lohn- / Gehalts- und damit Einkommensentwicklung sowie die gestiegene Ausgabendynamik im Bereich der Dienstleistungen sind Anzeichen für eine durchaus gute Konsumentwicklung der privaten Haushalte im weiteren Jahresverlauf.

Rudolf Besch

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