USA an kritischem Punkt?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
- Nikkei225Kursstand: 16.820,00 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat eine klare Meinung: Notenbanken sollten weiterhin die Geldschleusen offenhalten. Das Risiko, dass sich die Wirtschaft wieder abschwächen könnte, ist zu groß. Aus diesem Grund sollten Notenbanken einer Beschleunigung des Wachstums am besten erst einmal tatenlos zusehen und in Kauf nehmen, dass ihre geldpolitischen Ziele übertroffen werden. An vorderster Front ist das Inflationsziel von 2 % zu nennen.
Der IWF geht mit seiner Forderung indirekt davon aus, dass die Volkswirtschaften nach der Finanz- und Staatsschuldenkrise wieder gesunden werden. Gesundung bedeutet in diesem Fall: Die Inflation kehrt zu ihrem langfristigen Mittel zurück, die Überschuldung wird abgebaut, Zinsen können langfristig wieder steigen und die Arbeitslosigkeit kehrt auf ihr Vorkrisenniveau zurück.
Es braucht keine aufwendige Analyse, um zu erkennen, dass die Gesundung der meisten Wirtschaften alles andere als vor der Tür steht. Der ehemalige Chefökonom der Weltbank, Lawrence Summers, hat dafür eine Erklärung. Er sieht die Welt in einer säkularen Stagnation.
Säkulare Stagnation unterscheidet sich von den herkömmlichen und bekannten Konjunkturzyklen. In normalen Zeiten bewegt sich die Konjunktur in Zyklen, zwischen Aufschwung und Abschwung. Über Zinsanhebungen und Zinssenkungen versuchen Notenbanken die Zyklen zu steuern.
Bei einer säkularen Stagnation kommt es im Gegensatz zum normalen Konjunkturzyklus nicht zu einer zeitlich begrenzten Rezession, dem ein Phase des Wachstums folgt. Vielmehr ist die Wirtschaft mit Nullwachstum konfrontiert. Das Wirtschaftswachstum schwankt um den Nullpunkt. Inflation ist in dieser Zeit kein Thema. Sie schwankt wie das Wachstum ebenfalls um den Nullpunkt.
Wenn man wissen will, was eine säkulare Stagnation ist, muss man nur einen Blick auf die Wachstumshistorie Japans seit Mitte der 90er Jahre werfen. In den vergangenen 23 Jahren lag die durchschnittliche Wachstumsrate bei 0,74 %. Das schließt die „dynamische“ Zeit von 2002 bis 2008 mit ein. Seit 2008 ist die Wirtschaftsleistung unterm Strich nicht mehr vom Fleck gekommen. Japan stagniert seit 8 Jahren.
Lawrence Summers und andere Experten sehen die Welt (USA, Europa) am Rande einer säkularen Stagnation. Die Theorie macht durchaus Sinn, denn die Faktoren, die in Japan zur Stagnation geführt haben, sind auch in der westlichen Welt zu beobachten. Das Bevölkerungswachstum lässt nach. In vielen Ländern schrumpft die Bevölkerung sogar und überaltert gleichzeitig. Da kann man kaum erwarten, dass mehr konsumiert wird und dadurch die Nachfrage steigt.
Es ist nicht nur die Überalterung der Gesellschaft, die das Wachstum dämpft. Seit Jahren nimmt das Produktivitätswachstum ab. Als Faustregel gilt, dass das Wirtschaftswachstum so hoch sein kann, wie das Produktivitäts- und Beschäftigungswachstum. Schrumpft die Anzahl an Personen, die arbeiten z.B. um 0,3 % pro Jahr und steigt die Produktivität um 0,5 %, dann liegt das potentielle Wachstum bei 0,2 %.
Säkulare Stagnation kommt fast unweigerlich auf uns zu. Die Frage ist jedoch: Ist es schon jetzt soweit oder doch erst in 20 Jahren? Keiner kann diese Frage mit Sicherheit beantworten. Die US-Notenbank (Fed) geht derzeit nicht von säkularer Stagnation aus. Sie macht sich vielmehr Sorgen darüber, dass sich das Wirtschaftswachstum beschleunigt und sie nicht rechtzeitig aus der ultralockeren Geldpolitik aussteigen kann.
Die Fed befürchtet, dass sie durch eine Wachstumsbeschleunigung dazu gezwungen sein wird die Zinsen plötzlich anzuheben, um eine Überhitzung mit all ihren Folgen (Spekulationsexzesse, Fehlallokation von Kapital) zu verhindern. Genau dieser Schritt könnte die Wirtschaft jedoch erneut in eine Rezession stürzen.
Will man die unterschiedlichen Sichtweisen zusammenfassen, dann kann man nur sagen: Niemand weiß, was wirklich vor sich geht. Jeder hat zwar eine Meinung oder eine Befürchtung, doch tatsächlich sind alle gleichermaßen blind.
Die gute Nachricht an der Sache ist: wer auch immer Recht bekommt, es ist in diesem und im nächsten Jahr nicht relevant. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich das Wirtschaftswachstum innerhalb der nächsten Monate massiv beschleunigt oder verlangsamt und ob wir uns in einer säkularen Stagnation befinden, wissen wir ohnehin erst, nachdem wir mitten drinstecken.
Diese großen Fragen, die Notenbanken und Experten diskutieren, werden langfristig äußerst relevant sein. Mittelfristig, auf Sicht von anderthalb bis zwei Jahren, sind sie von geringer Bedeutung. Anleger sollten sich daher auch von diesen Diskussionen nicht allzu sehr beirren lassen. Grafik 2 untermauert dies. Dargestellt sind das US-Wirtschaftswachstum sowie die Zinskurve.
Wirtschaftswachstum und Zinskurve stehen in engem Zusammenhang. Die Kurve kommt zustande, indem von den langfristigen Zinsen die kurzfristigen abgezogen werden. Invertiert diese Kurve, dann sind die langfristigen Zinsen niedriger als die kurzfristigen. Eine solche Inversion geht den meisten Rezession 4 bis 6 Quartale voraus.
Grafik 3 zeigt die Zinskurve um 6 Quartale in die Zukunft versetzt. Demnach ist die Wirtschaft theoretisch bis Ende 2017 auf der sicheren Seite. Selbst wenn die US-Notenbank nun die kurzfristigen Zinsen anhebt, die langfristigen Zinsen aber sehr niedrig bleiben, kommt es wohl nicht vor Ende 2016 bis Mitte 2017 zu einer Inversion. Ein Abschwung ist daher bis auf weiteres nicht absehbar.
Konkret bedeutet dies wohl, dass es so weitergeht wie bisher. Damit ist zwar von den großen Fragen nichts entschieden und es weiß immer noch niemand so ganz genau, was eigentlich gerade mit der Wirtschaft geschieht, doch „weiter so“ ist für Anleger aktuell die beste Lösung.
Lars Gottwik
Partner & COO JFD Brokers
JFD Brokers – Just FAIR and DIRECT
Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.
ÜBER JFD BROKERS:
WER WIR SIND:
JFD Brokers ist eine einzigartige Mischung aus herausragenden Finanzmarktanalysten und erfahrenen Brokerage-Profis, welche einen revolutionären, zukunftsorientierten Ansatz bei der Entwicklung von Online- Trading Technologien und Lösungen beschreitet. Unser Angebot umfasst Margin Trading, Vermögensverwaltung, HFT & quantitative Systeme, physische Devisen (FX) Zahlungen, Prime und IT-Lösungen und ist perfekt auf erfahrene Privatinvestoren und institutionelle Partner zugeschnitten.
WAS WIR MACHEN:
Wir sind der einzige Retail-Broker, der ALLEN KUNDEN (ab einer Mindesteinlage von 500 Euro) den Handel von bis zu 9 Anlageklassen (mit mehr als 800 Finanzinstrumenten) innerhalb einer einzigen Handelsplattform, mit einem einheitlichen institutionellen Pricing (börsenechte Spreads / Core Spreads) und einer einheitlichen STP/DMA Ausführungsart bietet. Sie profitieren mit JFD Brokers von Interbank-Core Spreads, niedrigen Tradingkosten, kompletter Anonymität, vollständiger Transparenz, hoher Liquidität und einem 100 % DMA/STP Konto. Dieses bietet Ihnen einen extrem latenzarmen Zugang zu mehr als 15 Tier1 Liquiditätsanbietern, sowie zu mehr als 80 Primärbörsen, MTFs bzw. sekundär Derivate- & Warenbörsen, bzw. Dark- & Lightpools.
RISK-DISCLAIMER:
JFD Brokers bietet ausschließlich beratungsfreie Dienstleistungen an. Der Inhalt dieser Analyse enthält keine Anlageberatung bzw. Anlageempfehlung (und darf auch nicht als solche verstanden werden) und stellt keinesfalls eine Aufforderung zum Erwerb von jeglichen Finanzinstrumenten oder -produkten dar. JFD Brokers haftet nicht für Schäden, welche auf einzelne Kommentare und Aussagen auf Analysen von JFD Brokers zurückzuführen wären / sind und übernimmt keine Gewähr in Bezug auf Vollständigkeit und Richtigkeit des dargestellten Inhaltes. Somit trägt der Anleger ausschließlich alleinverantwortlich das Risiko für seine Anlageentscheidungen.
Die dargestellten Analysen und Kommentare enthalten keine Berücksichtigung Ihrer persönlichen Investitionsziele, Ihrer finanziellen Verhältnisse oder Bedürfnisse. Der Inhalt wurde nicht gemäß der gesetzlichen Vorschriften für Finanzanalysen erstellt und muss daher vom Leser als Marketinginformation angesehen werden. JFD Brokers untersagt die Vervielfältigung oder Veröffentlichung ohne ausdrückliche Genehmigung.
FX und CFDs sind gehebelte Produkte. Sie sind nicht für jeden Anleger geeignet, da sie ein hohes Maß an Risiko für Ihr Kapital bergen und Sie mehr verlieren können als Ihre ursprüngliche Einzahlung. Bitte vergewissern Sie sich, dass Sie alle Risiken verstehen.
Disclaimer: https://www.jfdbrokers.com/legal-info/legal-information.html
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.