Kommentar
09:56 Uhr, 26.11.2014

US-Verbraucher verlieren Vertrauen: Na und?

Es heißt immer wieder, dass die US Wirtschaft zu 70% vom Konsum abhängt. Wenn Verbraucher Vertrauen verlieren, dann ist das kein gutes Zeichen. So die konventionelle Sichtweise.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.067,03 Punkte (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.067,03 Punkte (Chicago Mercantile Exchange)

Daran, dass die US Wirtschaft stark vom Inlandskonsum abhängig ist, daran gibt es wenig zu rütteln. Ein Rückgang des Verbrauchervertrauens um 5,4 Punkte auf 88,7 von 94,1 Punkten ist signifikant. Es ist aber auch nicht ungewöhnlich. Größere Sprünge gibt es immer wieder. 5,4 Punkte ist schon fast einer der kleineren. Wenn sich das Sentiment wirklich grundlegend verändert, dann kommt es von einem zum nächsten Monat zu größeren Bewegungen (10 Punkte und mehr).
Ein Rückgang im November ist saisonal nicht ungewöhnlich. Es gibt ein spätherbstliches oder frühwinterliches Tief. Im Dezember, pünktlich zu Weihnachten, steigt das Vertrauen dann auch einmal wieder. Das Verbrauchervertrauen sollte zwar theoretisch nicht so sehr von der Saisonalität bestimmt werden, wird es aber. Insofern ist der Rückgang schon einmal nicht wirklich problematisch.

Ein anderer Aspekt ist vielleicht noch viel wichtiger. Betrachtet man die lange Zeitreihe, dann zeigt sich, dass sei dem Tief im Februar 2009 eine enorme Aufholjagd des Vertrauensindex stattgefunden hat. Trotz dieser Aufholjagd ist es aber noch immer vergleichsweise tief. Seit 1977 konnte man eigentlich nur von Hochstimmung reden, wenn der Index über 100 Punkten notierte. Davon sind wir aktuell noch ein Stück entfernt. Anders sieht es bei Aktien aus. Der S&P 500 markiert fast täglich ein neues Allzeithoch. Die Schere zwischen Aktienentwicklung und Konsumentenvertrauen wird seit 2000 immer größer. Eigentlich dürfte das nicht sein. Nach konventioneller Lesart bedeutet hohes Vertrauen hohen Konsum. So richtig gut geht diese Gleichung seit Jahren nicht mehr auf. Man könnte fast fragen:

Brauchen die Aktien überhaupt noch Konsumenten?

Würde der Konsum stark zurückgehen, dann wäre das sicherlich ein Problem für Unternehmen. Solange der Konsum aber zumindest leicht steigt, ist alles in Ordnung. Man darf nicht Aktien mit Wirtschaft verwechseln. Ein Großteil der Umsätze und Gewinne von US Unternehmen kommt aus dem Ausland. Ebenso kann man Gewinne auch steigern, indem man spart. Das tun die Unternehmen seit Jahren. Zusätzlich reduzieren sie durch Aktienrückkäufe den Freefloat. Dadurch erhöht sich der Gewinn pro Aktie selbst wenn der Gewinn stagniert.

Das im historischen Vergleich geringe Konsumentenvertrauen zeigt einen Wandel in der US Wirtschaft. Löhne steigen nicht mehr. Neugeschaffene Stellen sind oft schlecht bezahlt. Strukturelle Probleme halten das Vertrauen auf dem Boden der Tatsachen. So schnell wird sich das auch nicht ändern. Für Aktien ist das nicht vollkommen irrelevant, aber ein weniger gut gelaunter US Konsument ist für Unternehmen nicht notwendigerweise ein Problem. Für Alarmglocken ist es noch deutlich zu früh.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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