US-Notenbanksitzung im Juni: Dienst nach Ansage
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Die US-Notenbanker haben viel getan, um sicherzustellen, dass der Ausblick von Zinserhöhungen um 50 Basispunkte im Juni und Juli erhalten bleibt. Angesichts der nach wie vor robusten Wirtschaftsdaten und der immer noch zu hohen Inflation gibt es kaum einen Grund, warum auf der kommenden Juni-Sitzung von diesem Kurs abgewichen werden sollten.
Komplikationen könnten jedoch in den Details liegen. Im Juni sind aktualisierte Wirtschaftsprognosen fällig. Während sich die Vertreter der Zentralbank über den geldpolitischen Kurs im Juni und Juli einig zu sein scheinen, gehen ihre Ansichten wie es danach weiter gehen soll, wohl weit auseinander. Der Präsident der regionalen US-Zentralbank St. Louis, James Bullard, gab zu verstehen, dass er das derzeitige Tempo der Zinserhöhungen von 50 Basispunkten im Jahr 2022 beibehalten möchte, während andere Notenbanker bereits im September mit einer Pause liebäugelten.
Eine solche Streuung spiegelt die große Unsicherheit wider, mit der sich die Notenbanker derzeit konfrontiert sehen. Die Inflation steht hier ganz sicher an erster Stelle und zwar nicht zuletzt, weil unterschiedliche Messgrößen bald sehr widersprüchliche Signale senden könnten. Ausgehend von den jüngsten Äußerungen der stellvertretenden Vorsitzenden Lael Brainard könnte die Absicht bestehen, die Kerninflation wieder als die eigentliche und einzige wichtige Messgröße zu etablieren. Zyniker könnten dies als Zeichen interpretieren, dass auch die Fed bereits weitere Überraschungen nach oben bei der Gesamtinflation befürchtet - angesichts von weiteren Anstiegen bei den Energiepreisen.
Die jüngste Abschwächung der Lohndynamik ist jedoch nach wie vor mit der Annahme einer langsam aber stetig sinkenden Kerninflationsrate vereinbar und hier ist es in der Tat nicht nur eine Marketingfrage, welche Kennzahl man in den Vordergrund stellt. Die aktualisierten Wirtschaftsprognosen werden höchstwahrscheinlich die Meinungsdifferenzen der Gremiumsmitgliedern widerspiegeln.
Im Schnitt erwarten wir, dass die Prognosen etwas höhere Zinssätze in den Jahren 2022 und 2023 sowie eine etwas höhere Inflation und ein etwas geringeres Wachstum widerspiegeln. Dabei achten wir besonders auf die Inflations- und Wachstumserwartungen für 2023 und 2024, um zu sehen, ob das eine oder andere Gremiumsmitglied insgeheim einen Abschwung einplant, der durchaus auf Rezessionsängste hindeuten könnte – so wie es ja auch an den Finanzmärkten zuletzt gespielt wurde.
Insgesamt erwarten wir für die kommende Sitzung keine zu großen Überraschungen, bleiben aber wachsam, insbesondere hinsichtlich der Anzeichen für eine Änderung des Ausblicks nach dem Sommer. Letztendlich gehen wir davon aus, dass die US-Notenbank ihren geldpolitischen Kurs im August neu bewerten wird und sehen die September-Sitzung als möglichen Wendepunkt an.
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