Kommentar
21:20 Uhr, 31.01.2024

Fed erteilt baldigen Zinssenkungen eine Absage

Wie erwartet bleibt der Leitzins in einer Spanne von 5,25 % bis 5,50 %. Beim Zinsentscheid im März dürfte es wahrscheinlich noch keine Zinssenkung geben, sagte Powell auf der Pressekonferenz. Vor möglichen Zinssenkungen wolle man klare Hinweise sehen, dass sich die Inflation nachhaltig auf 2 % abschwächt.

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Die US-Notenbank Fed hat im Rahmen des Zinsentscheids am Mittwoch den Leitzins wie erwartet unverändert belassen. Der Leitzins liegt damit weiter in einer Spanne von 5,25 % bis 5,50 %, wie die Fed am Mittwochabend nach ihren zweitägigen Beratungen mitteilte. Der Abbau der Bilanzsumme soll unverändert fortgesetzt werden. Die Entscheidung fiel einstimmig.

Baldigen Zinssenkungen erteilte die Fed überraschend eine Absage. Man gehe nicht davon aus, dass eine Zinssenkung angemessen sei, „solange keine größere Zuversicht besteht, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2 % bewegt“, heißt es im Statement zum Zinsentscheid. Auf der Pressekonferenz (siehe unten) sagte Fed-Chef Jerome Powell, dass es im März aus heutiger Sicht wahrscheinlich noch keine Zinssenkung geben werde, dass aber fast alle Mitglieder des Offenmarktausschusses mit Senkungen im Jahresverlauf rechnen. Im Statement zum Zinsentscheid ist eine Aussage über „eine mögliche weitere Straffung der Geldpolitik“ nun nicht mehr enthalten. Die Entfernung der Aussage dürfte als klarer Hinweis zu verstehen sein, dass auch die Fed jetzt nicht mehr von Zinserhöhungen ausgeht. Dies bestätigte auch Powell, der auf der Pressekonferenz sagte, dass der Leitzins vermutlich das Hoch in diesem Zyklus erreicht habe.

Im Kampf gegen die hohe Inflation hatte die US-Notenbank zwischen März 2022 und Juli 2023 den Leitzins um insgesamt 5,25 Prozentpunkte und damit so schnell angehoben wie seit rund 40 Jahren nicht mehr. Finanzmärkte und Beobachter gehen davon aus, dass die Leitzinsen nicht weiter erhöht werden, sondern im laufenden Jahr wieder deutlich sinken dürften.

Die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed hatten beim letzten Zinsentscheid drei Zinssenkungen für 2024 in Aussicht gestellt, die Finanzmärkte rechnen aber mit bis zu sechs Zinsschritten um jeweils 0,25 Prozentpunkte bis Jahresende. Dieses Mal wurden mit dem Zinsentscheid von der Fed keine neuen Prognosen veröffentlicht, dies geschieht nur bei jedem zweiten Zinsentscheid.

„Aktuelle Indikatoren deuten darauf hin, dass die Wirtschaftstätigkeit in einem soliden Tempo gewachsen ist“, heißt es im Statement zum aktuellen Zinsentscheid. „Der Beschäftigungszuwachs hat sich seit Anfang letzten Jahres abgeschwächt, bleibt aber stark, und die Arbeitslosenquote ist weiterhin niedrig. Die Inflation ist im vergangenen Jahr zurückgegangen, bleibt aber weiterhin erhöht. (...) Die wirtschaftlichen Aussichten sind ungewiss und der Ausschuss bleibt den Inflationsrisiken gegenüber sehr aufmerksam.“

Updates von der Pressekonferenz: Auf der Pressekonferenz betonte Fed-Chef Jerome Powell, dass man große Fortschritte im Kampf gegen die hohe Inflation gemacht habe. Die Inflation habe abgenommen, ohne dass es zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit gekommen sei. Allerdings sei die Inflation noch nicht beim Ziel von 2 % angekommen und eine Zielerreichung sei nicht sicher.

Die niedrigeren Inflationsraten, die man in der zweiten Jahreshälfte 2023 gesehen habe, seien willkommen, aber man brauche "fortgesetzte Hinweise", um die Zuversicht zu erreichen, dass die Inflation in Richtung des Ziels sinke, so Powell.

Man glaube, dass der Zins wahrscheinlich das Maximum in diesem Zyklus erreicht habe und dass es wahrscheinlich angemessen sein werde, irgendwann in diesem Jahr die Zinsen zu senken, sagte Powell. Aber es habe seit der Corona-Pandemie viele Überraschungen mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung gegeben. Man sei bereit, die Zinsen länger hoch zu halten, falls dies nötig sei. Man habe eine gewisse Zuversicht, dass die Inflation auf 2 % sinke, aber die Zuversicht sei noch nicht ausreichend. Inflationsdaten müssten die Zuversicht weiter stärken.

Fast alle Mitglieder des Offenmarktausschusses seien der Meinung, dass es angemessen sein dürfte, den Leitzins in diesem Jahr zu senken. Das Timing hänge aber davon ab, dass man mehr Zuversicht habe, dass die Inflation das Ziel nachhaltig erreiche. Niemand habe bereits auf dieser Sitzung bereits eine Zinssenkung vorgeschlagen.

Man könne noch nicht sicher sein, dass man eine sanfte Landung der Wirtschaft erreichen werde. Der Arbeitsmarkt habe die Normalität fast, allerdings noch nicht ganz erreicht. Es sei aus heutiger Sicht nicht wahrscheinlich, dass man im März bereits eine ausreichende Zuversicht haben werde, um die Zinsen zu senken. Dies sei nicht das Basisszenario. Aber man werde datenabhängig entscheiden, sagte Powell.

Man habe begonnen, über eine Verlangsamung des Abbaus der Bilanzsumme zu sprechen und wolle ab März intensiv darüber diskutieren. Diese Fragen würden nun verstärkt in den Blick geraten, so Powell.

Fazit und Marktreaktionen: Die US-Notenbank Fed hat baldigen Zinssenkungen, wie sie von den Märkten bisher erwartet wurden, überraschend eine Absage erteilt. Zumindest beim nächsten Zinsentscheid im März dürfte es also vermutlich noch keine Zinssenkung geben. Powell betonte auf der Pressekonferenz, dass die Zinsen in diesem Jahr gesenkt werden dürften, dass man vor Beginn der Senkungen aber eine noch größere Zuversicht gewinnen wolle, dass die Inflation wirklich nachhaltig das Ziel erreiche. Die Zinsen zogen nach Veröffentlichung des Statements zum Zinsentscheid an, die Aktienmärkte reagierten mit leichten Kursverlusten.

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