US Indizes – Limbus infinitus
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Erwähnte Instrumente
- Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 18.490,59 Pkt (NYSE)
- EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,1157 $ (FOREX)
- WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 44,225 $/Barrel (Commerzbank CFD)
Handelsverlauf und Sektorenentwicklung
Als Limbus bezeichnet man das theologisches Konstrukt der Vorhölle, laut Wikipedia ein Platz nicht der Bestrafung, sondern lediglich der geistigen Umnachtung, also genau der Ort an welchem sich die Märkte gegenwärtig befinden. Ob nun der Abstieg in die 0,5 %-Leitzinshölle droht oder nicht, darüber sollen laut Meinung der Fed zwar die Daten – insbesondere die nonfarm payrolls - entscheiden, aber in der Praxis sorgte die heutige Veröffentlichung wieder einmal nur für maximale Verwirrung.
Das Euro-Dollar-Währungspaar hatte im Handelsverlauf ähnlich wie in der letzten Woche arge Schwierigkeiten die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung zu verdauen (siehe Chart), und ging schlussendlich mit einem Minus von 0,37 % aus dem Handel.
Den Aktienhändlern waren derlei Unsicherheiten bezüglich der Zinspolitik relativ egal, und man entschloss sich nach dem bewährten Grundsatz “im Zweifel kaufen” zu agieren. Der Dow Jones dankte es mit einem Plus von +0,39 %.
WTI (+2,83 %) profitierte von neuen Fantasien bezüglich der ominösen Förderobergrenze und konnte seine Wochenverluste etwas eingrenzen. Laut Putin ist man an einem Kompromiss mit Saudi-Arabien interessiert, wenn dem Iran gleichzeitig etwas Spielraum eingestanden wird. Keine neue Position, aber dem Kurs gefielen die Worte.
Die Renditen von Treasuries spielten im Tagesverlauf das Spiel Zinserhöhung nein, Zinserhöhung ja Zinserhöhung weißnichtsorecht, und gingen mit leichten Basispunktaufschlägen in das Wochenende: 2 Jahre unverändert bei 0,78 %; 10 Jahre +3 bps auf 1,60 %.
Der Tag an der Wall Street
Hauptereignis waren heute ganz klar die neugeschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Wie Stanley Fischer in der letzten Woche signalisierte, musste die Veröffentlichung wegweisend für die weitere Geldpolitik eingestuft werden.
Der August-Messung lag mit einem Plus von 151.000 deutlich unter den geschätzten 180.000 neuen Stellen und zwang die Märkte in einer ersten Reaktion zur Auspreisung aller Zinsängste. Zu vorschnell, wie sich rasch herausstellte, denn erstens ist der August traditionell immer ein eher enttäuschender Monat, und zweitens liegt die Zahl weiterhin über dem "breakeven", der für eine Expansion des Arbeitsmarktes sorgt.
Der lange herbeigesehnte Lohnpreisdruck ließ zwar weiterhin auf sich warten und die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen nur um 0,1 %, aber Schuld an dieser Enttäuschung könnten auch Kalendereffekte haben.
Kommt die Zinsanhebung jetzt, oder kommt sie nicht? Während die Finanzredakteure sich mit widersprüchlichen Überschriften bekriegten, wagte sich Goldman Sachs weit aus dem Fenster und hob die Wahrscheinlichkeit für einen September-Hike auf 55 % und senkte gleichzeitig die Chancen auf eine entsprechende Maßnahme im Dezember von 40 % auf 25 %. Was auf den ersten Blick schizophren wirkt, macht durchaus Sinn, denn diese Strategie würde es der Fed erlauben die Zinsen hochzuschrauben und gleichzeitig den Zinspfad abzuflachen, ganz nach dem Motto: Lieber schnell und flach, anstatt spät und steil.
Jeffrey Lacker von der Richmond-Fed (nicht stimmberechtigt) griff dann auch eben diesen Gedanken auf und forderte eine schnelle Steigerung der Fed Funds Rate, um nicht in Gefahr zu laufen zu einem späteren Zeitpunkt überreagieren zu müssen.
Die Future-Märkte konnten dieser Logik übrigens nicht folgen: Der für den Dezember maßgebliche Januar-Future schloss tiefer und implizierte somit eine gestiegene Chance für eine Anhebung im entsprechenden Zeitraum, während der Oktober-Kontrakt (spielt den September) anzog, und eine etwas verringerte Wahrscheinlichkeit für eine Aktion der Notenbank ausdrückte.
Noch ganz schnell die übrigen Wirtschaftsdaten: Die factory orders stiegen im Juli zum Vormonat nur um 1,9 % (die Schätzung lag bei 2,0 %) und das Handelsdefizit lag nur bei $39,5 Mrd (Schätzung -$43 Mrd). In der Folge dieser Veröffentlichung korrigierte das GDPNow-Modell der Atlanta-Fed die Q3-Prognose von 3,2 % auf 3,5 % nach oben, während die NY Fed ihre entsprechende Prognose bei 2,8 % beließ.
Der von Baker Hughes ermittelte rig count stieg zur Vorwoche um eine Öl-, beziehungsweise sieben Gas-Bohranlagen.
Ausblick
Am Montag läutet der Labor Day das inoffizielle Sommerende ein, und eröffnet dem Trader wieder Perspektiven auf einen etwas interessanteren Handel im Herbst. Die Börsen bleiben zwar geschlossen, wer aber nichts besseres zu tun hat, kann sich investigativ betätigen und die vom FBI veröffentlichten Hillary-Files aufarbeiten.
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