Analyse
23:15 Uhr, 09.06.2017

US Indizes - endlich, die Rotation rollt an!

Korrektur, oder grundsätzliche Neuausrichtung? Am US-Markt beginnt die lange überfällig gewesene Rotation von Safe-Have-Assets in Trump-Aktien.

Erwähnte Instrumente

  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 21.227,70 Pkt (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.426,87 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 21.227,70 Pkt (NYSE)
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.426,87 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Handelsverlauf und Sektorenentwicklung

Was für eine Woche, was für ein Tag. Anstatt auf das großartige politische Tohuwabohu einzugehen, will ich zum Abschluss der Woche einen wichtigen markttechnischen Aspekt aufgreifen, denn unter der Haube des Marktes tut sich was.

Zuerst aber das Formelle: Der Dow Jones beendete den Handel 0,42 % im Plus, der S&P 500  ging mit einem leichten Minus von 0,08 % aus dem Handel und der Nasdaq brach gar 2,44 % ein.

Die Sektorgewinner waren Energie (+2,41 %) und Finanzen (+1,89 %), während Technologie - man ahnt es schon - sich mit einem Minus von 2,47 % aus dem Handel schlich.

Was ist da nur los? Ich habe an dieser Stelle immer wieder auf das groteske Gap zwischen "Value" und "Growth" verwiesen, welches sich in den letzten Wochen immer weiter aufgetan hatte, und nachdem es sich schon Mitte der Woche andeutete, war das Maß heute einfach voll und die massive Überbewertung von "Growth" relativ zu "Value" wurde brutal korrigiert, woran vor allem die modernen "Safe Haven Assets" wie Alphabet (-3,40 %), Facebook (-3,28 %), Amazon (-3,16 %), Microsoft (-2,27 %) zu leiden hatten.

Gemessen am iShares Growth Index gaben die Lieblinge der Anleger genau ein Prozent ab, während auf der anderen Seite der langweile Value-ETF aus dem gleichen Hause um etwa den gleichen Prozentsatz zulegen konnte. Zusätzlich rotiert wurde auch vom schicken Silicon Valley in den kleinen Russell 2000  (+0,43 %), der dabei natürlich auch von seiner Finanzlastigkeit profitierte.

Die Neuausrichtung des Marktes war überfällig, denn in der abgelaufenen Woche trafen gleich mehrere Faktoren aufeinander (kein Anspruch auf Vollständigkeit): Anfang der Woche schaltete die chinesische Börse einen Gang höher, nachdem die PBOC ihre Deleveraging-Versuche aus lauter Angst vor dem eigenen Erfolg beerdigte. In Europa gab die EZB kurze Zeit später relativ dovishe Signale von sich, und verhalf dem Dollar damit zu etwas Schwung. Last but not least beginnen die US-Renditen plötzlich wieder zu steigen und lösten damit spürbare Erleichterung aus, nachdem bis vor kurzem noch zu befürchten war, dass sie jeden Halt verlieren könnten.

Hinzu kommt, dass insbesondere Tech-Titel relativ anfällig waren: Wie die Bank of America heute feststellte, sind - will sagen: waren - aktive Large-Cap-Fonds so übergewichtet in Softwareunternehmen wie noch nie zuvor und während das P/E-Verhältnis mit 19 Zählern noch relativ moderat wirkt, ist das in diesem Fall möglicherweise aussagekräftigere EV/Sales-Ratio (Enterprise Value / Umsatz) so hoch wie seit 2000 nicht mehr. Der Hintergrund ist der, dass laut BofA das traditionelle P/E-Verhältnis um bis zu 10 % verfälscht ist, da in dieser Kennziffer aktienbasierte Vergütungen nicht enthalten sind.

US-Indizes-endlich-die-Rotation-rollt-an-Chartanalyse-Simon-Hauser-GodmodeTrader.de-1

Der Tag an der Wall Street

Datentechnisch wurden nur die Lagerbestände im Großhandel veröffentlicht, die im April um 0,5 % (Konsens -0,1 %) schrumpften.

Das GDPNow-Modell der Atlanta Fed rechnet nunmehr mit einem Q2-Wachstum von 3,0 % nach zuletzt 3,1 %, während Goldman Sachs jetzt 2,3 % nach 2,4 % veranschlagt und der NY Fed Nowcast ebenfalls 2,3 % (zuletzt 2,2 %) erwartet.

Pro forma zum Schluss noch der Hinweis, dass die US-Ölindustrie weiter bohrt, was die Bohrer hergeben: Der Rig Count für Erdöl-Anlagen steigt zur Vorwoche um acht auf 741.

Persönlicher Schwank: Habe in den letzten Wochen einen Freund an die texanische Erdölindustrie verloren. Nachdem dieser im Zuge der Preiskollaps bei Erdöl auf Suche nach Arbeit an die Ostküste ausgewandert war (nicht einfach für einen Texaner) hat ihn sein Boss - mangels Arbeitskräften - über die letzten Monate täglich so lange per Telefon malträtiert, dass er nun wieder zu drastisch verbesserten Konditionen ein Rig in Texas befehligt. Angeblich scheint dort die Post - den Saudis sei Dank - wieder richtig abzugehen.

Ausblick

Am Montag werden keine Wirtschaftsdaten von Interesse veröffentlicht.

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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