Kommentar
06:55 Uhr, 18.09.2014

US-Geldpolitik: So soll der Ausstieg aus QE gelingen

An der aktuellen Politik der Fed ändert sich nichts. Dennoch reagieren die Märkte so, als würde ein Zinsanstieg gleich um die Ecke sein. Grund dafür dürfte der Plan zur Normalisierung sein.

Die Fed betont, dass die Veröffentlichung des Plans keine zeitnahe Umsetzung bedeuten muss. Trotzdem reagiert der Markt in etwa so, als würde der Plan ab morgen umgesetzt. Das dürfte sich in den kommenden Tagen wieder relativieren, denn zunächst wird die Fed ihre Anleihenkäufe im Oktober beenden und dann im ersten Halbjahr 2015 die Zinsen anheben.

Die Zinsen sollen dabei auf das Niveau gehoben werden, welches die Fed anstrebt, indem die Fed auf die Überschussreserven der Banken, die bei der Fed liegen, den angestrebten Zins zahlt. Ebenso soll es ein Übernacht Reverse Repurchase Programm geben. Normalerweise gibt es Übernacht Refinanzierungsgeschäfte. Dabei können sich Banken über Nacht bei der Zentralbank Geld leihen und zahlen dafür einen Übernachtsatz. Das nun angedachte Reverse Repurchase Programm (RRP) sieht vor, dass die Fed einen Teil ihrer Assets (Anleihen) an den Markt gegen Cash für einen Tag abgibt. Banken können so ihre Überschussliquidität bei der Zentralbank loswerden. Die Fed zahlt dafür, dass sie dem Markt Cash für einen Tag entzieht, einen Übernachtsatz.

Beide angedachten Maßnahmen sind ungewöhnlich. Aufgrund der enormen Bilanz der Fed und der enormen Liquidität im Markt denkt die Fed, dass sie nur so das Zinsniveau wirklich gut bestimmen kann, bis sich der Markt insgesamt wieder normalisiert hat. Zu dieser Normalisierung gehört auch ein Abbau der Assets der Fed (vor allem Staatsanleihen). Die Fed plant die Anleihen wieder aus der Bilanz zu bringen, indem sie auslaufende Anleihen nicht wieder ersetzt. Die Bilanz normalisiert sich dann jedes Mal ein klein wenig, wenn eine Anleihe ausläuft. Dieser Prozess könnte deutlich länger als ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen, weil die Fed auch viele Langfristanleihen hält. Aus diesem Grund wird bei entsprechender Wirtschaftslage auch ein aktiver Verkauf von Assets angedacht.

Der Prozess, auslaufende Anleihen nicht wieder zu ersetzen, soll beginnen, wenn der Leitzins angehoben wird. Die Fed behält sich allerdings wie gehabt vor, jederzeit ihre Politik anzupassen.

Der Normalisierungsplan ist keine wirkliche Neuigkeit. Die Fed hatte vor mehreren Monaten begonnen über die nun veröffentlichten Maßnahmen zu diskutieren. Ebenso wird klar, dass die Normalisierung mindestens bis Ende des Jahrzehnts dauern wird. Es besteht für Anleger daher eigentlich keinen Grund, groß in Panik zu verfallen. Trotzdem wird der Markt das in den kommenden Tagen erst einmal verdauen müssen. Im Moment sieht es so aus, als würde der Plan positiv interpretiert werden. Hoffen wir, dass es so bleibt...

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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