Kommentar
13:01 Uhr, 04.10.2018

US-Aktienmarkt: Droht jetzt die Zinskatastrophe?

Die langfristigen Zinsen in den USA steigen immer weiter. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen steht inzwischen bei über 3,2 Prozent und damit auf dem höchsten Wert seit 2011. Was bedeuten die steigenden Zinsen für den Aktienmarkt? Sind sinkende Aktienkurse unausweichlich?

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Robuste Konjunkturdaten und Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell haben die Renditen der langfristigen US-Staatsanleihen auf ein Mehrjahreshoch getrieben. Die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen stehen aktuell bei über 3,2 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit dem Jahr 2011.

Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen
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US-Notenbankchef Jerome Powell hatte am Mittwochabend in einer Rede angedeutet, dass die Federal Reserve (Fed) die Leitzinsen in den kommenden Jahren stärker anheben könnte als erwartet. Dies führte auch bei den längerfristigen Renditen zu einem deutlichen Plus. Powell sagte, die Leitzinsen bewegten sich langsam auf ein "neutrales" Niveau zu, bei dem die Zinsen nicht mehr unterstützend für die Wirtschaft wirkten und deutete an, dass die Notenbank den Leitzins sogar über das neutrale Niveau anheben könnte. "Wir könnten über neutral gehen. Aber aktuell sind wir wahrscheinlich noch weit von diesem Punkt entfernt", sagte Powell. In den USA gebe es aktuell "außergewöhnliche Zeiten" mit einer niedrigen Inflation und sehr geringer Arbeitslosigkeit.

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Während das kurzfristige Zinsniveau mehr oder weniger direkt durch die Geldpolitik der Notenbank bestimmt wird, spielen bei den längerfristigen Zinsen auch die Wachstums- und Inflationserwartungen der Anleger eine große Rolle. Aktuell spielt die Fed "am langen Ende", also bei den Renditen der langlaufenden US-Staatsanleihen, allerdings eine größere Rolle als gewöhnlich. Denn die Fed hatte nach der Finanzkrise ihre Bilanzsumme stark aufgebläht, indem sie im Rahmen der QE-Programme unter anderem langfristige Staatsanleihen erwarb. Seit einiger Zeit ist die Notenbank damit beschäftigt, ihre Bilanzsumme wieder abzubauen. Dies könnte in den kommenden Jahren zu einem zusätzlichen Anstieg der langfristigen Zinsen führen.

Für den Aktienmarkt sind steigende Zinsen sind ein zweischneidiges Schwert: Einerseits können sie Ausdruck steigender Wachstums- und Inflationserwartungen sein. Andererseits führen sie aber auch dazu, dass künftige Unternehmensgewinne weniger wert sind und dadurch auch der innere Wert von Unternehmen und Aktien sinkt. Da künftige Gewinne bzw. Cash Flows weniger wert sind als Erträge, die heute verbucht werden, müssen künftige Erträge "abgezinst" werden. Steigt das Zinsniveau, dann steigen auch die bei der Aktienbewertung genutzten Abzinsungsfaktoren. Dies führt automatisch dazu, dass der innere Wert von Unternehmen bzw. Aktien sinkt. Steigen die Zinsen zu stark, wird außerdem das Wachstum abgebremst, weil Unternehmen ihre Investitionen zurückfahren, die Verbraucher weniger Kredite zum Konsum aufnehmen und damit die wirtschaftliche Aktivität abnimmt.

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Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass sich ein steigendes Zinsniveau in der Regel erst mit einiger Verzögerung auf den Aktienmarkt auswirkt. Häufig überwiegen in der Wahrnehmung der Anleger zunächst die höheren Wachstums- und Inflationserwartungen, was tendenziell steigende Aktienkurse begünstigen kann. Auch aktuell scheint sich immer mehr die Erkenntnis durchzusetzen, dass der aktuelle Boom der US-Wirtschaft noch eine Weile anhalten kann. Trotzdem droht irgendwann Ungemach. Denn die Aussichten werden nicht so rosig bleiben, wie sie sich aktuell darstellen.

Aktuell kommt noch hinzu, dass steigende Zinsen in den USA auch weltweit große Auswirkungen haben. Denn nach der Finanzkrise war viel billige Dollar-Liquidität in die Schwellenländer geflossen. Aktuell wird dieses Kapital in großem Stil abgezogen, was zu einer neuen Krise in einigen Schwellenländern führen könnte (siehe auch: Neue Krise? Das große Kapital flüchtet in den Dollar!).

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  • wolp
    wolp

    Uhhh Verschwörung... Aufwachen, das ist die Wirtschaft.

    20:36 Uhr, 04.10.2018
    1 Antwort anzeigen
  • CKT7985
    CKT7985

    Man gewinnt den Eindruck, dass die USA und insbesondere die FED vorsätzlich und sehenden Auges in den nächsten Crash steuert. Man weiß genau um die Konsequenzen einer zu starken Zinsanhebung, vor allem über das von Powell angekündigte neutrale Niveau hinaus, um die Wirtschaft einzubremsen. Es ist wohl von den Amerikanern und der Elite gewünscht, dass wieder ein Crash der Assets folgt, weil man auf dem hohen Niveau kaum noch Rendite erwirtschaftet. Leiden werden am Ende wieder nur die Privatanleger.

    20:30 Uhr, 04.10.2018
    2 Antworten anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Man kommt ja nicht mehr hinterher mit den Katastrophen

    19:39 Uhr, 04.10.2018
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    ACHTUNG! Renditen der 10jährigen US Staatsanleihen brechen aus

    https://www.guidants.com/share...

    13:44 Uhr, 04.10.2018
  • petervonbremen
    petervonbremen

    Ich stelle mir vielmehr die Frage, wie insbesondere die USA bei den steigenden Zinsen ihre Schulden refinanzieren wollen. - Die nächsten Monate werden sehr spannend werden. Crash oder nicht Crash, spielt dabei aus meiner Sicht keine Geige. Der Wert des Geldes wird häufig zu wichtig genommen ;-))

    13:15 Uhr, 04.10.2018

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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