Kommentar
11:41 Uhr, 03.10.2018

Finanziert der Markt inzwischen jeden "Schrott"?

Keine Gewinne erwirtschaften, aber trotzdem Millionen- oder Milliardenbeträge von der Wall Street einsammeln: Das war für Unternehmen noch nie so einfach wie heute, sagt die Statistik eines US-Professors.

Erwähnte Instrumente

Auch wenn viele Menschen den Aktienmarkt für ein gigantisches Spielcasino halten, so erfüllt die Börse doch eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Durch einen Börsengang versorgen sich Unternehmen, die bereits eine gewisse Größe überschritten haben, mit frischem Eigenkapital und können so ihr weiteres Wachstum finanzieren. Die Unternehmen, die ihre Aktien an einer Börse platzieren, befinden sich dabei in ganz unterschiedlichen Stadien in ihrem Lebenszyklus. Während einige Unternehmen bereits nachhaltig profitabel sind, soll bei anderen Firmen der Börsengang erst noch das notwendige Kapital einbringen, um irgendwann die Gewinnzone zu erreichen.

Doch während es früher die Regel war, dass Unternehmen zunächst unter Beweis stellen mussten, dass sie überhaupt in der Lage sind, Gewinne zu erzielen, ist es inzwischen sogar die Regel, dass unprofitable Unternehmen an die Börse streben und Millionen- oder gar Milliardenbeträge von Anlegern einsammeln.

Wie sehr sich die Qualität der an die Börse strebenden Unternehmen verschlechtert hat, zeigt die Statistik des US-Professors Jay Ritter von der University of Florida, der sämtliche Erstplatzierungen (engl. initial public offerings, IPOs) an der Wall Street seit dem Jahr 1980 akribisch ausgewertet hat. Wie die Statistik von Ritter zeigt, war der Anteil der Unternehmen, die zum Zeitpunkt ihres Börsengangs noch keine Gewinne erzielen, noch nie so hoch wie aktuell. Ganze 83 Prozent der Unternehmen, die in den ersten drei Quartalen 2018 ihre Erstplatzierung feierten, waren zum Zeitpunkt des IPOs noch unprofitabel.

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Während es bis Ende der 90er Jahre die Regel war, dass Unternehmen zum Zeitpunkt ihrer Erstplatzierung bereits profitabel waren, galt vor allem vor dem Platzen der Internetblase und auch jetzt wieder das Gegenteil: Die allermeisten Unternehmen, die an die Börse streben, schreiben noch keine Gewinne.

Diese Entwicklung lässt sich wohl vor allem mit dem Anlagenotstand erklären, unter dem institutionelle Anleger seit Jahren leiden. Etablierte und nachhaltig profitable Unternehmen haben inzwischen so hohe Bewertungen erreicht, dass das Geld der Investoren immer häufiger auch zu Firmen fließt, die noch gar nicht bewiesen haben, dass sie überhaupt über ein profitables Geschäftsmodell verfügen. Es zählt nur die Fantasie, dass ein Unternehmen eben irgendwann den Sprung in die Gewinnzone schaffen wird. Ob diese Vorstellung der Realität entspricht, interessiert immer weniger Anleger.

Der hohe Anteil der nicht profitablen Unternehmen an den Börsengängen ist auch ein Indiz dafür, dass sich der Aktienmarkt ganz ähnlich wie in den Jahren 2000 oder 2007 wohl wieder an einem zyklischen Hochpunkt befindet: Inzwischen, so scheint es, wird einfach jeder "Schrott" an die Börse gebracht, einfach weil Anleger bei ihren Investments nicht mehr so wählerisch sind wie in eher normalen Marktphasen. Gekauft wird alles, Qualität hin, Qualität her. Für Anleger sollte dies ein klares Warnzeichen sein: Der Aktienmarkt hat sich längst wieder von der fundamentalen Entwicklung der Unternehmen abgekoppelt.


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9 Kommentare

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  • kingmidas
    kingmidas

    Natürlich finanziert der Markt jeden Schrott, sieht man ja bestens an tesla.

    21:59 Uhr, 03.10.2018
  • Max_Berlin
    Max_Berlin

    auf gut deustch nennt man so etwas Hirnschiss... also Schwachsinn :D

    17:49 Uhr, 03.10.2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Die Börse ist an sich eine gute und sinnvolle Einrichtung: Unternehmen, die wachsen und Arbeitsplätze schaffen, können dort Kapital aufnehmen.

    Leider hat die Nullzinspolitik der Notenbanken auch hier "ganze Arbeit" geleistet und die Börsen zu Spielcasinos verkommen lassen.

    Eine Bereinigungskrise, die zu realistischen Bewertungen führt und die Anleger auf den Boden der Tatsachen zurückholt, ist überfällig, wie ja auch die Grafik im Artikel eindrucksvoll illustriert.

    22:24 Uhr, 02.10.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Max_Berlin
    Max_Berlin

    "Finanziert der Markt inzwischen jeden "Schrott"?"

    Diese Frage muss man eindeutig mit JA beantworten, wenn so manche Anleger mit Zahlen umgehen könnte, wäre so manches Unternehmen breits pleite.

    Dies gilt nicht nur für IPO's sondern auch bestehende Unternehmen..

    Die damalige Story hier "Gruselkabinet" hat es bewiesen

    .

    Beispiel:

    Unterm Strich bleibt dennoch ein Börsenwert von 20,0 Mrd bei 7,1 Mrd Schulden, einem Umsatz von 4,0 Mrd und einem Ergebnis von zuletzt -106 Mio USD.

    .

    Also mehr Schulden als Umsatz dazu ein negatives Ergbenis..

    Aber slebst wenn dieses Unternehmen 100 Mio Ergebnis macht und diese in die Schuldungtilgung stecken, brauchen sie 70 Jahre!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Bei der aktuellen Zinskurve der FED, kommen sie schnell auf 100 JAHREEE!!!

    .

    Das ist ein Beweis das Anleger ÜBERHAUPT NICHT wissen, was sie kaufen..

    Die eigentliche Bewertung diese Unternehmens müsste sich auf MINUS -3,01 MRD belaufen, denn es hat keine Einahmen..

    https://www.godmode-trader.de/...

    Wenn dem Einem oder Anderen bewusst wird welchen Schrott er im Depot hat, dann gut Nacht Finanzmarkt! Da hilft auch kein FED-Put mehr!!!

    21:04 Uhr, 02.10.2018
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Ja, man sieht das an den ATHs in den USA. Echt problematisch! Merci für die Kohle!

    20:06 Uhr, 02.10.2018
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Wenn Geld keinen Preis mehr hat, ist das eine logische Folge.

    19:03 Uhr, 02.10.2018