US-Aktien: Kommt jetzt die Bodenbildung?
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Wie schlecht der Dezember 2018 verlaufen ist, lässt sich kaum in Worte fassen. Das Minus liegt trotz der Rally von Mittwoch beim S&P 500 bei 13 %. Je nachdem wie das Jahr und der Dezember genau ausgeht, gab es nur 12 Monate in der Geschichte des US-Aktienmarktes, die schlechter verlaufen sind. Nur 0,5 % aller Monate seit Anbeginn der US-Börse waren schlechter. Das ist schon ziemlich historisch. Die ganze Tragweite wird besonders dann offensichtlich, wenn man beachtet, wann es noch zu solch miesen Performances gekommen ist. Mehr als die Hälfte der Monate, in denen US-Aktien mehr verloren, sammeln sich in der Zeit von 1929 bis 1939, also der Zeit der Großen Depression und Double Dip Rezession.
In normalen Zeiten kommt so etwas nicht vor. Seit der Großen Depression gab es das auch nur drei weitere Male, einmal 1987, dann 1998 (Russland/Asienkrise) sowie im Oktober 2008, nach dem Bankrott von Lehman und massenweise Notverkäufen von Banken wie Merrill Lynch etwa.
Die Vorkommnisse haben eine Gemeinsamkeit. Es gab eine große und handfeste Krise. Diese fehlt derzeit. Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass Aktien jetzt gleich 10 % in die Höhe springen. Sie hatten es zwar am Mittwoch versucht, aber historisch betrachtet ist die Performance im Folgemonat einer so scharfen Korrektur nicht unbedingt gut (Grafik 2).
Teils lag die Performance im zweistelligen Plusbereich, teils aber auch zweistellig im Minus. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Folgemonat positiv endet, ist nicht höher als in jedem anderen Monat auch. Man kann nicht einmal sagen, dass es 6 oder 12 Monate später mit hoher Zuverlässigkeit zu einer positiven Performance kommt (Grafik 3).
Zur Zeit der Großen Depression standen die Indizes in 4 von 5 Fällen ein Jahr später tiefer. Die Wahrscheinlichkeit einer positiven Performance auf Sicht von 12 Monaten liegt bei zwei Drittel. Das ist die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass Aktien steigen. Es ergibt sich kein Vorteil gegenüber jedem beliebigen Zeitpunkt.
Trotzdem ist dieser historische Einbruch meiner persönlich Ansicht nach eine Chance. Im Idealfall würde der S&P 500 noch unter 2.300 Punkte fallen, vielleicht sogar bis 2.200 Punkte. Das ist aber gar nicht zwingend notwendig. Aus fundamentaler Sicht sind Aktien sinnvoll bewertet. Sofern die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession abgleitet, können die Kurse 15-20 % steigen.
Persönlich gehe ich davon aus, dass es zu keiner Rezession in den USA kommt, zumindest nicht in naher Zukunft. Es handelt sich um einen Abschwung, der nach dem Anschub durch die Regierung in 2018 zu erwarten war. Damit die Wirtschaft schrumpft, muss viel geschehen. Der Handelsstreit mit China muss radikal eskalieren und die US-Regierung nach dem Shutdown Monate geschlossen bleiben.
Ausschließen lässt sich das nicht. Für wahrscheinlicher halte ich allerdings einen Rebound des Marktes nach dieser doch anständigen Korrektur. Ob dabei die Allzeithochs wieder erreicht werden, muss man sehen. Ein Anstieg bis 2.800 Punkte sollte jedoch möglich sein. Kurz gesagt: meiner Meinung nach hat die Bodenbildung gerade begonnen. Im Idealfall geht es noch einmal 5-7 % nach unten, ist aber nicht zwingend, um wieder auf 2.800 Punkte und mehr anzusteigen.
Das Alternativszenario (1.800 Punkte) hat derzeit wenig Chancen. Die US-Regierung ist zwar immer für Überraschungen gut, doch der Regierung ist ja ganz offensichtlich auch an einem gesunden Markt gelegen. Sie wird sich daher genau überlegen, ob sie an allen Fronten weiter auf Konfrontation gehen will.
Autor: Clemens Schmale
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Das Gedächtnis vieler Analysten ist erstaunlich kurz. Man sehe sich dazu einmal an, wie beispielsweise ein gewisser Ben Bernanke den Beginn der US-Immobilienkrise in den USA im Frühsommer 2007 kommentiert hat. Damals gab es nach offizieller Verlautbarung nämlich genausowenig eine Krise wie heute...
Zitat Bernanke dazu vom Mai 2007: "Die Probleme auf dem US-Immobilenmarkt werden die US-Wirtschaft nicht nennenswert tangieren..."
https://www.cnbc.com/id/187185...