Kommentar
11:01 Uhr, 08.01.2019

War 2018 an den Aktienmärkten wirklich so außergewöhnlich?

2018 war für viele ein schlechtes Börsenjahr, geradezu ein Schock. Das muss man erst einmal verarbeiten und richtig einordnen.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.549,69 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Seit Ende des Börsenjahres 2018 liegen die Fakten auf dem Tisch und man kann ein Fazit ziehen. Viele tun dies, indem sie sich die Jahresperformance ansehen. Beim Dax schlägt ein Minus von fast 20 % zu Buche. Beim S&P 500 sind es immerhin noch 6 %. Ein so schlechtes Jahr gab es seit 2008 nicht mehr. Gefühlt ist das eine wichtige Aussage: so schlecht wie 2008 war es schon lange nicht mehr. Im Big Picture wird das in die richtige Perspektive gerückt. 2018 war alles andere als außergewöhnlich. In 230 Jahren gab es nur wenige Jahre, die so unspektakulär waren wie 2018.

Trotzdem ist die Welt ganz aus dem Häuschen. Es wurden Katastrophenszenarien entworfen. Gleich die nächste Finanzkrise sollte anrollen. Wenn ein bisschen Volatilität wie 2018 zu solchen Schlussfolgerungen führt, fragt man sich, was erst geschieht, wenn man ein Jahr wie 2002 erlebt.

Schlimmer geht bekanntlich immer. Es muss dabei nicht gleich ein Jahr wie 2008 sein. Es kann auch wie in den Jahren 2000 bis 2002 sein (Grafik 2). Damals fing alles ganz harmlos an. Im ersten Jahr, 2000, ging es 10 % bergab. Das war damals das schlechteste Jahr seit 1978, also das schlechteste Jahr seit über 20 Jahren. Man konnte auf den Gedanken kommen: nach einem so schlechten Jahr kann es doch nur besser werden.

Wurde es nicht. Im zweiten Jahr des Bärenmarktes ging es 13 % nach unten und im dritten Jahr sogar über 20 %. Es wurde immer schlimmer. Im Vergleich war 2018 also gar nichts. Wer deswegen aus der Ruhe gerät, sollte einmal tief durchatmen.

Wenn man durchgeatmet hat, bleibt immer noch die Frage, was 2019 bringt. Rein statistisch gesehen sind Kalenderjahre mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 % positiv. Jedes dritte Jahr ist negativ. Das ist die Wahrscheinlichkeit der letzten 230 Jahre. Nach dem zweiten Weltkrieg hat sich aber viel getan. Es war eine Art Zäsur für den Aktienmarkt. Seither liegt die Wahrscheinlichkeit nämlich bei fast 80 %, dass ein Jahr positiv ist.

Vor dem Zweiten Weltkrieg waren 40 % der Jahre negativ, also doppelt so häufig wie seit 1945. Die Chancen auf ein positives Jahr stehen also gar nicht so schlecht. Was diese Statistiken nicht abbilden, das sind die konkreten Umstände, die zu der Performance geführt haben. Wir befinden uns am Ende des Konjunkturzyklus. Die Frage ist nur, ob wir 2019 schon eine Rezession sehen oder erst Anfang der 20er Jahre.

Auf die Kursentwicklung umgemünzt heißt das: sehen wir noch einmal eine Rallye von 10-20 % oder geht es gleich noch einmal 20 % nach unten? Diese Frage mit einem Jahresausblick zu beantworten ist etwas müßig. Die Börse kümmert sich wenig um Kalenderjahre. Persönlich denke ich, dass es noch einmal bergauf geht, bevor es eine weitere Welle nach unten gibt.

Autor: Clemens Schmale

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