SEC schafft Klarheit: Liquid Staking kein Wertpapiergeschäft für DeFi
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Die US-Börsenaufsicht SEC hat in einer neuen Stellungnahme klargestellt, dass bestimmte Formen des Liquid Staking nicht als Wertpapiergeschäfte einzustufen sind. Das Urteil könnte weitreichende Folgen für DeFi-Protokolle, institutionelle Investoren und die Zulassung von Staking-Optionen in US-ETFs haben.
Was die SEC genau sagt
In dem am 5. August veröffentlichten Staff Statement der Division of Corporation Finance beschreibt die SEC Liquid Staking als eine Staking-Variante, bei der Nutzer ihre Krypto-Assets bei einem Protokoll oder Dienstleister hinterlegen und dafür sogenannte Staking Receipt Tokens (SRTs) erhalten. Diese Token bestätigen das Eigentum an den hinterlegten Assets und den daraus resultierenden Rewards und ermöglichen gleichzeitig deren Nutzung in anderen Anwendungen, ohne den Staking-Prozess zu unterbrechen.
Kern der SEC-Analyse: Weder das Liquid Staking selbst noch die Ausgabe und der Handel dieser Staking Receipt Tokens fallen unter die Definition eines Wertpapiers nach dem Securities Act von 1933 oder dem Exchange Act von 1934.
Die rechtliche Begründung: Howey-Test nicht erfüllt
Die SEC wendet den Howey-Test an, der prüft, ob eine Transaktion ein Wertpapierangebot darstellt. Ein zentrales Kriterium: der Ertragserwartung aus den “unternehmerischen oder leitenden Tätigkeiten anderer”.
Nach Ansicht der Behörde führen Liquid-Staking-Anbieter keine solchen unternehmerischen Tätigkeiten aus. Sie agieren vielmehr rein administrativ, indem sie die Assets im Auftrag der Nutzer staken und gegebenenfalls einen Node Operator auswählen. Die Höhe der Rewards wird nicht garantiert, sondern ergibt sich ausschließlich aus dem Protokoll.
Da die Staking Receipt Tokens lediglich Belege für die hinterlegten Assets darstellen und selbst keine eigenständigen Erträge generieren, gelten sie nicht als Wertpapiere – es sei denn, die hinterlegten Assets sind Teil eines Investmentvertrags.
Einschränkungen und Grenzen der Klarstellung
Die SEC betont, dass diese Einschätzung nur gilt, wenn die Anbieter:
- keine eigenständigen Entscheidungen über das ob, wann oder wie viel gestakt wird treffen;
- keine Renditen garantieren oder festsetzen;
- ausschließlich administrative Aufgaben übernehmen.
Sobald Anbieter über diese Rolle hinausgehen oder Staking Receipt Tokens für zusätzliche Renditemodelle verwenden, greift die Einschätzung nicht mehr.
Politischer Kontext: Atkins “Project Crypto”
Die Klarstellung ist Teil einer pro-krypto Ausrichtung unter SEC-Chef Paul Atkins, der das im Juli gestartete “Project Crypto” leitet. Das Ziel: ein transparenteres Regelwerk für digitale Assets und ein Ende der jahrelangen “Regulierung durch Zwang”. Bereits im Mai hatte die SEC erklärt, dass Proof-of-Stake-Staking grundsätzlich nicht automatisch als Wertpapiergeschäft gilt.
Atkins kommentierte:
Heute ist ein bedeutender Schritt hin zu klareren Regeln für Krypto-Asset-Aktivitäten, die nicht in unsere Zuständigkeit fallen. Das zeigt, dass unser Projekt bereits konkrete Ergebnisse für die amerikanische Öffentlichkeit liefert.
Bedeutung für DeFi und institutionelle Produkte
Marktteilnehmer sehen in der neuen Einschätzung deutlichen Rückenwind für den US-Markt. DeFi-Protokolle können Liquid Staking Token (LSTs) künftig mit weniger regulatorischer Unsicherheit anbieten, während institutionelle Investoren mehr Sicherheit erhalten, solche Strukturen in ETFs oder Fondsmodelle zu integrieren – ein wichtiger Aspekt für die beantragten Spot-Ethereum-ETFs mit Staking-Option. Große Vermögensverwalter wie BlackRock arbeiten bereits an solchen Produkten, was durch die neue Klarstellung zusätzlichen Rückenwind erhält. Auch die Entstehung liquider Sekundärmärkte für gestakte Assets könnte in den USA neuen Auftrieb bekommen und Innovation fördern.
Evgeny Gaevoy, CEO des Liquiditätsanbieters Wintermute, betonte im Gespräch mit CNBC, dass Emittenten nun eher auf bestehende Liquid-Staking-Produkte zurückgreifen könnten, anstatt eigene Staking-Infrastruktur aufbauen zu müssen – ein Faktor, der die Markteinführung beschleunigen und Kosten senken könnte.
Die Klarstellung könnte den Weg für neue Produkte ebnen
Da Liquid Staking unter den in der Stellungnahme beschriebenen Bedingungen nicht als Wertpapiergeschäft gilt, können Anbieter und institutionelle Investoren diese Strukturen künftig mit größerer regulatorischer Sicherheit nutzen. Das eröffnet Potenzial für neue Fondsmodelle, den Ausbau von Sekundärmärkten für gestakte Assets und eine breitere Integration in bestehende Finanzprodukte.
Kritik aus den eigenen Reihen
Nicht alle in der SEC sind überzeugt. Kommissarin Caroline Crenshaw kritisierte die Stellungnahme als zu vage und realitätsfern, da es auf “fragwürdigen Annahmen” beruhe und wenig echte Rechtssicherheit biete.
Marktreaktion und Ausblick
Nach Veröffentlichung der Mitteilung legten die Token großer Liquid-Staking-Protokolle wie Lido, Rocket Pool oder Jito kurzfristig leicht zu. Langfristig könnte die Entscheidung den Weg ebnen für mehr US-Investorenbeteiligung an DeFi und eine stärkere Einbindung von Staking in regulierte Finanzprodukte.
Da die Einschätzung der SEC nicht auf Ethereum beschränkt ist, könnte sie auch für andere Proof-of-Stake-Assets in künftigen Spot-ETFs relevant werden. Bereits heute liegen für Solana, Cardano, Polkadot oder Avalanche ETF-Anträge mit Genehmigungswahrscheinlichkeiten zwischen 90 und 95 Prozent vor. Die Möglichkeit, Liquid-Staking-Strukturen direkt in diese Fonds einzubinden, würde Kapital effizienter nutzbar machen und gleichzeitig zusätzliche Liquidität in DeFi-Protokolle bringen.
Evgeny Gaevoy sieht langfristig sogar das Potenzial, dass gestakte Versionen großer Kryptowährungen ihre ungestakten Pendants im Handel verdrängen. Produkte wie stETH seien “in vielerlei Hinsicht die überlegene Version” eines Tokens, da sie laufend Erträge generieren und gleichzeitig flexibel einsetzbar bleiben – vom Handel bis zum Einsatz als Sicherheit in DeFi.
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Quellen
- SEC-Stellungnahme zu bestimmten Liquid-Staking-Aktivitäten
- SEC-Pressemitteilung zur Liquid-Staking-Stellungnahme
- CNBC Crypto World – Interview mit Evgeny Gaevoy
- Übersicht zu aktuellen Spot-ETF-Anträgen und Genehmigungswahrscheinlichkeiten
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