Unbekümmerte Haltung der Börsen ist gefährlich
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London (BoerseGo.de) - Die Konjunkturentwicklung in den USA scheint stabil. Ariel Bezalel, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management, hat allerdings Zweifel, ob die Weltwirtschaft auf Dauer mit einer einzigen Wachstumslokomotive auskommt. „Besorgt sind wir auch über die anscheinend unbekümmerte Haltung, mit der die Börsen angesichts der globalen Ungleichgewichte ins Jahr 2015 starten“, sagt er. Eine Zinsanhebung in den USA im laufenden Jahr könnte verfrüht sein. „Unsere größte Sorge gilt jedoch den möglichen Folgen des Dollaranstiegs für die Weltwirtschaft“, so der Fondsmanager. Der Aufwärtstrend der US-Währung werde noch verstärkt durch strukturelle Veränderungen in der amerikanischen Zahlungsbilanz und die immer stärker divergierende Haltung der internationalen Notenbanken.
Die Dollarstärke wirke einerseits disinflationär und könnte am Ende der US-Notenbank die Straffung der Geldpolitik abnehmen. Verbrauchern und Unternehmen in den USA gebe sie überwiegend Grund zur Freude. Allerdings hätten seit der Finanzkrise laut Schätzungen fünf Billionen US-Dollar als Folge der Geldpolitik der Fed den Weg in die Schwellenländer gefunden. Der Strom billigen Geldes habe es diesen Ländern ermöglicht, sich höher zu verschulden, statt auf Reformen zu setzen. Zugleich seien Anleger bei der Jagd nach einer ordentlichen Rendite sorgloser geworden. „Wir befürchten, dass ein Ende dieses Carry-Trades die wirtschaftliche Schwäche der Schwellen- und Entwicklungsländer noch verstärken könnte“, so der Jupiter-Experte.
In Europa bleibe die zu geringe Nachfrage eines der Hauptprobleme. Bezalel geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank im Kampf gegen die Deflation früher oder später zur quantitativen Lockerung in vollem Umfang gezwungen sein wird. „Der kritische Punkt, an dem dies erforderlich wird, dürfte jedoch weiter in der Zukunft liegen als von den Märkten derzeit angenommen“, so der Fondsmanager. In der Zwischenzeit werde die EZB möglicherweise anfangen, Unternehmensanleihen anzukaufen und auf diese Weise ihre Bilanz ausweiten. „Dieses mögliche Vorgehen der Notenbank ist für uns ein wesentlicher Grund, warum wir an einem stärkeren Engagement in europäischen Unternehmensanleihen festhalten“, erklärt Bezalel.
Aus Sicht von Ariel Bezalel von Jupiter AM ist das fundamentale Umfeld für Investment-Grade-Anleihen weiterhin solide. Für das Hochzinssegment stellt es sich seiner Meinung nach zwar weniger günstig dar, doch Bezalel erwartet angesichts der voraussichtlich noch länger niedrigen Zinsen nur einen leichten Anstieg der Ausfallquoten. „Eine Diskrepanz besteht allerdings zwischen den USA und Europa“, so der Fondsexperte. Nicht nur seien die Papiere in den USA einem höheren Zinsrisiko ausgesetzt als in Europa, sondern hinzu komme, dass ca. 15 bis 20 Prozent der amerikanischen „Junk Bonds“ (Schrottanleihen) in der einen oder anderen Weise mit dem Energiesektor zusammenhiengen. „Der Ölpreisrückgang hat deshalb dazu geführt, dass US-Unternehmensanleihen besonders anfällig erscheinen. Es würde uns nicht wundern, wenn die entsprechenden Fonds in diesem Jahr weitere Mittelabflüsse verzeichnen“. Jupiter AM gibt weiterhin europäischen High-Yield-Anleihen den Vorzug, da die Europäische Zentralbank weiter für Unterstützung sorgt und die Unternehmen in Europa der Rückzahlung ihrer Schulden nach Eindruck der Experten allgemein höhere Priorität beimessen.
„Wir verfolgen weiter eine Doppel- oder auch „Hantel“-Strategie, indem wir als Gegengewicht zu höher rentierlichen Positionen defensivere Allokationen in australischen Staatsanleihen (mit AAA-Rating und abgesichertem Währungsrisiko) sowie im US-Dollar halten“, führt Bezalel weiter aus. „Wir gehören zum Lager derer, die glauben, dass nicht nur die Zinsen, sondern auch die Wachstumsraten noch längere Zeit niedrig bleiben werden. Vor diesem Hintergrund bemühen wir uns vor allem um Kapitalerhalt“.
Bei Unternehmensanleihen favorisiert der Fondsmanager Papiere mit kürzerer Duration, deren Kündigung oder Fälligkeit kurz bevorsteht. Vorrangig besicherte Anleihen bilden hier weiter den Schwerpunkt. „Wir bevorzugen BB-Ratings, besonders in Europa. Sie könnten Auftrieb erhalten, wenn klassische Investment-Grade-Anleger wegen der höheren Renditen zugreifen, sollte die EZB mit dem Ankauf von Unternehmensanleihen beginnen“.
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