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13:14 Uhr, 11.12.2017

Türkische Wirtschaft wächst zweistellig und steckt dennoch im Schlamassel

Die Wirtschaft der Türkei expandiert, leidet aber unter der höchsten Inflation seit 14 Jahren. Höhere Zinssätze wären nötig, das aber will die Politik verhindern. Das Regime von Staatspräsident Erdogan benötigt das Wachstum, um die starke Arbeitslosigkeit in Schach zu halten.

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Ankara (Godmode-Trader.de) - Die Türkei wächst und wächst: Laut offiziellen Zahlen ist die türkische Wirtschaft im dritten Quartal um 11,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Es ist das dritte Quartal in Folge, in dem das Bruttoinlandsprodukt um mehr als fünf Prozent zulegte, wie die türkische Statistikbehörde Turkstat betonte. Der Zuwachs übertraf die Erwartungen von Analysten.

Der starke Anstieg zwischen Juli und September ist aber auch einem Basiseffekt geschuldet. Der Vergleichswert im Vorjahr fiel sehr schwach aus. Nachdem im Juli das Militär zu putschen versucht hatte, ging die Wirtschaftsleistung im Sommer 2016 zurück. Schnell aber erholte sich die türkische Wirtschaft wieder. Das Wachstum wurde aber auch durch staatliche Konjunkturprogramme, Steuererleichterungen und Kredite getrieben.

Ein negativer Nebeneffekt, der dadurch entstand ist die grassierende Inflation. Im November betrug der Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresvergleich fast 13 Prozent. Das Land leidet damit unter der stärksten Teuerung seit 14 Jahren, unter dem Wertverfall seiner Währung und unter wachsenden Spannungen mit dem Ausland, von dem es wirtschaftlich abhängig ist. Um die Inflation in Schach zu halten, müssten laut Lehrbuch eigentlich die Zinsen erhöht werden. Doch an dieser Stelle kommt Störfeuer aus der Politik.

Das Regime von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan will das Wachstum nicht gefährden. Es ist nötig, um die zwischenzeitlich auf mehr als 10 Prozent gestiegene Arbeitslosenquote in den Griff zu bekommen. Deshalb hat sich der Staats- und Parteichef gegen Zinserhöhungen ausgesprochen. Ökonomen halten eine Anhebung der Sätze hingegen für dringend notwendig, um die Inflation und den Wertverfall der Lira aufzuhalten. Der Wechselkurseinbruch befeuert die Teuerungsraten noch zusätzlich, da dadurch die Importe teurer werden. Als Alternative zu einer strengeren Geldpolitik versucht die Politik, die Devisenrisiken zu begrenzen. Kleine und mittlere Unternehmen müssen ihre Schulden in ausländischer Währung einschränken.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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