Fundamentale Nachricht
16:07 Uhr, 17.03.2017

Türkei: Wirtschaftlich stark von Deutschland abhängig

Mit verbalen Attacken vergiften türkische Politiker das Klima zu Deutschland und Europa. Eine riskante Gangart. Das Land ist schon aus wirtschaftlichen Gründen auf ein gutes Verhältnis angewiesen.

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Berlin/ Ankara (Godmode-Trader.de) - Deutschlands Beziehungen zur Türkei sind auf einem Tiefpunkt. Verbale Attacken türkischer Spitzenpolitiker vergiften das Klima und die Stimmung. Dabei ist die Türkei in erheblichem Maße von der deutschen Wirtschaft abhängig. Die Bundesrepublik ist laut dem Statistikamt Turkstat der größte Abnehmer türkischer Produkte. Waren im Wert von rund 14 Mrd. US-Dollar sind im vorigen Jahr 2016 nach Deutschland angeführt worden. Dahinter folgen Großbritannien (11,7 Mrd.) und der Irak mit 7,6 Mrd. Euro. Deutschland importiert vor allem Textilien und Nahrungsmittel aus der Türkei. In die Türkei exportierte Deutschland 2016 Waren im Wert von 22 Mrd. Euro. Vor allem technisch anspruchsvolle Produkte wie Autos, Maschinen und Elektrotechnik.

Derzeit kollabiert die türkische Konjunktur. Die Wirtschaft schrumpfte im dritten Quartal um 1,8 Prozent, die Arbeitslosigkeit lag zuletzt bei rund 12 Prozent. Für 2017 senkte jüngst die Weltbank ihre Wachstumsprognose auf 2,7 Prozent. 2016 brachen die ausländische Direktinvestitionen laut türkischem Wirtschaftsministerium um 31 Prozent ein. Zudem stürzte die Landeswährung Lira ab, was Importe verteuerte und die Inflation auf mehr als acht Prozent hievte.

Auch die deutsche Wirtschaft setzte zuletzt noch viel Hoffnung in die Entwicklung der Türkei. Wirtschaftsvertreter warnen nun vor einer weiteren Eskalation, die unabsehbare Folgen haben könnte. „Man muss im Auge haben, dass da nichts anbrennt", sagte Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer beim Branchenverband VCI. Die deutschen Auto-Exporte in die Türkei fielen 2016 schon um 10 Prozent. Und der Maschinenbauverband VMDA erwartet, das Exportplus von knapp 3 Prozent in die Türkei 2016 im neuen Jahr nicht halten zu können. Es gebe eine „Investitionszurückhaltung", so VDMA-Ökonom Friedrich Wagner. Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) sieht dies auch so: 2016 hätten sich die Geschäftsanfragen bei der Deutschen Auslandshandelskammer in der Türkei halbiert.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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