Fundamentale Nachricht
15:58 Uhr, 13.09.2017

Das türkische Wirtschaftswunder passt so gar nicht zur aktuellen Lage

Ein Jahr nach dem vereitelten Putsch setzt sich die Erholung der türkischen Wirtschaft offziellen Zahlen in beeindruckender Weise fort. Doch Experten wollen dem Braten nicht trauen. Die Commerzbank wittert gar geschönte Zahlen.

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Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die Erholung der türkischen Wirtschaft setzt sich offiziellen Zahlen zufolge fort. Das türkische Statistikamt hatte zuletzt für das zweite Quartal ein überraschend starkes Wirtschaftswachstum gemeldet. Die Konjunktur profitiert von temporären Steuerbegünstigungen, Staatsgarantien für Kredite an Unternehmen, der Erholung der Tourismusbranche und schließlich von einer starken Exportnachfrage in den europäischen Absatzmärkten. Eine Fortsetzung der Erholung im dritten Quartal wird erwartet. Die große Zuversicht in der türkischen Wirtschaft steht allerdings im Gegensatz zur politischen Entwicklung. Im Verhältnis zur EU, und hier insbesondere zu Deutschland, sind die politischen Spannungen deutlich gestiegen.

Die Türkei zählt laut offiziellen Kennzahlen zu den Volkswirtschaften, die weltweit am stärksten wachsen. Die Commerzbank wittert jedoch „getürkte Zahlen“. „Ich halte die Daten für politisch beeinflusst", schrieb Experte Lutz Karpowitz in einer aktuellen Analyse. Er räumte allerdings zugleich ein, dass er „an keiner Stelle habe nachweisen können, dass die Daten geschönt sind". Den Zahlen zufolge sei die Flaute im Tourismussektor Geschichte, führte Karpowitz aus. „Ich halte diese Daten aus mehreren Gründen für äußerst zweifelhaft." Es sei vor allem fraglich, wie der Ausfall der Besucher aus Deutschland und aus anderen westlichen Ländern durch mehr Reisende aus Russland, der Ukraine und dem Nahen Osten ausgeglichen werden könne.

Auch der jüngste Investitionsboom, der nach Angaben des türkischen Statistikamtes die Konjunktur des Schwellenlandes gestützt habe, zweifelt der Commerzbank-Experte an und verwies auf diametrale internationale Kennzahlen. Demnach seien ausländische Direktinvestitionen in der Türkei 2016 um 29,9 Prozent auf 12,3 Mrd. US-Dollar gesunken. Im ersten Halbjahr 2017 sei keine Trendwende erkennbar, schrieb Karpowitz. „Wir haben bereits 2016 merkwürdige Erfahrungen mit den dem türkischen Statistikamt gemacht", so Karpowitz. Auch der damalige Einbruch der Wirtschaft im Quartal des Putsches sei durch diverse Revisionen mittlerweile weitgehend aus den offiziellen Daten verschwunden. Sein Resümee: Das Wirtschaftswunder in der Türkei passe so gar nicht zur aktuellen Situation.

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1 Kommentar

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  • FinanzplatzFrankfurt
    FinanzplatzFrankfurt

    Da steckt bestimmt wieder der böse Gülen und seine Terroristen von BASF und Daimler dahinter..Ironie off.

    16:05 Uhr, 13.09.2017

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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