Türkei: Experten forden Politikwechsel
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Istanbul/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Mit der Ankündigung doppelter Zölle auf Stahl und Aluminium aus der Türkei hat US-Präsident Donald Trump den Lira-Kurs auf ein neues Rekordtief zum Dollar geschickt. An diesem Montag traten die neuen amerikanischen Strafzölle bereits teilweise in Kraft. Stahl aus der Türkei wird in den USA nun mit Abgaben in Höhe von 50 Prozent statt bislang 25 Prozent belegt. Die Strafzölle auf Aluminium aus der Türkei sollen nach Trumps Worten auf 20 Prozent verdoppeln werden.
Der Kursverfall der türkischen Landeswährung Lira hat sich unterdessen zu Wochenbeginn fortgesetzt. Und dies obwohl die türkische Zentralbank heute versprochen hat, die Liquiditätsversorgung der Geschäftsbanken sicherzustellen. Die Notenbank senkte die Mindestreserveanforderungen, auch für Währungstransaktionen. Die Grenze für Dollar-Einlagen der Geschäftsbanken bei der Zentralbank soll möglicherweise angehoben werden. Man werde den Finanzmarkt genau beobachten und alle notwendigen Schritte ergreifen, um die Finanzstabilität zu sichern, hieß es in Ankara. Damit trat die Notenbank der Sorge entgegen, dass die Banken kollabieren könnten.
Auch der türkische Finanzminister Berat Albayrak hat schnelle Maßnahmen angekündigt. In einer Serie von Twitter-Meldungen versprach er einen sofort wirkenden „Aktionsplan". Außerdem betonte Albayrak der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge, dass Einlagen nicht beschlagnahmt und Devisen auf Bankkonten nicht in Lira umgewandelt würden.
Zudem geht die Türkei gegen Nutzer von Sozialen Medien vor, die sich im Internet negativ über die türkische Wirtschaft äußern. Entsprechende rechtliche Maßnahmen gegen solche Mitteilungen würden eingeleitet, teilte das Innenministerium in Ankara mit. Seit dem 7. August seien fast 350 Nutzerkonten auf sozialen Netzwerken ausgemacht worden, in denen der Verfall der Landeswährung Lira auf provozierende Art und Weise kommentiert worden sei.
Die Lira-Schwäche hat auch Auswirkungen auf die Märkte der Schwellenländer, weil Anleger aus Sorge vor einer Ansteckung Gelder aus diesen Ländern abziehen. Die Währungen etwa von Indien und Russland fielen auf Tiefststände. Der südafrikanische Rand fiel zeitweise fast zehn Prozent - das war der höchste Verlust seit fast zehn Jahren. Auch der mexikanische Peso gab nach. Hinzu kommt, dass Währungen von Schwellenländern generell unter Druck stehen. Die Ursache hierfür liegt in der Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Mit den Zinserhöhungen in den USA haben US-Investoren zunehmend Geld aus den Schwellenländern abgezogen.
Ifo-Präsident Clemens Fuest bezeichnete die Krise als die schwerste in der gesamten Regierungszeit von Staatspräsident Recep Erdogans. „Die Krise der Türkei ist eine klassische Wirtschafts- und Währungskrise. Die Politik Erdogans sorgt seit einigen Jahren dafür, dass die Wirtschaft des Landes unter Druck gerät. Die Konflikte mit der EU und den USA verunsichern die Investoren", sagte Fuest dem "Handelsblatt". Er empfahl dem Land im Gespräch mit der Zeitung einen Politikwechsel. „Die Türkei sollte Hilfe beim Internationalen Währungsfonds beantragen. Die Europäer sollten diesen Weg unterstützen.“ Deutsche Banken sind in dem Land weniger stark engagiert als Geldhäuser aus Spanien, Italien und Frankreich, wie Fuest erklärt. Auch ist das Land zwar ein wichtiger Handelspartner für deutsche Unternehmen, aber im Länderranking der deutschen Exporte steht die Türkei auf dem 16. Platz. Bei den Importen aus Deutschland stehen Autos an erster Stelle, deren Einfuhren sind aber seit zwei Jahren schon rückläufig
Ob Erdogan den Rat aus München erfolgt, darf bezweifelt werden. Er verneinte am Wochenende sogar, dass die Türkei in einer Krise stecke. „Das ist keine Wirtschaft, die bankrott geht, die untergeht oder die durch eine Krise geht", sagte er in einer öffentlichen Rede. Einheimische Unternehmer sollten sich von der erschwerten Wirtschaftslage nicht beeinflussen lassen. Es sei nicht nur die Pflicht der Regierung, die Nation am Leben zu erhalten: „Es ist auch die Pflicht der Industriellen und der Händler“, so Erdogan.
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