Kommentar
17:00 Uhr, 27.09.2016

Donald Trumps Wirtschaftspläne!

Peter Navarro, Professor an der University of California-Irvine und Berater von Donald Trump, hat ein Papier vorgestellt, in welchem er den wirtschaftlichen Plan des republikanischen Präsidentschaftsanwärters umreißt.

Laut offiziellen Rechnungen würden die Trumpschen Steuerkürzungen auf zehn Jahre 2,6 Billionen Dollar kosten und die Pläne sehen sich deshalb teilweise heftiger Kritik ausgesetzt.

Navarro hält die reine Fokussierung auf entgehende Einnahmen aber für wenig hilfreich, denn die stimulierenden Effekte (und damit höhere Einnahmen) auf die Wirtschaft würden dabei ausgeklammert.

Der folgende Chart stellt dar, welche Stimuli für die Gegenfinanzierung sorgen sollen, nämlich die Neuordnung von Handel, Regulierung und Energiepolitik.

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Ganz grundsätzlich liegt dem wirtschaftlichen Masterplan von Trump ein sehr optimistisches Weltbild zugrunde, in welchem die defätistische Idee eines „new normal“ aus zwingend niedrigen Wachstumsraten keinen Platz findet.

Demografische Entwicklungen spielen zwar auch nach Meinung von Navarro eine belastende Rolle, aber hauptsächlich sei das wirtschaftliche Siechtum anderen Faktoren, wie den schlecht verhandelten Trade-Deals zuzuschreiben, zum Beispiel:

  1. Der von Bill Clinton verhandelte Eintritt von China in die WTO (2001), welcher zu einem schweren Investitionsrückgang in den USA geführt hat und gleichzeitig die US-Direktinvestitionen in China vervierfachte.
  2. Das von Hillary Clinton verhandelte Handelsabkommen mit Südkorea, welches der US-Wirtschaft 95.000 Jobs gekostet und das Handelsdefizit gegenüber Seoul verdoppelt hat.

Das aus den Abkommen resultierende "offshoring" von sogenanntem „nonresidential fixed investment“, also dem Bau von Fabriken im Ausland anstatt im Inland, belastet direkt das amerikanische Wachstum und ist laut Team-Trump eines der größten strukturellen Hindernisse des Landes. Der Ansatz einer serviceorientierten Wirtschaft wird als Irrweg abgelehnt, vielmehr sollten die verloren gegangenen, und gut bezahlten Industriejobs wieder heimgeholt werden.

Eine weitere Klammer, welche die US-Wirtschaft im Würgegriff hält, sind laut Professor Navarro die wirtschaftlichen Kosten aufgrund von Überregulierung, welche angeblich bei jährlich zwei Billionen Dollar, oder umgerechnet 15.000 Dollar pro Haushalt, liegen sollen.

Aufgrund des Personalmangels und der wirtschaftlichen Unerfahrenheit von Karrierepolitikern ist die Bürokratie in der Vergangenheit phänomenal damit gescheitert, kostengünstige Regulierungen gegenüber der Wirtschaft durchzusetzen, und deshalb sollten alle laufende Vorhaben temporär ausgesetzt und neu überprüft werden.

Insbesondere im verarbeitende Gewerbe muss dringend ein Kahlschlag bei den Vorschriften erfolgen, da dieser Sektor eine stark multiplizierende Wirkung auf das Gesamtwachstum hat, und die jährlichen Kosten der Überregulierung hier mit fast 20.000 Dollar rund doppelt so hoch ausfallen, wie in der restlichen Wirtschaft.

Das Papier von Navarro legt die Pläne von Donald Trump in sehr detaillierter Form dar, und fordert auf den einfachsten Nenner gebracht eine massive Re-Industrialisierung zugunsten des Fabrikarbeiters bei gleichzeitiger Rückabwicklung der Globalisierung zulasten des mobilen Kapitals.

Unabhängig ob man das Papier für visionär oder halluzinär hält - jede Zeile ist purer Sprengstoff, und bedroht die bisher kaum angefochtene Story des Establishments bezüglich Globalisierung und staatlicher Durchregulierung. Wer den Zorn gegenüber dem Emporkömmling verstehen will, dem wird hier die Vorlage geliefert.

Wenn Sie sich für Makrothemen mit Fokus USA interessieren sind Sie bei mir genau richtig. Ich lebe in den Vereinigten Staaten und beobachte dort sehr genau die Börsen-Szene.
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3 Kommentare

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  • hackyspecht
    hackyspecht

    Moin,

    steht in dem Papier, wie - also in welchen Schritten - die Re-Industrialisierung stattfinden soll? Amerikanische Manager haben Fabriken z.B. in China gebaut, u.a. wegen der niedrigen Arbeitskosten und damit einhergehender Profite. Auf welchem Wege will D. Trump dies beenden? Und wie will er die amerikanischen Manager überzogen.

    Für mich ist das Wunschdenken, verbunden mit der Hoffnung, daß arbeitslose amerikanische Arbeiter darauf reinfallen.

    15:22 Uhr, 28.09. 2016
  • 1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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