Kommentar
08:17 Uhr, 20.06.2019

Trumps unmögliche Forderung

Trump fordert viel, davon viel Unmögliches. Zuletzt ging es wieder einmal um die Währung.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,12840 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • USD/JPY
    ISIN: XC0009659910Kopiert
    Kursstand: 107,480 ¥ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,12840 $ (FOREX)
  • USD/JPY - WKN: 965991 - ISIN: XC0009659910 - Kurs: 107,480 ¥ (FOREX)

Der Dollar ist zu stark. Das gilt nicht erst seit gestern, sondern inzwischen seit Jahrzehnten. Die USA haben seit Ende des Bretton Woods Systems ein gravierendes Problem. Die Leistungsbilanzdefizite steigen und steigen. Das liegt daran, dass der Dollar relativ zu anderen Währungen hoch bewertet ist. Dies wurde erst möglich, als die Wechselkursbindung, die unter Bretton Woods galt, aufgegeben wurde. Der Dollar war heiß begehrt, denn Staaten überall auf der Welt brauchten Reserven. Was früher Gold war, war nun der Dollar.

Die Nachfrage ist auch heute noch groß. Der Dollar bleibt die wichtigste Währung. Neben dem Dollar gibt es praktisch keine andere Reservewährung. Das führt trotz hoher Handels- und Leistungsbilanzdefizite zu einer Überbewertung. Hat ein Land so hohe Defizite wie die USA, wertet die Währung im Normalfall ab.

Importe werden dadurch teurer und werden dadurch automatisch begrenzt. Die Ungleichgewichte werden früher oder später abgebaut. Das geht im Falle der USA nicht. Dafür müsste der Dollar seinen Status als Reservewährung verlieren.

Es gibt aber noch andere Faktoren. Der Status als Reservewährung ist wichtig, vor allem langfristig. Mittelfristig gibt es andere Faktoren, die den Wechselkurs beeinflussen. Dazu gehört natürlich auch die Geldpolitik. Während im Rest der Welt die Nullzinspolitik fortgesetzt wurde, gab es in den USA wieder Zinsen. Das hat den Dollar unterstützt.

Nun gibt es die Aussicht auf Zinssenkungen. Das sollte das Gleichgewicht verschieben und zu einer Abwertung des Dollars führen. Doch so einfach ist die Sache nicht. Es geht auch darum, wie stabil die Alternativen zum Dollar sind.

Zinssenkungen fallen nicht vom Himmel. Sie werden forciert, wenn sich die Wirtschaft abzukühlen droht. Eine solche Abkühlung geht mit sinkender Inflation einher. Wächst die Wirtschaft langsamer bzw. schrumpft sie, sinkt die Nachfrage. Bei geringerer Nachfrage fallen die Preise oder steigen schwächer.

Unruhige Zeiten begünstigen Währungen, die als sicherer Hafen gelten. Dazu gehört der Yen. So verwundert es nicht, dass der Yen parallel zur Inflation verläuft (Grafik 1). Fallende Inflation ist ein Zeichen von Unsicherheit und dies führt zur Flucht in den Yen.


Trump sorgt mit seiner Handelspolitik für Unsicherheit. Gegenüber dem Yen wertet der Dollar ab. Die Unsicherheit führt aber auch in Europa zu sinkender Inflation. Hier führt das nicht zu einer Aufwertung des Euros, sondern zu einer Abwertung (Grafik 2).

Der Euro ist für die USA wichtiger als der Yen. Das Handelsvolumen ist mit der Eurozone größer als mit Japan. Das gleiche gilt für China. Auch hier sorgt Unsicherheit für eine Abwertung des Yuan.

Trump fordert einen schwächeren Dollar. Ein Großteil seiner Politik sorgt jedoch für Unsicherheit und damit für Aufwertungsdruck. Trump könnte Aufwertungsdruck vom Dollar nehmen. Dazu müsste er seine Politik nur ändern. Die Forderung nach einem schwächeren Dollar bei der derzeitigen Politik ist unmöglich, weil sie nicht umsetzbar ist.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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