Kommentar
09:10 Uhr, 24.10.2025

Trump verliert die Geduld mit Putin und verhängt Sanktionen

Er hat monatelang gezögert, doch nun verhängte US-Präsident Trump die ersten direkten Sanktionen seiner zweiten Amtszeit gegen Russland. Diese zielen auf das Herz der russischen Wirtschaft: die Energiekonzerne Lukoil und Rosneft. Erste Reaktionen aus Asien deuten auf massive Störungen hin.

Die Marktreaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Berichten zufolge haben indische Raffinerien bereits Schritte unternommen, um ihre Ölimporte aus Russland zu drosseln. Auch chinesische Staatsunternehmen sollen den Einkauf von russischem Öl vorerst ausgesetzt haben.

Putins Hinhaltetaktik beendet Trumps Geduld

Monatelang hatte Präsident Trump auf eine Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg gesetzt und trotz wiederholter Drohungen von harten Maßnahmen abgesehen. Diese Geduld scheint nun aufgebraucht. Auslöser sollen die Erkenntnis im Weißen Haus sein, dass Präsident Putin keine ernsthaften Friedensverhandlungen anstrebe, sowie anhaltende russische Angriffe in der Ukraine. Erst kürzlich, unmittelbar nach der Absage eines geplanten Gipfels in Budapest, feuerte Russland erneut Raketen und Drohnen auf zivile Ziele, darunter einen Kindergarten.

"Ich hatte einfach das Gefühl, es war an der Zeit. Wir haben lange gewartet", erklärte Trump am Mittwoch gegenüber Reportern. Die Frustration über die Stagnation war dem Präsidenten anzumerken. "Jedes Mal, wenn ich mit Wladimir spreche, habe ich gute Gespräche, und dann führen sie zu nichts."

Der "mittlere Weg" der Sanktionen

Intern wurde die Entscheidung offenbar sorgfältig abgewogen, der Präsident hat sich mit seinem Vize Vance, Außenminister Rubio und "Kriegsminister" Hegseth. Trump seien drei Optionen vorgelegt worden, berichten mit den Vorgängen vertraute Personen. Zur Wahl standen ein sehr scharfes Paket gegen die russische Industrie und die Führungselite, eine leichtere Option und der gewählte "mittlere Weg", der auf den Energiesektor zielt.

US-Außenminister Marco Rubio betonte, das Ziel bleibe eine Verhandlungslösung. "Wir würden uns immer noch gerne mit den Russen treffen", so Rubio am Mittwochabend. "Heute war der Tag, an dem er [Trump] entschied, etwas zu unternehmen."

Trotz der neuen Härte hält Trump offenbar noch weitere Eskalationsstufen in der Hinterhand. Dazu gehören die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine oder die Verhängung von Sekundärsanktionen gegen Unternehmen, die weiterhin Geschäfte mit Lukoil und Rosneft machen. Auch die sogenannte "Schattenflotte" russischer Öltanker bleibt vorerst verschont.

"Trump lässt einiges auf dem Tisch, weil er immer noch einen Deal mit Putin will", meint Kurt Volker, ein ehemaliger US-Sondergesandter für die Ukraine. "Das zeigt, dass er nur frustriert ist, dass Putin bei seinen Plänen noch nicht mitgespielt hat."

Fazit

Die neuen Sanktionen haben das Potenzial, die fragile russische Kriegswirtschaft empfindlich zu treffen. Die unmittelbaren Reaktionen aus Indien und China unterstreichen die globale Hebelwirkung Washingtons. In Moskau gab man sich dennoch demonstrativ gelassen. Putin räumte zwar ein, dass "einige Verluste zu erwarten" seien, fügte jedoch hinzu: "Kein Land mit Selbstachtung tut jemals etwas unter Druck." Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Washingtons Schritt ein fundamentaler Strategiewechsel ist oder lediglich eine temporäre Maßnahme, um den diplomatischen Druck auf den Kreml zu erhöhen. Bekanntlich ist Trump in der Lage, seine Meinung jederzeit wieder zu ändern. Aber die Sanktionen sind auf jeden Fall ein Schritt vorwärts in Richtung eines möglichen Kompromisses mit den Russen.

6 Kommentare

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  • Black-Scholes
    Black-Scholes

    Wundert mich, dass die USA jetzt doch auf ein Kriegsende hindrängen. Jetzt wo die Europäer kurz davor stehen sich auf längere Sicht als internationaler Finanzplatz und für außereuropäische Investments zu disqualifizieren. Außerdem wäre mit Nutzung der Russland Mrd. die Abnahme von US Rüstungsgütern für die nächsten 2 Jahre gesichert, ohne von der US Regierung einen einzigen Dollar selbst beisteuern zu müssen.

    11:39 Uhr, 24.10.
    1 Antwort anzeigen
  • Market Impact
    Market Impact

    Wenn Putin und seine "Berater" irgendeine ökonomische Bildung genossen hätten wäre die Ukraine nie überfallen worden.

    10:39 Uhr, 24.10.
    1 Antwort anzeigen
  • Luisito100
    Luisito100

    Ich hätte schon längst das Handtuch geworfen, und die ganze Bevölkerung der Ukraine in die EU geschickt. Damit die dummen Politiker merken, das die nun seit 3 Jahren sinnlos herumdiskutieren, ein großes Problem am Hals haben. Genau wie mit dem Sondervermögen Russland in der EU. Man sagt immer, man internationales Recht nicht brechen. Was macht Putin die letzten 3 Jahre, der scheißt sich einen Dreck was internationales Recht betrifft. Alle Ukrainer umsiedeln, damit das sinnlose Gemetzel für ein Stück Land ein Ende hat.

    10:27 Uhr, 24.10.
  • masi123
    masi123

    Die militärische Lage erscheint zu ausgeglichen, als dass eine der beiden Seiten Zugeständnisse machen will. Erkennbar wird immer noch versucht, einen (militärischen) Sieg zu erreichen. Die Zeichen stehen also auf einer weiteren Eskalation. Die USA würden wohl den ressourcenintensiven Krieg aus geostrategischen Interessen gerne beenden. Ich hoffe jedenfalls, dass es Ihnen gelingt zu verhindern, dass der Krieg total aus dem Ruder läuft, und bin fast froh, dass europäische Politiker hier nicht alleine das Sagen haben. Die EU hat sich jedenfalls in eine sehr sehr schlechte Lage manövriert.

    10:15 Uhr, 24.10.