Kommentar
09:46 Uhr, 31.10.2018

Trotz "Ölwunder" - diese ökonomische Kennzahl bleibt negativ

In den USA sprudelt das Öl nur so aus dem Boden. Damit müssen die USA viel weniger vom wichtigen Rohstoff importieren. Trotzdem hilft es der Handelsbilanz nicht. Wieso?

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  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 66,785 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 66,785 $/Barrel (Commerzbank CFD)

Die USA importierten einmal Öl im Wert von 50 Mrd. Dollar pro Monat (Grafik 1). Das war im Jahr 2008. Damals war der Ölpreis fast doppelt so hoch wie heute. Gleichzeitig war die Produktion im eigenen Land bescheiden. In der Folge mussten die USA wohl oder übel Dutzende Milliarden für Ölimporte ausgeben.


Das hat sich mit der Zeit geändert. Dank des Frackingbooms müssen die USA nur noch geringe Mengen importieren. Hinzu kam auch noch ein niedriger Ölpreis in den Jahren 2014 bis 2016. So niedrig waren die Ausgaben für Öl seit 20 Jahren nicht mehr.
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Als die Handelsbilanz der USA im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts immer negativer wurde, gab es zumindest eine gute Erklärung dafür. Man musste ja Öl importieren. Ohne ging es nicht. Man hatte keine andere Wahl. So einfach ist die Sache allerdings nicht.

Was in Grafik 1 sofort auffällt, ist die negative Korrelation zwischen den Öl- und Warenimporten. Als die Ölimporte zwischen 2006 und 2008 rasant stiegen, verkleinerte sich das Defizit bei den Warenimporten. Ebenso weitete sich dieses aus als die Ölimporte ab 2014 an Bedeutung verloren.

Geringere Ölimporte wurden durch höhere Warenimporte ersetzt. Unterm Strich blieb ein großes Defizit. Ebenso wie Waren Öl ersetzten, würden nun Waren aus China durch andere Importe ersetzt. Die USA versuchen das Defizit mit China zu verringern. Gelingt ihnen das, dann ist zwar dieses Defizit kleiner, dafür aber ein anderes größer – wie in den letzten Jahren bei Öl und anderen Waren. Woran aber liegt das?

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Die Erklärung dafür ist relativ einfach. Die Handelsbilanz ist Teil der Leistungsbilanz. Diese berücksichtigt sämtliche Geldströme. Neben der Handelsbilanz gehören dazu etwa auch Einkommen aus dem Rest der Welt dazu, z.B. Einnahmen aus Investitionen.

Die Leistungsbilanz wird überwiegend durch die Handelsbilanz bestimmt. Stark vereinfacht kann man also sagen: ist das Leistungsbilanzdefizit größer liegt das an der Handelsbilanz, die negativer wird.

Die Leistungsbilanz wiederum ist nichts anderes als die Differenz der Spar- und Investitionsquote (Grafik 2). Das ist ökonomische Realität. Auch Zölle ändern daran nichts. Da die USA gerade wieder mehr Schulden machen, wird der Saldo aus Sparen und Investieren wieder negativer werden. In der Folge steigt auch das Leistungsbilanzdefizit und damit auch das Handelsbilanzdefizit.

Wird also mit China ein Kompromiss erzielt und sinkt deswegen das Defizit an dieser Stelle, wird es an anderer Stelle größer. Unterm Strich verbessert sich die Gesamtbilanz nicht. Als Ölimporte durch heimische Produktion ersetzt wurden, hätte sich die Handelsbilanz theoretisch verbessern können. Das geschah allerdings nicht, weil der Saldo aus Spar- und Investitionstätigkeit auf ähnlichem Niveau negativ blieb. Es gab keine andere Wahl, als das Defizit woanders zu produzieren.

Den USA sind die Hände gebunden, wenn sie nicht die Staatsausgaben massiv kürzen wollen (das ist unwahrscheinlich) oder weniger investieren (ebenfalls sehr unwahrscheinlich; die Politik der Regierung fördert Investitionen). Das Defizit wird groß bleiben und weiter steigen. Daran hat damals das Ölwunder nichts geändert und diesmal wird auch die Handelspolitik daran nichts ändern.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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