„Trotz aller Herausforderungen scheint keine Rezession zu drohen“
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Boston (GodmodeTrader.de) - Wenn die Märkte dieses Jahr ins Schlingern geraten, dürfte der Auslöser kaum eine unerwartete politische Entwicklung sein. Eher schon könnte es daran liegen, dass der seit drei Quartalen gleichmäßig steigende Welthandel wieder schrumpft. Der Aktienmarkt reagiert stärker auf synchrones Weltwirtschaftswachstum als auf politischen Wandel in Washington oder Wahlen in Europa, wie James Swanson, leitender Investmentstratege bei MFS Investment Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
In Japan, China, dem Euroraum und den USA habe es in den letzten Monaten erfreuliche Konjunkturüberraschungen gegeben - auf die der Markt entsprechend reagiert habe. Doch jetzt scheine es, als würde der Aufschwung - wie bereits drei frühere Aufschwünge im mittlerweile acht Jahre alten Konjunkturzyklus - zu Ende gehen. Trotz aller Herausforderungen scheine aber keine Rezession zu drohen, heißt es weiter.
„Eine Rezession ist also unwahrscheinlich, und an den Märkten erwartet man von der neuen US-Administration Steuersenkungen und Deregulierung. Sollten Investoren US-Aktien dann nicht übergewichten? Die Antwort ist nein. Solange der Druck auf Gewinne und Umsätze anhält, dürfen wir die Bewertungen nicht außer Acht lassen. Im aktuellen Marktzyklus waren Aktien meist recht billig, aber das hat sich geändert“, so der MFS-Finanzexperte.
Einige Kennzahlen, mit denen Swanson die relative Bewertung misst: „Zunächst betrachte ich die freie Cashflow-Rendite des S&P 500 Index. Sie ist auf magere 2,6 Prozent zurückgegangen, nach fünf Prozent oder gar sechs Prozent am Anfang des Zyklus. Offensichtlich sind die Bewertungen im Vergleich zu früher nicht mehr niedrig, und in den Kursen sind sehr viele erwartete gute Nachrichten bereits enthalten. Auch ein anderes meiner bevorzugten Bewertungsmaße sendet Warnhinweise: Das bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt jetzt fast 30 - ein sehr hoher Wert, der in den 100 Jahren seit Beginn der Erhebungen nur zwei Mal überschritten wurde. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis des Aktienmarkts ist ebenfalls hoch, und die Kurs-Gewinn-Verhältnisse mancher kleineren Unternehmen (auf Erwartungsbasis) sind hoch wie nie“, so Swanson.
Trotz dieser Warnhinweise gehe man am Markt offensichtlich noch immer von einem sehr guten Fundamental-und Makroumfeld aus. Man unterstelle, dass die Unternehmen ihre Preise schneller anheben könnten als die Kosten anzögen, damit die Gewinnmargen wieder auf die hohen Werte von Beginn dieses Zyklus steigen könnten. Implizit würden auch recht stabile Zinsen, fallende Steuern und ein Verzicht auf protektionistische Maßnahmen angenommen. Und dann scheine man auch noch zu glauben, dass der derzeitige Konjunkturzyklus noch länger dauere - vielleicht noch viele Jahre, heißt es weiter.
„Wenn die Kurs-Gewinn-Verhältnisse und die Kurs-Umsatz-Verhältnisse von Aktien niedrig sind, können Investoren auch mit Enttäuschungen fertig werden. Insbesondere zu Beginn eines Zyklus werden Rückschläge schnell überwunden. Doch wenn der Zyklus schon acht Jahre dauert, sind die Zeiten günstiger Bewertungen lange vorbei. Die hohen Bewertungen von heute lassen befürchten, dass Investoren mit jedem weiteren Kursgewinn in größere Gefahr geraten. Frei nach Chris Bonington, dem berühmten Besteiger des Mount Everest, steigt mit jedem Schritt in Richtung Gipfel das Risiko. Zurzeit können wir den Gipfel aber nicht sehen, denn der steckt in den Wolken“, so Swanson.
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