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14:01 Uhr, 05.03.2021

Treibt der OPEC+-Entscheid nun die Inflation weiter an?

Hat die OPEC+ den Bogen überspannt? Der Ölstaatenverbund „schockte“ den Ölmarkt mit der Entscheidung, das Angebot weiter restriktiv zu halten, was die Preise nach oben springen ließ und den Inflationsdruck auf die sich erholende Weltwirtschaft nachhaltig erhöhen könnte.

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    Kursstand: 68,45500 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Wien (Godmode-Trader.de) - Die Ölstaatenallianz OPEC+ hat am Donnerstag eine Grundsatzentscheidung getroffen. Der Preisstabilisierung wurde einer möglichen Marktverengung Vorrang gewährt - jedenfalls vorerst bis Ende kommenden Monats. Demnach wird die restriktive Ölförderung bis auf wenige Ausnahmen konstant weitergeführt. Am Markt war dagegen überwiegend mit einer Ausweitung um 500.000 bpd gerechnet worden.

Die Ölpreise reagierten sofort und nahmen ihren zuletzt etwas erlahmte Höhenflug wieder auf. Am Mittag kostete ein Barrel Brent 68,45 US-Dollar. Das waren 1,70 Dollar mehr als zum Handelsschluss am Vortag. Der Preis für US-Erdöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,64 Dollar auf 65,47 Dollar.

Unter den Antipoden Russland und Saudi-Arabien hat sich offenbar das Königreich wieder einmal durchgesetzt. Als Trostpflaster darf Moskau seine Förderung um 130.000 bpd marginal erhöhten. Riad hingegen besteht darauf, dass sich die hart erkämpfte Erholung des Ölmarkts weiter festigt. Eine mögliche Angebotskappheit nimmt man dafür in Kauf. „Ich glaube nicht, dass es zu einer Überhitzung kommt", sagte der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman gegenüber Reportern nach dem Treffen am Donnerstag. Letztes Jahr „haben wir alleine gelitten, wir als OPEC+" und jetzt „geht es darum, wachsam und vorsichtig zu sein", sagte er.

Von den Handelshäusern in Genf bis hin zu den Banken an der Wall Street war sich ein Großteil der Ölwelt darin einig, dass die globalen Märkte ein paar mehr Barrel gebrauchen könnten, um einen weiteren schnellen Preisanstieg zu mindern. Nachdem der saudische Prinz jedoch dazu aufgefordert hatte, „das Pulver trocken zu halten", einigten sich die OPEC+-Mitglieder darauf, die aktuellen Fördermengen beizubehalten - mit Ausnahme bescheidener Erhöhungen, die Russland und Kasachstan gewährt wurden. Der saudische Minister ging dabei noch einen Schritt weiter, indem er verkündete, dass die zusätzliche freiwillige Produktionskürzung von 1 Mio. bpd, die das Königreich im letzten Monat eingeführt hatte, nun unbefristet sei und nicht Ende März auslaufe. Der saudische Energieminister beharrt darauf, dass die OPEC+ auf konkrete Anzeichen eines Nachfrageanstiegs warten muss, bevor die Produktion wieder angehoben werden kann.

Das bedeutet, dass das Kartell immer noch etwa 7 Mio. Barrel pro Tag dem Markt vorenthält - das entspricht etwa 7 Prozent der weltweiten Nachfrage. „Der OPEC+-Entscheid birgt definitiv das Risiko, dass der Ölmarkt zu stark belastet wird", sagte Amrita Sen, Chefanalystin bei der Beratungsfirma Energy Aspects Ltd. in London, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Einige Banken erwarten nun kurzfristig einen Brent-Anstieg bis auf 75 Dollar/Barrel.

Da der Anleihenmarkt schon auf Anzeichen eines steigenden Inflationsdrucks sensibel reagiert, könnte der aggressive Schritt der OPEC+ der US-Notenbank und der EZB durchaus Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Die Rohstoffrally, angetrieben vom Rohöl, könnte jetzt erst mal so richtig an Fahrt aufnehmen. „Wir sollten genau die Entwicklung beobachten, um eine Überhitzung des Marktes zu vermeiden", warnte denn auch der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak in einem Fernsehinterview nach dem OPEC+-Treffen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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