Tradingpsychologie: Keine Planung – keine Ahnung
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Wer sich mit Trading beschäftigt, wird mit Handelssystemen nur so überschüttet. Bücher, Zeitschriften und vor allem das Internet versprechen nicht selten die perfekte Handelsstrategie. Ob sie es wirklich ist, kann nur die Zukunft zeigen: knowing by doing. Die meisten Akteure haben weder die Fähigkeiten noch die Möglichkeiten, ein Regelwerk auf Profitabilität im Vorwege zu testen. Und selbst dann gibt es keine Sicherheit auf dauerhaften Erfolg. Umfangreich erprobte Handelssysteme sind da schon die weitaus bessere Variante. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Denn ein Setup muss unbedingt zur Persönlichkeit eines Traders passen.
Ein profitables System in den Müll werfen? Ja!
Einer meiner Klienten tradet ein Handelskonto in zweistelliger Millionenhöhe. Er hatte sich ein neues Trend-System ausgearbeitet. Es funktioniert sehr einfach, läuft stabil und verdient eine Menge Geld. Dennoch möchte er es künftig nicht mehr weiter traden. „Es passt nicht zu mir, Herr Welz. Ich fühle mich nicht wohl, wenn sieben von zehn Trades Verlierer sind. Ich weiß, die anderen drei verdienen alle vorherigen Verluste und sehr große Gewinne obendrauf. Dennoch halte ich es nicht durch mir immer wieder mit ansehen zu müssen, dass diese enorme Durststrecke bis zu den großen Gewinnen erst überwunden werden muss!“. Nach unserer gemeinsamen Coachingstunde beschloss er das System einzustellen. Er kann sich diesen scheinbaren Luxus leisten. Denn er ist Profitrader, der diesen Namen wirklich verdient. Er investiert seine Energie lieber in seine drei anderen Systeme, die auch äußerst profitabel sind.
Der Zeit Zeit geben!
Das zeigt, worauf es beim Traden auch ankommt. Nämlich die Größe und Stärke zu haben, ein System links liegen zu lassen, wenn es für einen selbst nicht geeignet ist. Die meisten Trader versuchen oft mit aller Gewalt, ein Setup zu traden, womit ein anderer zwar Gewinne macht, sie selbst aber scheitern. Warum ist das so? Nun, bis man erst einmal ein funktionierendes Regelwerk ausgearbeitet hat, kann viel Zeit vergehen. Am Anfang des Tradings ist man damit vielfach überfordert. Man erkennt, wie umfangreich das Thema Börse ist. Und das es nicht reicht, nur einen guten Einstieg zu finden, sondern dieses Einstiegssignal auch auf gewisse Handelslogiken abgestimmt sein muss. Das braucht Geduld, kostet Arbeitsaufwand und benötigt Zeit, sehr viel Zeit. Und gerade über Zeit verfügen viele Börseneinsteiger nicht. Wenn schon Geld verdienen, dann bitte auch schnell.
Hinzu kommt, dass man seinen eigenen Plan auch umfangreich und detailgenau ausarbeiten muss. Ist das akribisch vollbracht, heißt es ran an die Arbeit: Der eigene Plan muss 1:1 umgesetzt werden. Viele scheuen sich vor diesem Schritt. Kein Wunder, denn er ist auch nicht gleich zu Beginn des Tradings machbar. Dafür braucht es eine Menge Erfahrung und Wissen. Doch erst durch einen Tradingplan hat Trading überhaupt eine Chance, erfolgreich zu werden. Ihre unbewussten Muster werden uns sonst dazu veranlassen, schnell verfügbares, oberflächliches Wissen für unsere Entscheidungen zu benutzen. Und das hat meist fatale Folgen! Der Konto-Tod ist so in der Regel schon vorprogrammiert. Stellen sie sich vor, alle Straßenschilder, Verkehrsregeln und Ampeln würden heute abgeschafft werden. Das Verkehrschaos wäre vorprogrammiert. Unter solchen Umständen traden die meisten Laien an der Börse. Wohin das führt wissen viele, bestimmt aber können sie es sich vorstellen.
Alles darfst du mir nehmen – nur nicht meine Ausreden!
Manche mögen Regeln, viele nicht. Jedenfalls nicht an den Kapitalmärkten. Doch hier sind sie überlebenswichtig für das Handelskonto. Klar, an strukturierten Regeln können wir glasklar erkennen, was wir falsch machen. Es ist kein schönes Gefühl zu sehen, dass man immer wieder gegen seine eigenen Regeln verstößt. Erst Recht nicht, wenn es andere kontrollieren. Was beim Privatanleger nicht der Fall ist und deshalb meist ein Problem. Denn Fehlverhalten wird so Tür und Tor weit geöffnet. Denn allein das eigene Wissen um dessen Fehlverhaltens reicht schon aus, um sich schlecht zu fühlen. Wer keine Kontrollmuster hat, kann auch nur schlecht gegen diese verstoßen – also besser keinen Plan machen! Wer sich also nur sehr ungern von anderen (den Märkten) sagen lässt, dass er was falsch gemacht hat, der vermeidet es besser, eine Kontrollinstanz vor sein Trading zu schalten. Planlose Trades kann man sich schneller als „Pech“, „Missgeschick“, „blöder Markt“,„war ja nur ein Versuch“, „hätte ja auch klappen können“ verkaufen. Wie sagte meine Mutter immer so schön: „Lieber Gott, alles darfst Du mir nehmen, nur nicht meine Ausreden!“.
Oder um es im Stil eines schwedischen Möbelhauses zu formulieren: „Traden sie schon, oder suchen sie noch nach Ausreden?“. Wer einen präzisen Tradingplan hat, kann sich nicht mehr herausreden, der muss sich den Tatsachen stellen. Und genau diese werden ihn massiv auf dem Weg zum Erfolg unterstützen. Wer das erstmal in der Tiefe verstanden hat, der geht einen großen Schritt in Richtung Profitrader. Wer weiter um dieses Ziel herum schleicht, bleibt im Lager der Laien.
Vielleicht machen sie sich einmal die Mühe und schreiben sich auf warum es Vorteile hat einen Tradingplan zu verfassen. Sie werden überrascht sein, wieviele gute Gründe es dafür gibt. Und danach fragen sie sich, weshalb sie es lassen, einen Plan festzulegen, bzw. ihn konstant umzusetzen. Und seien Sie sich immer darüber im Klaren, dass Sie, wenn Sie ab und zu mal ein paar Aktien kaufen, einen Plan brauchen, sonst ist es Glücksspiel! Mehr zu diesen und anderen wichtigen Themen der Tradingpsychologie erfahren sie auch in meinem zweiteiligen Webinar:
http://www.godmode-training.de/event/id/9508
Zum Bestseller: (Buch)
Norman Welz
Angewandte Tradingpsychologie
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