Top-Themen der Münchener Sicherheitskonferenz bewegen die Aktienmärkte
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Die Welt ist nicht mehr die gleiche, wie noch vor ein paar Jahren – das merkt man auch auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2025. Kriege, Handelskonflikte und politische Spannungen setzen Europa unter Druck. Die Frage ist: Wie reagiert der Kontinent auf diese Herausforderungen?
In diesem Jahr steht vor allem eines im Mittelpunkt: Europas Verteidigungsbereitschaft. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen machte sich für eine stärkere militärische Eigenständigkeit Europas stark – und scheut dabei nicht davor zurück, finanzielle Tabus zu brechen. Sie will den EU-Stabilitätspakt erneut aussetzen, um mehr Geld für Verteidigung lockerzumachen.
Doch nicht nur das: Die NATO-Staaten diskutieren über steigende Rüstungsausgaben, die Beziehungen zu den USA unter Präsident Trump und die Frage, wie man mit Russland und dem Ukraine-Krieg umgeht. Kurzum – es ist eine Konferenz mit klarer Botschaft: Europa muss sich wappnen.
Bereits gestern am ersten Tag der Konferenz haben die Aussagen die Aktienkurse bewegt. Die Rede von der EU Kommisionspräsidentin von der Leyen hat den gesamten Rüstungssektor angeschoben. Was sind weitere Themen der Konferenz?
Verteidigungsetat der NATO Länder: Mehr Geld für mehr Sicherheit?
Ein Thema, das sich durch die gesamte bisherige Konferenz zog, war die Frage nach der Finanzierung der Verteidigung. Schon seit Jahren drängen die USA ihre NATO-Partner dazu, mehr in die eigene Sicherheit zu investieren. Die magische Zahl dabei: Zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung. 2024 hat Deutschland dieses Ziel erstmals seit Jahrzehnten wieder erreicht.
Die EU-Staaten haben ihre Budgets in den letzten Jahren bereits massiv erhöht. Allein seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs sind die Verteidigungsausgaben in Europa um weit mehr als 100 Milliarden Euro gestiegen. Doch das reicht offenbar nicht. Von der Leyen sprach davon, dass künftig eher drei Prozent und mehr nötig seien.
Doch wer soll das bezahlen? Vor allem Deutschland und andere EU-Länder mit strikten Haushaltsregeln stehen einer weiteren Verschuldung skeptisch gegenüber. Trotzdem ist der Druck groß – nicht nur aus den USA, sondern auch von Ländern wie Polen oder den baltischen Staaten, die sich stärker gegen Russland absichern wollen.
Von der Leyens Vorstoß: Der EU-Stabilitätspakt soll wackeln
Um die zusätzlichen Milliarden für Verteidigung aufzutreiben, hat Ursula von der Leyen eine umstrittene Idee: Der EU-Stabilitätspakt, der eigentlich die Verschuldung der Mitgliedstaaten begrenzt, soll erneut ausgesetzt werden. Ein ähnlicher Schritt wurde bereits während der Corona-Pandemie gemacht, damals um wirtschaftliche Schäden abzufedern.
Jetzt soll es also wieder passieren – aber diesmal für die Rüstung. Die Idee: Mehr Schulden für mehr Sicherheit. Kritiker sehen das skeptisch, vor allem in Deutschland gibt es Widerstand. Schließlich haben die EU-Staaten gerade erst neue Defizitregeln beschlossen, um ihre Haushalte wieder in den Griff zu bekommen.
Doch von der Leyen bleibt hart: Die Krise sei so gravierend, dass es notwendig sei, „Berge zu versetzen“. Und tatsächlich – mit dem zunehmenden Druck aus den USA, der Bedrohung aus Russland und der unsicheren Weltlage, könnte die EU gezwungen sein, finanzielle Prinzipien über Bord zu werfen.
Die transatlantischen Beziehungen: Trump setzt Europa unter Druck
Ein weiteres großes Thema in München: Die Beziehung zwischen Europa und den USA. Mit Donald Trump wieder im Weißen Haus wächst die Sorge, dass die transatlantische Partnerschaft Risse bekommt.
Trump fordert von Europa, endlich mehr für die eigene Verteidigung zu tun – und droht gleichzeitig mit Strafzöllen und Abschottung. Die Botschaft ist klar: Entweder Europa wird militärisch unabhängiger oder es wird wirtschaftlich zur Kasse gebeten. Vertreter der Trump Administration wie Vize JD Vance oder Verteidigungsminister Pete Hegseth stellten das bisherige gemeinsame Wertefundament zwischen der EU und den USA infrage. Ein Konflikt innerhalb der NATO mit den USA wäre das Letzte, was Europa in dieser angespannten Lage braucht.
Die wichtigsten Aktien für Verteidigung
Da die USA bereits in der Vergangenheit extrem hohe Verteidigungsausgaben hatten, haben die Verteidigungskonzerne in den USA einen anderen Stellenwert als in Europa. Während Europa in Zukunft sehr wahrscheinlich deutlich mehr für Verteidigung ausgeben wird, hat Donald Trump jüngst die hohen Verteidigungsausgaben der USA in Frage gestellt und plant zumindest Gespräche über Abrüstung mit Peking und Moskau. Konzentrieren wir uns also auf europäische Verteidigungskonzerne, die von steigenden Verteidigungsetats der europäischen Länder profitieren würden.
Rheinmetall
Das deutsche Unternehmen Rheinmetall ist besonders für seine Expertise im Bereich Panzerfahrzeuge und Munition bekannt. Die steigenden Verteidigungsausgaben in Europa haben die Nachfrage nach Rheinmetall-Produkten stark erhöht.
- Vehicle Systems: Entwicklung und Produktion von Militärfahrzeugen wie dem Leopard 2-Panzer.
- Weapon and Ammunition: Herstellung von Munition und Waffensystemen für Heer, Luftwaffe und Marine.
- Sensors and Actuators: Hochpräzise Sensorik und Steuerungssysteme für moderne Waffensysteme.
- Electronic Solutions: Elektronische Verteidigungssysteme, darunter Radarsysteme und digitale Gefechtssteuerungen.
- Materials and Trade: Entwicklung neuer Werkstoffe für militärische Anwendungen und globaler Handel mit Verteidigungsprodukten.
BAE Systems
Der britische Rüstungskonzern BAE Systems gehört zu den größten Verteidigungsunternehmen der Welt. Seine Umsatzquellen sind breit gefächert – von Luft- und Seestreitkräften bis hin zu Cyber-Sicherheit.
- Air: Kampfjets, Drohnen und militärische Luftfahrtsysteme sind eine der Kernkompetenzen von BAE Systems.
- Maritime: U-Boote, Kriegsschiffe und maritime Verteidigungssysteme.
- Electronic Systems: Radar-, Sensor- und elektronische Kampfsysteme für Militäranwendungen.
- Platform and Services: Wartung, Modernisierung und Support für militärische Systeme und Plattformen.
- Cyber and Intelligence: Cybersicherheit und militärische Informationsverarbeitung gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Leonardo
Der italienische Rüstungskonzern Leonardo hat seinen Schwerpunkt auf elektronische Systeme und Luftfahrtlösungen gelegt. Besonders im Bereich der Avionik und militärischen Kommunikationssysteme spielt das Unternehmen eine Schlüsselrolle.
- Electronic Systems: Der größte Umsatzanteil kommt aus elektronischen Systemen wie Radar- und Verteidigungstechnologie.
- Helicopters: Leonardo ist einer der führenden Hersteller von militärischen und zivilen Hubschraubern.
- Aircraft: Das Unternehmen liefert Flugzeugkomponenten und ist an europäischen Rüstungsprojekten beteiligt.
- Aerostructure: Entwicklung und Produktion von Flugzeugstrukturen für verschiedene Luftfahrtprojekte.
- Other: Ein kleiner Anteil des Umsatzes entfällt auf weitere Aktivitäten wie Raumfahrttechnologie.
Chart
Wenn man sich die Entwicklung der drei Aktien seit dem Beginn des Ukrainekonfliktes anschaut, ist Rheinmetall (blau) der klare Gewinner, wenngleich auch Leonardo (grün) mit knapp 500 % Kurswachstum und BAE Systems (gelb) mit über 200 % Kurszuwachs keineswegs schlecht dastehen.
Die Nachfrage vieler Staaten insbesondere nach bodengestützten Verteidigungs- und Detektierungssystemen wie sie Rheinmetall und Leonardo anbieten, hat diese beiden Aktien in ungeahnte Höhen katapultiert. BAE Systems bleibt etwas hinter den Konkurrenten.
Rheinmetall | 59,39 |
BAE Systems | 20,12 |
Leonardo | 17,42 |
Der Höhenflug der Aktien, insbesondere von Rheinmetall hat auch die Bewertung der Konzerne nach oben geschraubt. Alle drei Aktien notieren teilweise deutlich über ihren langjährigen Durchschnitten. Die Erwartungen sind dementsprechend hoch.
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Jetzt noch einsteigen?
Auch wenn die Aktien schon sehr weit gestiegen sind und eine Konsolidierung unproblematisch wäre, ist es nicht unwahrscheinlich, dass weitere Anstiege möglich sind. Die aktuelle Münchener Sicherheitskonferenz markiert einen Wendepunkt, denn ohne die Sicherheitsgarantien der USA unter Trump muss Europa selbstsicherer werden, um im Notfall vor Russland nicht blank dazustehen. Es ist – wie es schon so oft gesagt wurde – die Stunde Europas. Die Notwendigkeit von Verteidigungsbereitschaft kann eine extrem starke europäische Verteidigungsindustrie schaffen – mit weiter steigenden Aktienkursen.
Fazit: Europa muss unabhängiger werden
Die Münchener Sicherheitskonferenz 2025 setzt klare Signale: Europa muss seine Verteidigungsfähigkeit ausbauen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert, den EU-Stabilitätspakt erneut auszusetzen, um höhere Verteidigungsausgaben zu ermöglichen. Gleichzeitig sorgen die transatlantischen Spannungen mit den USA unter Donald Trump für Unsicherheit. Allgemein muss Europa sicherheitspolitisch unabhängiger werden.
Die Unsicherheiten der Konferenz spiegeln sich an den Märkten wider. Rüstungsaktien wie Rheinmetall, BAE Systems und Leonardo profitieren von den politischen Debatten über höhere Verteidigungsausgaben. Doch die Kursgewinne der letzten Monate zeigen, dass bereits viel Optimismus eingepreist ist.
Sollten die Regierungen weitere konkrete Aufträge platzieren, könnte das weiteres Potenzial freisetzen. Gleichzeitig bleibt die Gefahr, dass politische Widerstände oder wirtschaftliche Zwänge geplante Investitionen bremsen. Die nächsten Entscheidungen in Brüssel und die Reaktion der nationalen Regierungen werden entscheidend sein – für Europas Verteidigung und für die Börse.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.