SaaS-Aktien vor Nokia-Moment? Novo Nordisk jetzt doch besser als Eli Lilly?
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Nachdem Daniel seine Männergrippe endlich überwunden hat, dürfen wir euch endlich wieder zu einem neuen Podcast begrüßen. In der aktuellen Ausgabe des Podcasts unseres Goldesels Michael Flender und Daniel von Investflow sprechen unsere beiden Experten über die aktuelle Lage bei SaaS-Unternehmen (Software as a Service), bei denen zuletzt Verkaufsdruck herrscht. Aktien wie Salesforce, Service Now oder auch SAP hatten mit Kursrückgängen zu kämpfen.
Weiterhin schauen wir auf die aktuelle Entwicklung bei Tesla und in der deutschen Versicherungslandschaft mit Aktien wie der Allianz, Munich RE und der Hannover Rück.
Einen Blick werfen unsere Podcast Hosts auch auf neue Studiendaten bei Eli Lilly zu deren oralem Abnehmpräparat, die auch die Aktie in den Keller schickten und der Aktie von Konkurrent Novo Nordisk zu einem kleinen Rebound verhalfen.
Warum SaaS-Aktien aktuell gelitten haben, wer zwischen Eli Lilly und Novo Nordisk jetzt die Nase vorne hat und warum C3.ai und Monday.com nach den Zahlen verprügelt wurden, das und vieles mehr erfahrt ihr in der aktuellen Folge auf Apple Podcast, Spotify oder direkt bei Youtube.
Die aktuelle Marktstimmung
Die Berichtssaison sorgt wie immer für erhöhte Volatilität: Ein paar wenige Titel tragen derzeit den Markt, während viele andere massiv korrigieren, manchmal aus Gründen, die auf den ersten Blick schwer nachzuvollziehen sind.
Der DAX dümpelt seitwärts, während der Nasdaq von einigen Tech- und KI-Schwergewichten getragen wird. Zugleich erleben wir heftige Ausschläge in der zweiten und dritten Reihe. Manche Unternehmen werden brutal abgestraft, wenn ein Haar in der Suppe gefunden wird – oder teilweise auch ohne erkennbaren Grund.
Nach den veröffentlichten Verbraucherpreisen, die etwas kühler waren als erwartet wurde, konnten die Märkte weiter zulegen.
Nvidia, US-Regierung und China: Lizenzvergabe, Umsatzbeteiligung und geopolitische Risiken
Ein heißes Thema sind die Verhandlungen zwischen Nvidia und der US-Regierung um Exportlizenzen nach China. Nvidia und AMD müssen nun 15 % ihrer China-Umsätze an die USA abdrücken. Ein selten gesehener Eingriff in die operative Entwicklung amerikanischer Unternehmen.
Gleichzeitig gab es Berichte, dass China seine großen Tech-Unternehmen aufgefordert hat, ältere Modelle (z. B. ältere H20-Chips) nicht mehr zu verwenden. Es gibt bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit. Der Nutzen der Exportlizenzen für Nvidia und AMD ist daher noch fraglich.
Tesla: Robotaxis, Full Self-Driving und die nächste Tech-Story
Tesla bewegt sich weiter in Richtung Robotaxis und autonome Mobilitätsdienste.
- Rollout von Robotaxis in Texas mit staatlicher Lizenz – zunächst noch mit Sicherheitsfahrer, Skalierung wird offensichtlich vorangetrieben.
- Elon Musk kündigt größere Updates an: nächste Full Self-Driving-Version mit deutlich mehr Parametern (gerüchteweise 10x), möglicherweise Ende September.
- Berichte von Fahrern (u. a. von YouTubern) beschreiben ein aggressiveres, aber funktionales Fahrverhalten der Autos.
Markttechnisch hat die Robotaxi-Story Tesla wieder Rückenwind gegeben. Die Probleme beim Absatz in Europa bleiben, aber die Visionen um die Robotaxi-Plattform und Optimus (Humanoider Roboter) erhalten die Fantasie der Investoren. Ob das nachhaltig ist, wird von der Umsetzung abhängen – technologisch wie regulatorisch.
Novo Nordisk vs. Eli Lilly – das Rennen um orale Abnehmpräparate
Eli Lilly: starke Q-Zahlen, aber enttäuschende Studiendaten
Eli Lilly beeindruckte mit starken Quartalszahlen. Umsätze und Gewinnprognosen wurden angehoben (Umsatz von 58–61 Mrd. auf 60–62 Mrd. USD; EPS von 20,17–21,67 auf 20,85–22,10 USD). Das sieht auf den ersten Blick hervorragend aus, aber der Kurs fiel zweistellig.
Das neue orale Abnehm-Präparat zeigte in jüngsten Daten eine geringere Wirksamkeit als zuvor erhofft. Während das orale Semaglutid von Novo Nordisk in Studien etwa 15 % Gewichtsverlust in 72 Wochen zeigte, lag das orale Medikament von Eli Lilly in dieser Studie bei etwa 12,4 %.
Novo Nordisk: stabilere Erwartung, breitere Pipeline
Novo Nordisk hat sich als First Mover in vielen Bereichen positioniert. Die Wachstumsraten sind zwar niedriger als bei Eli Lilly (u. a. weil Novo bereits länger am Markt ist), aber das Bewertungsprofil wirkt defensiver:
- Novo Nordisk: Umsatzwachstum ca. 18 % im letzten Quartal, EPS verwässert +23 %.
- Eli Lilly: Umsatzwachstum +38 %, EPS +92 % (starkes Wachstum, aber hohe Bewertung).
- Bewertungen: Novo Nordisk Forward-KGV ungefähr 12–13; Eli Lilly aktuelles KGV >40, Forward-KGV ~23; EV/EBIT bei Eli Lilly ~26 vs. Novo ~10.
Wichtig: Novo Nordisk hat neben Diabetes und Fettleibigkeit mehrere großvolumige Projekte in Phase 3 (z. B. Sichelzellenanämie, Hämophilie, Herz-Kreislauf). Die Pipeline ist also prall gefüllt.
Marktpotenzial: Wie groß ist der Markt wirklich?
Eine zentrale Frage ist die Marktpenetration. Global gesehen haben derzeit nur etwa 7 % der Menschen mit Diabetes Zugriff auf gebrandete Medikamente dieser Klassen. Im Bereich der Fettleibigkeit liegt die Zahl sogar unter 1%. Das zeigt, wie gigantisch das verbleibende Marktpotenzial ist — vorausgesetzt, regulatorische, preisliche und vertriebliche Hürden lassen einen breiten Zugang zu.
Ein weiterer Punkt ist die Zeitachse. Novo Nordisk könnte ein orales Semaglutid bereits Ende 2025 einführen, während Eli Lillys orales Produkt voraussichtlich 2026 (zumindest im Bereich Diabetes) folgen könnte. First-Mover-Vorteile, Produktionskomplexität und Preisgestaltung sind Faktoren, die den langfristigen Marktanteil und die Gewinne beeinflussen werden.
Wer hat mehr Upside?
Die Antwort hängt von Perspektive und dem Risikoappetit ab. Eli Lilly liefert derzeit höhere Wachstumsraten, hat aber auch eine deutlich höhere Bewertung – damit sind Enttäuschungen teurer. Novo Nordisk wirkt auf Bewertungsbasis defensiver, hat aber viele potenzielle Blockbuster in der Pipeline. Langfristig bleiben beide Firmen für uns hochwertige Unternehmen; kurzfristig hat Novo Nordisk aus Bewertungsgründen vielleicht mehr positives Überraschungspotenzial.
SaaS-Aktien: Hat die Branche ihren “Nokia-Moment”?
Die brennende Frage dieser Tage: Sind wir Zeuge eines strukturellen Bruchs bei SaaS-Unternehmen? Oder erleben wir „nur“ eine Bewertungskorrektur, die hohe Erwartungen an die Zukunft realistisch einpreist?
Was beobachten wir?
- Massive Kursverluste bei vielen SaaS- und Cloud-werten: Adobe, Atlassian, Salesforce, Workday, C3.ai, monday.com, und viele andere haben deutliche Rückgänge verzeichnet.
- Analysten-Meinungen divergieren: Einige sehen eine „multiple contraction“ ähnlich der Branchenumbrüche früherer Zeiten (Hardware → Cloud), andere halten die aktuelle Korrektur für zu weitgehend.
- Begründung der Skeptiker: KI wird Software „verspeisen“ – d. h. viele Funktionen, die früher spezielle SaaS-Tools erforderten, könnten künftig in Plattformen großer Anbieter (Microsoft, Google, AWS) integriert werden, teilweise ohne zusätzliche Kosten für Kunden.
Fallbeispiele: Adobe, monday.com, ServiceNow
Adobe: Analysten haben Adobe auf „verkaufen“ gesetzt und argumentieren mit der Gefahr von Multiple-Contraction. Adobe hat seit Jahren hohe Margen und Marktanteile im Kreativbereich – aber KI-Tools vereinfachen das Erstellen von Inhalten und können damit Wettbewerbsdruck erzeugen. Gleichzeitig wächst Adobe weiterhin moderat (einige Jahre im Bereich ~8–12 %) und sieht aus Bewertungskennzahlen inzwischen vergleichsweise günstig aus (Forward-KGV ~15, Free-Cashflow-Rendite bemerkenswert). Ein klassisches antizyklisches Investment könnte hier diskutiert werden.
monday.com: Obwohl monday.com gute Quartalszahlen mit starkem Umsatzwachstum (z. B. 27 % Umsatzwachstum im Q2) lieferte, brach der Kurs nach der Veröffentlichung stark ein. Ein Teil der Reaktion spiegelt die Neubewertung von CRM/Work-Management-Plattformen wider. Kann ein Unternehmen mit einem hohen Free-Cashflow-Multiple noch dieses Niveau halten, wenn KI Core-Funktionen künftig kostenlos verfügbar macht? Einige Marktteilnehmer argumentieren, dass sich die Bewertungsbasis schlicht neu kalibriert.
ServiceNow: Anders als einige andere zeigte ServiceNow starke Nachfrage nach KI-Agenten und hat seine Guidance erhöht. Das illustriert, dass nicht alle SaaS-Firmen gleichermaßen getroffen werden: wer tief in Enterprise-Workflows verankert ist und nachweisbare Werte durch KI liefert, könnte profitieren.
Versicherer: Munich Re schwächer, Hannover Rück stark
Auch im deutschen Rückversicherungssektor zeigen sich deutliche Unterschiede:
- Munich Re lieferte Zahlen, die vom Markt als leicht enttäuschend gewertet wurden — z. B. Prognosen für das Versicherungssegment wurden nach unten angepasst. Das führte zeitweise zu kräftigen Ausschlägen.
- Hannover Rück präsentierte dagegen sehr solide Zahlen: Umsatzwachstum im ersten Halbjahr ~3,3 % (wechselkursbereinigt sogar ~4,3 %), operatives Ergebnis +6,3 %, Nettogewinn +13,2 %.
- Die Allianz zeigte ebenfalls gute Zahlen und das Management erwähnte, dass eventuell eine Prognoseanhebung möglich sei (man wolle jedoch Q3 abwarten).
Langfristig betrachtet ist die Rückversicherungsszene in Deutschland eine solide Dividenden- und Value-Geschichte. Kurzfristig reagieren Kurse sensibel auf Prognosen und gegebenenfalls auf sich ändernde Marktpreise für Risiken (z. B. Naturkatastrophen, Zinssätze).
Konjunkturdaten aus Deutschland: ZEW und Unternehmensstimmung
Die Stimmung in Deutschland zeigt sich weiterhin schwach. Der ZEW-Konjunkturindex lag deutlich unter den Erwartungen:
- Lagebewertung: -68,6 (Prognose -67)
- Konjunkturerwartungen: 34,7 (Prognose 39,5)
Das passt zu Berichten über steigende Unternehmensinsolvenzen und zahlreichen Prognosesenkungen speziell im Mittelstand (MDAX/SDAX-Unternehmen). Kurz gesagt: die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist noch nicht in einem stabilen Aufwärtstrend.
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