Autonomes Fahren: Das sind die Profiteure des Megatrends
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Autonomes Fahren steht an der Schwelle vom Experiment zum Geschäft. In Texas, Kalifornien oder Peking rollen erste fahrerlose Fahrzeuge im Alltag, während die breite Einführung noch Jahre entfernt sein dürfte. Doch die Richtung ist klar: Laut BNP Paribas soll der Markt bis 2029 auf über 114 Milliarden USD anwachsen.
Für Anleger eröffnet das ein Spielfeld mit völlig unterschiedlichen Strategien – vom Bau kompletter Robotaxi-Flotten über den Einsatz autonomer Lkw bis hin zu Software- und Sensorlösungen, die an viele Hersteller verkauft werden können. Die Entwicklungen verlaufen rasant, getrieben von Fortschritten in Künstlicher Intelligenz, immer leistungsfähigeren Sensoren und einem Wettlauf um die besten Testregionen. Gleichzeitig steigen die regulatorischen Herausforderungen, denn nicht jede Stadt oder jedes Land ist so offen wie Austin oder Peking.
In dieser Goldesel Topstory blicken wir auf die spannendsten Profiteure aus den USA, Europa und Asien – und darauf, wer die Nase im Rennen um die Mobilität der Zukunft vorn hat.
5 Stufen des autonomen Fahrens
Die SAE (Society of Automotive Engineers) definiert sechs Stufen des autonomen Fahrens – von Level 0 bis Level 5. Diese geben an, wie stark ein Fahrzeug automatisiert ist und wie sehr der Mensch noch eingreifen muss. Hier ein kompakter Überblick:
- Level 0 – Kein automatisiertes Fahren
Nur einfache Warn- und Assistenzsysteme, z. B. Notbremsassistent oder Toter-Winkel-Warner. Der Fahrer hat volle Kontrolle. - Level 1 – Fahrerassistenz
Unterstützung entweder beim Lenken oder Beschleunigen/Bremsen, etwa durch Spurhalteassistent oder Tempomat. - Level 2 – Teilautomatisierung
Das Fahrzeug kann gleichzeitig lenken, bremsen und beschleunigen – der Fahrer muss aber stets eingriffsbereit sein. - Level 3 – Bedingte Automatisierung
Autonomes Fahren ist in bestimmten Situationen (z. B. Stau) möglich. Der Fahrer darf temporär abschalten, muss aber übernahmebereit sein. - Level 4 – Hochautomatisiertes Fahren
Fährt vollständig autonom in definierten Einsatzgebieten – auch in Notfällen. Pedale und Lenkrad können fehlen (z. B. Robotaxis). - Level 5 – Vollautomatisiertes Fahren
Keine Einschränkungen mehr: Das Fahrzeug kommt ohne Fahrer und unter allen Bedingungen zurecht – egal ob Stadt, Autobahn oder Gelände.
Marktwert für autonomes Fahren
Laut Analysen der französischen Großbank BNP Paribas wächst der Markt für autonome Fahrzeuge in rasantem Tempo: Bis 2029 soll sich das globale Marktvolumen gegenüber 2023 mehr als verdreifachen – von rund 33 Milliarden auf über 114 Milliarden USD. Der Trend ist klar: Autonomes Fahren ist längst kein Zukunftstraum mehr, sondern entwickelt sich zur milliardenschweren Realität.
Auch Star-Investorin Cathie Wood sieht hier enormes Potenzial. Mit Blick auf ihre Investments über den ARK Innovation ETF betont sie:
Autonome Mobilität wird die größte industrielle Umwälzung seit der Einführung des Automobils sein!
Ihr zufolge könnten Unternehmen in diesem Bereich exponentiell profitieren – vor allem jene, die früh auf Software, KI und Flottenlösungen setzen. Ob sie damit Recht behalten wird, bleibt natürlich offen. Dennoch polarisiert das Thema und der Markt wird definitiv nicht schrumpfen.
Aber welche Unternehmen genau werden überproportional von dem Megatrend profitieren? Wir nehmen die Big Player genauer unter die Lupe und schauen uns an, wo sich aktuell Chancen ergeben.
USA
Tesla: Zwischen Robotaxi-Euphorie und Realitätscheck
Tesla gilt als Pionier des autonomen Fahrens, doch der Weg zum vollautonomen Fahrzeug gestaltet sich holpriger als gedacht. Mit seinem kamerabasierten Full Self-Driving (FSD) System, das aktuell in Version 13 läuft, verfolgt das Unternehmen einen radikal anderen Ansatz als die Konkurrenz: Statt auf teure Lidar- und Radarsensoren setzt Elon Musk kompromisslos auf künstliche Intelligenz und Kameratechnologie. Diese „Vision-only”-Strategie soll die Kosten drastisch senken – Analysten schätzen, dass Teslas System nur ein Drittel der Kosten von Waymos Sensor-Suite verursacht. Zwischen den Produktionsstätten in Texas und Kalifornien hat Teslas Model Y bereits über 50.000 fahrerlose Meilen zurückgelegt, wobei die Fahrzeuge eigenständig von der Produktion zu den Auslieferungsparkplätzen navigieren.
Der große Wurf erfolgte im Juni 2025 in Austin: Tesla startete dort seinen lang erwarteten Robotaxi-Service – allerdings zunächst nur für ausgewählte Nutzer und mit Sicherheitsfahrer an Bord. Die Fahrten kosten pauschal 4,20 USD und sind auf Straßen mit maximal 40 Meilen pro Stunde begrenzt. Trotz des Launch-Hypes mehren sich kritische Stimmen: Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA untersucht mehrere Unfälle mit aktiviertem FSD-System, Videos zeigen abrupte Bremsmanöver und Fahrfehler. Für 2026/27 plant Tesla die Produktion des „Cybercab” – ein fahrerloses Taxi ohne Lenkrad und Pedale für unter 30.000 USD.
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Tesla konnte sich in der vergangenen Handelswoche über der 50- und 200-Tagelinie etablieren. Die Nachrichtenlage hat sich zuletzt aufgehellt und der Blick geht weiter hin zu den zukünftigen Chance und Weg von den aktuellen Auslieferungszahlen. Die Aktie könnte nun bis an den Widerstand zwischen 358 und 366 USD laufen. Ein Rücksetzer Richtung 300 USD könnte eine Einstiegsgelegenheit darstellen.
Waymo: Der stille Marktführer skaliert global
Während Tesla noch mit Pilotprojekten experimentiert, ist Waymos Robotaxi-Service längst profitable Realität. Die Alphabet-Tochter befördert mittlerweile über 250.000 zahlende Passagiere pro Woche in ihren fahrerlosen Jaguar I-Pace und wickelt monatlich über eine Million Meilen ab – vollkommen autonom, ohne Sicherheitsfahrer. Was 2009 als „Project Chauffeur” bei Google begann, hat sich zum unangefochtenen Marktführer im Westen entwickelt: Waymo One operiert kommerziell in Phoenix, San Francisco, Los Angeles und seit 2025 auch in Austin, Atlanta und Miami. Bis Ende 2025 soll Washington D.C. folgen. Die Expansion erfolgt methodisch: Erst kartografieren menschliche Fahrer die Städte, dann folgen Tests mit Sicherheitsfahrer, schließlich der vollautonome Betrieb. Mit einer 5,6-Milliarden-USD-Finanzierungsrunde im Rücken und Partnerschaften mit Uber, durch die Nutzer Waymo-Fahrten direkt über die Uber-App buchen können, baut das Unternehmen seine Dominanz systematisch aus. Als erste westliche Firma wagte Waymo Anfang 2025 sogar den Sprung nach Asien: In Tokio läuft der Testbetrieb gemeinsam mit lokalen Partnern. Der technologische Vorsprung ist beachtlich – während Tesla noch um breite Zulassungen kämpft, hat Waymo bereits über 5 Millionen autonome Fahrten absolviert. Die neue Fahrzeuggeneration mit Zeekr-SUVs und Hyundai Ioniq 5 soll die Kosten weiter senken und die Flotte massiv vergrößern.
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Die Aktie von Alphabet hat sich mit den zuletzt guten Zahlen in Richtung Allzeithoch vorgearbeitet. Hier verläuft ein Widerstand zwischen 201 und 207 USD. Ein Rücksetzer zur Unterstützung zwischen 181 und 187 USD könnte zum Wiedereinstieg genutzt werden.
Uber & Lyft: Fahrdienstleister als Profiteure oder Verlierer des Megatrends
Während Hersteller wie Tesla, Waymo oder BYD Milliarden in die Entwicklung autonomer Fahrzeuge investieren, gehen Uber und Lyft einen anderen Weg: Statt eigene Technik zu bauen, setzen sie auf das, was sie am besten können: Reichweite, Plattformmacht und Partnerschaften. Das Ziel ist es, vom Milliardenmarkt für Robotaxis zu profitieren, ohne selbst das Risiko der Technologieentwicklung zu tragen.
Lyft bringt chinesische Robotaxis nach Europa
Lyft plant ab 2026 einen großen Markteintritt in Europa – mit autonomen Fahrzeugen des chinesischen Tech-Konzerns Baidu. Die speziell für den Robotaxi-Betrieb entwickelten Apollo-Go-Modelle sollen zunächst in Deutschland und Großbritannien zum Einsatz kommen. Die Flotte soll schrittweise auf tausende Fahrzeuge ausgebaut werden – unter einer Voraussetzung: Die Behörden müssen grünes Licht geben.
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Free Now als Sprungbrett in Europa!
Um sich in Europa zu positionieren, hat Lyft Anfang 2025 Free Now übernommen – eine Mobilitäts-App, die zuvor BMW und Mercedes gehörte. Der Kaufpreis lag bei rund 175 Mio. USD. Mit diesem Schritt sichert sich Lyft direkten Zugang zu europäischen Nutzern, Städten und Regulierungsstrukturen.
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Von den einstigen Hochs im Jahr 2021 über 60 USD hat sich die Lyft-Aktie schon lange verabschiedet. Zwischen 13 und 13,90 USD handelt die Aktie aktuell in einer Unterstützungszone. Sollte dieses Niveau fallen, droht die Aktie in Richtung des April-Tiefs unter 10 USD zu rutschen. Bei positiver Reaktion auf diesem Niveau ist ein Anstieg in Richtung des Widerstands bei 16,60 USD möglich.
Uber verfolgt eine Multi-Allianz-Strategie
Uber, lange auf die USA fokussiert, hat inzwischen über 15 Partnerschaften mit verschiedenen Herstellern autonomer Fahrzeuge geschlossen – darunter Waymo, Baidu, Volkswagen, Lucid und Nuro. Fahrten mit Waymo-Robotaxis sind seit 2025 in Austin und Atlanta direkt über die Uber-App buchbar. Mit Lucid und dem KI-Startup Nuro baut Uber eine exklusive Flotte von mindestens 20.000 autonomen Fahrzeugen auf, die ab Ende 2026 rollen sollen.
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Die Uber-Aktie hat zuletzt auf den Widerstand zwischen 93 und 94,50 USD heftig reagiert. Sollte die Aktie auf die überragende Unterstützungszone zwischen 81,30 bis 82,70 USD zurücklaufen, sollte man die Aktie definitiv für eine Position in Betracht ziehen, um von der guten Positionierung beim autonomen Fahren zu profitieren.
Plattform statt Auto – wer profitiert am Ende?
Ob sich diese Wette auszahlt, hängt davon ab, wie sich das Marktmodell für autonomes Fahren entwickelt. Sollte sich eine klare Arbeitsteilung etablieren – Tech kommt von Baidu, Waymo und Co., die Buchung läuft über Plattformen wie Uber und Lyft – könnten sich die Fahrdienstvermittler langfristig als Hauptprofiteure der Mobilitätswende erweisen. Ohne eigene Technik, aber mit direktem Zugang zum Kunde. Die Umsatzerwartungen an Uber und Lyft sind für die kommenden Jahre zwar hoch, aber sollte das Robotaxi-Thema tatsächlich kommerziell betrieben werden, könnte den Aktien eine positive Neubewertung bevorstehen.
Aurora Innovation: Der Truck-Spezialist liefert bereits
Aurora Innovation konzentriert sich auf das, was wirtschaftlich am schnellsten Sinn macht: autonome Lastwagen statt Robotaxis. Im Mai 2025 startete das von Ex-Waymo-Ingenieur Chris Urmson gegründete Unternehmen seinen kommerziellen Service „Aurora Horizon” auf der Strecke Dallas-Houston – als erstes Unternehmen mit vollständig fahrerlosen Class-8-Trucks auf öffentlichen US-Straßen. Die autonomen Lkw transportieren bereits Güter für Kunden wie FedEx, Werner und Uber Freight, wobei bis Juli 2025 über 20.000 fahrerlose Meilen zurückgelegt wurden. Seit Juli fahren Auroras Trucks auch nachts, was die Fahrzeugauslastung mehr als verdoppelt und Lieferzeiten drastisch verkürzt.
Mit dem hauseigenen FirstLight-Lidar erkennt das System Objekte in über 450 Metern Entfernung – elf Sekunden früher als ein menschlicher Fahrer. Ein neues Terminal in Phoenix wurde im Juni eröffnet, bis Ende 2025 sollen „Dutzende selbstfahrende Trucks” zwischen Dallas, Houston, Phoenix und El Paso pendeln. Aurora verfolgt dabei ein „Driver-as-a-Service”-Modell und fokussiert sich mit Partnern wie Continental, Volvo und PACCAR konsequent auf den milliardenschweren Güterverkehr – dort wo der Fahrermangel am größten und der Business Case am klarsten ist.
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Die Aktie sprang im Hype nach dem SPAC-Börsengang zunächst in Richtung 18 USD, hat anschließend aber deutlich korrigiert. Zwischen 4,95 und 5,38 USD befindet sich eine relevante Unterstützung. Bei 6,50 USD dürfte die Aktie zunächst auf den dortigen Widerstand reagieren.
Europa
Im globalen Rennen um autonomes Fahren forschen auch Europas Autobauer mit Hochdruck – doch im direkten Vergleich mit den USA und China tun sich Volkswagen und Mercedes-Benz weiterhin schwer, den Anschluss an die Spitze zu halten. Zwar wird investiert, getestet und angekündigt – doch während in Städten wie Austin, Peking oder San Francisco bereits vollständig fahrerlose Fahrzeuge unterwegs sind, bleiben die Systeme „Made in Germany“ meist auf gut abgesicherte Szenarien und Geschwindigkeiten begrenzt.
Volkswagen: Software-Offensive mit Cariad
Die VW Group setzt stark auf die hauseigene Software-Tochter Cariad, die als Herzstück für die zukünftige Fahrzeugintelligenz gilt. Ziel ist es, eine eigene skalierbare Plattform für automatisierte Fahrfunktionen aufzubauen – und das über alle Marken hinweg, von VW über Audi bis Porsche. Schon heute integriert Volkswagen Level-2-Funktionen wie Travel Assist oder automatisches Parken breit in seine Modelle.
Die nächste Etappe ist klar definiert: Level 3 für den Massenmarkt. Dafür arbeitet VW an einer einheitlichen Software-Basis, die auch auf Fahrdaten von Millionen Fahrzeugen weltweit zurückgreifen kann. Ein echter Vorteil im Wettrennen um KI-gestützte Mobilität.
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Die VW-Aktie hat sich zuletzt von der Unterstützungszone zwischen 88,50 und 89,50 EUR nach Norden gelöst. Bei 97,70 bis 98,80 EUR wartet allerdings ein harter Widerstand auf die Aktie.
Mercedes-Benz: Premiumstrategie mit Drive Pilot
Mercedes-Benz wiederum setzt auf High-End-Innovation und hat mit dem Drive Pilot als erster Hersteller weltweit ein Level-3-System mit Straßenzulassung auf die Straße gebracht – aktuell für bestimmte Autobahnabschnitte in Deutschland und Nevada (USA). In S-Klasse und EQS ist damit echtes autonomes Fahren zumindest teilweise bereits Realität. Mercedes bleibt dabei seiner Premiumstrategie treu: Autonomie nicht für alle, sondern für jene, die bereit sind, für Komfort und Technik zu zahlen. Gleichzeitig forscht der Konzern weiter an Level 4 – etwa mit seinen Erprobungen rund um Robo-Shuttle-Services in Kooperation mit Bosch.
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Die Aktie von Mercedes hat die Unterstützungszone zwischen 50 und 52 EUR bereits mehrfach unterschritten, jedoch konnte sie sich stets zurück kämpfen. Sollte die 50 EUR-Marke nachhaltig fallen, drohen weitere Kursverluste. Bei 62 EUR wartet der nächste Widerstand.
Ob Massenplattform oder Luxuslinie – beide Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran, ihren Platz in der Zukunft der Mobilität zu sichern. Noch sind sie nicht ganz da, wo die amerikanische oder chinesische Konkurrenz in Sachen Robotaxi steht – aber sie holen auf. Schritt für Schritt, mit Fokus auf Sicherheit, Skalierbarkeit und Integration.
Asien
BYD: Riese mit Tempo – Autonom und global
BYD ist längst mehr als nur Chinas führender E-Auto-Hersteller – der Konzern ist zum wichtigsten Wachstumsmotor für autonome Mobilität in Asien geworden. 2024 verkaufte BYD beeindruckende 4,27 Millionen Fahrzeuge, ein Plus von 41 % im Vergleich zum Vorjahr, und hält einen NEV-Marktanteil von rund 34,1 % in China.
Auch im ersten Halbjahr 2025 bleibt BYD auf Kurs: Im zweiten Quartal verkaufte der Konzern über 1,14 Millionen Elektrofahrzeuge, darunter 606.993 reine Batterie-Elektrofahrzeuge – deutlich mehr als Tesla im selben Zeitraum. Parallel dazu stieg der Gewinn rasant: Im ersten Quartal kletterte der Nettogewinn auf 9,2 Milliarden Renminbi (umgerechnet rund 1,26 Milliarden USD). Für das zweite Quartal wurde ein Umsatz von 170,4 Milliarden Renminbi (rund 23,5 Milliarden USD) und ein verdoppelter Nettogewinn auf 9,2 Milliarden Renminbi gemeldet.
Technologisch setzt BYD auf ein gewichtiges Investment in Entwicklung: Im Jahr 2024 flossen 54,2 Milliarden Renminbi (etwa 7,5 Milliarden USD) in Forschung und Entwicklung. Damit treibt das Unternehmen Innovationen wie die Blade-Akku-Technologie, hauseigene Assistenzsysteme und die fünfte Hybrid-Generation voran. Mit dieser Kombination aus Skaleneffekten, Technologie-Fokus und aggressivem Preismanagement sichert sich BYD nicht nur in China, sondern auch international starke Positionen – trotz jüngster regulatorischer Eingriffe gegen Marktüberhitzung.
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Auf EUR-Basis befindet sich die BYD-Aktie bereits in einer spannenden Unterstützungszone. Am Heimatmarkt ist diese Zone allerdings noch etwas entfernt. Bei einer positiven Reaktion an der Zone, könnte man sich hier allerdings positionieren.
XPeng – Software-getriebener Elektroauto-Pionier
XPeng ist ein 2014 gegründeter chinesischer Elektroautohersteller aus Guangzhou, bekannt für seine starke Software- und Autonomie-Expertise. Das Unternehmen entwickelt große Teile der Fahrzeugintelligenz selbst und integriert sie direkt in Serienmodelle, die regelmäßig per Over-the-Air-Update neue Funktionen erhalten.
2025 wächst XPeng rasant: Im ersten Quartal stiegen die Auslieferungen auf 94.008 Fahrzeuge (+330,8 %), im zweiten Quartal auf 103.181 Fahrzeuge (+242 %). Der Umsatz im zweiten Quartal lag bei rund 18 Milliarden Yuan (etwa 2,5 Milliarden USD). Besonders gefragt sind das preislich attraktive Modell Mona M03 und das neue SUV G7, das ab Ende 2025 erstmals Level-3-Funktionen in Serie bieten soll. Neben dem Heimatmarkt treibt XPeng auch die Expansion nach Europa und in den Nahen Osten voran. In Skandinavien, den Niederlanden und den Vereinigten Arabischen Emiraten sind erste Modelle bereits auf der Straße. Laut Unternehmensführung will XPeng bis Jahresende die Gewinnzone erreichen – eine ehrgeizige, aber realistische Zielmarke. Die Kombination aus starkem Absatz, technologischem Vorsprung und globalen Ambitionen macht den Hersteller zu einem der spannendsten Asien-Player im autonomen Fahrmarkt.
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Xpeng hat zuletzt auf die Unterstützung bei 17,30 bis 17,90 USD reagiert und wieder Richtung Norden gedreht. Zwischen 21 und 21,70 USD trifft die Aktie allerdings auf einen härteren Widerstand.
Baidu – KI-Gigant mit Robotaxi-Marktführerschaft
Baidu ist einer der größten Technologie- und Internetkonzerne Chinas und gilt als Vorreiter beim autonomen Fahren. Über seine Plattform Apollo Go betreibt das Unternehmen die größte Robotaxi-Flotte des Landes – und eine der größten weltweit. In Städten wie Peking, Wuhan, Chongqing und Shenzhen fahren bereits hunderte Fahrzeuge vollständig fahrerlos, teilweise ohne Sicherheitsfahrer an Bord.
2025 will Baidu die Flotte landesweit auf über 1.000 Robotaxis ausbauen. Apollo Go verzeichnet nach Unternehmensangaben monatlich mehr als 800.000 Fahrten – ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Technologisch setzt Baidu auf eine Kombination aus Lidar-, Radar- und Kamerasensoren sowie eigene KI-Chips, die speziell für autonomes Fahren entwickelt wurden. Finanziell bleibt das Autonomie-Segment noch klein im Vergleich zum Kerngeschäft mit Online-Werbung, doch die Wachstumsraten sind zweistellig. Der Umsatz von Baidu Intelligent Driving stieg im Jahr 2024 um über 30 %, während parallel neue Partnerschaften mit Autoherstellern wie Geely und BYD geschlossen wurden, um die Apollo-Technologie in Serienfahrzeuge zu integrieren. Für Anleger bietet Baidu eine seltene Mischung: ein etabliertes Tech-Unternehmen mit soliden Cashflows und gleichzeitig eine führende Rolle in einem der spannendsten Zukunftsmärkte.
Chart
Der Chart von Baidu ist eine absolute Enttäuschung für Anleger. Bei der Aktie war in der Vergangenheit viel Fantasie eingepreist, die sich bislang noch nie erfüllen konnte. Im Wochenchart hat sich zwischen 73 und 80 USD eine solide Unterstützung gebildet. Darüber dümpelt die Aktie allerdings eher vor sich hin und ein Anstieg an den nächsten Widerstand bei rund 115 USD scheint in weiter Ferne.
Fazit
Das autonome Fahren steht 2025 an einem historischen Wendepunkt: Nach Jahren der Versprechen und Verzögerungen rollen die ersten kommerziellen Services tatsächlich über die Straßen. Der Markt, der laut BNP Paribas bis 2029 auf 114 Milliarden USD wachsen soll, differenziert sich dabei zunehmend in verschiedene Geschäftsmodelle – von vollautonomen Robotaxis über den Güterverkehr bis hin zu Technologielieferanten für die gesamte Industrie. Die technologischen Ansätze reichen von Teslas radikaler Kamera-only-Vision bis zu Waymos redundanten Sensor-Suiten mit Lidar, während die regulatorischen Hürden von Texas’ liberaler Gesetzgebung bis zu Kaliforniens strengen Auflagen stark variieren. Dabei zeigt die globale Landschaft drei völlig unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten: Die USA dominieren mit kommerziellen Robotaxi-Services in mehreren Städten, Europa fokussiert sich auf Sicherheit und Premium-Technologie, bleibt aber bei der Markteinführung zurückhaltend, und Asien setzt auf Masse und Geschwindigkeit mit monatlich über einer Million Robotaxi-Fahrten allein in China.
Der Megatrend ist unaufhaltsam, doch die Timeline bleibt ungewiss. Technologisch sind die Systeme bereit und erste Services zeigen Profitabilität – aber gesellschaftliche Akzeptanz und regulatorische Fragmentierung bremsen die flächendeckende Einführung. Experten rechnen mit einer „Zwei-Geschwindigkeiten-Welt”: Während progressive Städte und Regionen bis 2030 vollautonome Flotten sehen werden, dürften konservative Märkte noch deutlich länger brauchen. Für Anleger bedeutet das enormes Potenzial bei gleichzeitig erforderlichem langen Atem. Wer auf die Mobilitätswende setzen will, sollte breit diversifizieren und die unterschiedlichen regionalen Dynamiken im Blick behalten. Die Revolution kommt definitiv – nur nicht überall gleichzeitig.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Die Autoren sind in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Tesla. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.