Kommentar
15:43 Uhr, 27.09.2005

Time Warner - Joint Venture mit Microsoft?

Gespräche mit Microsoft über ein Joint Venture der beiden Online-Dienste AOL und MSN brachten zuletzt wieder Schwung in die Aktie von Time Warner. Die Chancen für weitere Kursavancen bei dem Medientitel stehen gut. Ein Einstieg könnte sich lohnen.

Gespräche mit Microsoft laufen

Aus dem Firmennamen hat der Medienkonzern seine Onlinesparte AOL bereits seit längerem verbannt. Nun könnte der Bereich zumindest teilweise ausgegliedert werden. Time Warner befindet sich derzeit in Verhandlungen mit Microsoft über einen Teilverkauf von AOL an den Softwaregiganten. Geplant ist, die AOL-Beteiligung in ein Joint Venture mit dem Microsoft-Onlinedienst MSN zu überführen. Parallel dazu laufen offenbar auch Gespräche mit Yahoo und Google über einen möglichen Verkauf oder ein Joint Venture. Die Gespräche mit Microsoft sind aber am weitesten fortgeschritten. Beide Unternehmen sind zuversichtlich, in den kommenden Monaten eine Einigung zu erzielen.

Großinvestor macht Druck

Auch der Großinvestor Carl Icahn, der seit kurzem eine Beteiligung an dem Medienkonzern hält, übt Druck auf Time Warner aus, AOL auszugliedern und zu verkaufen. Da sowohl AOL als auch die Microsoft-Sparte MSN im lukrativen Portalgeschäft abgeschlagen hinter den Platzhirschen Google und Yahoo rangieren, erscheint eine Zusammenarbeit durchaus sinnvoll. Gemeinsam wären AOL und MSN dann möglicherweise in der Lage, mit den scheinbar übermächtigen Rivalen zu konkurrieren. Auch ein Angebot Googles für AOL ist durchaus denkbar, da AOL bislang die Suchfunktion von Google nutzt. Sollte nämlich ein Joint Venture mit MSN zustande kommen, ist es wahrscheinlich, dass AOL den Vertrag mit Google löst und künftig die Suchfunktion von MSN nutzt.

Aktienrückkaufprogramm

Nicht nur bezüglich der Onlinesparte AOL übt Icahn Druck aus. Die Investorengruppe um den amerikanischen Raider verfolgt das Ziel, einen Sitz im Verwaltungsrat zu erhalten, um auf diese Weise stärkeren Einfluss auf das Management zu nehmen. So kündigte er an, auf der nächsten Hauptversammlung im Mai einen oder zwei Kandidaten für den Aufsichtsrat vorzuschlagen. Icahn hält das Unternehmen für unterbewertet und fordert beispielsweise eine Abspaltung der Kabelfernsehsparte. Der Großinvestor wirft dem Management vor, nicht genug für die Aktienkursentwicklung zu tun. Die von ihm geforderte Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms kündigte Vorstandschef Richard Parsons in der vergangenen Woche bereits an. Insgesamt will der Konzern eigene Aktien im Wert von rund fünf Milliarden Dollar zurückkaufen.

Seitwärtsbewegung dauert noch an

Von den Spekulationen auf ein Joint Venture mit Microsoft konnte der Aktienkurs von Time Warner zuletzt bereits leicht profitieren. Im Zuge weiterer News könnte in den nächsten Wochen der Ausbruch aus der seit Anfang letzten Jahres andauernden Seitwärtsbewegung gelingen. Auch der Rückkauf eigener Aktien sollte sich positiv auf die Kursentwicklung auswirken. Für Anleger mit langem Atem könnte sich ein Einstieg auf dem aktuellen Niveau auszahlen.

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