Kommentar
13:34 Uhr, 17.07.2019

Tanz auf dem Vulkan…

Stehen wir wieder vor einer Phase, da die Masse der Anleger eine Börsentalfahrt ungebremst aber hoffnungsvoll mitmacht?

Erwähnte Instrumente

Fühlt sich das für Sie eigentlich gut an, wenn Sie die scheinbar unaufhörlich steigenden Aktienkurse betrachten? Oder bekommen Sie allmählich das große Nervenflattern? Man nehme nur den S&P 500: Wer hätte denn zu Jahresbeginn erwartet, dass der marktbreite Index schon im Sommer 2019 die Marke von 3.000 Punkten überspringen würde?! Damals, als alle wie das Kaninchen auf die Schlange gestarrt haben, weil die Kurse urplötzlich und aus heiterem Himmel weggebrochen sind...

Natürlich fühlt sich das gut an, werden jetzt einige im Brustton der Überzeugung verkünden. Denn schließlich hat sich seit damals einiges verändert. Die Aussagen der US-Notenbank zu ihrer künftigen Zinspolitik beispielsweise. Während noch zum Jahreswechsel 2018 von mehr oder weniger stark steigenden Zinsen die Rede war, ist sich die Fed nach aktuellem Kenntnisstand heute relativ sicher, dass die Zinsen wieder sinken müssen. Und warum müssen sie das? Weil eine Rezession ansteht, womöglich?!

Doch das kann ja nur gut für Aktien sein, so heißt es jedenfalls immer. Denn wie alle Anleger wissen, ist billiges Geld einer der zuverlässigsten Treiber jeder Börsenhausse.

Der US-amerikanische Analyst und Vermögensverwalter John Hussman hat die aktuelle Lage einmal unter die Lupe genommen und ist in diesem Zusammenhang zu interessanten Schlussfolgerungen gekommen, die ein etwas differenzierteres Bild der Lage zeichnen.

Zuvorderst, so Hussman, könnten Anleger sich daran erinnern, dass sinkende Zinsen in den USA mitnichten ein gutes Zeichen für die Aktienmärkte sind. In der Vergangenheit jedenfalls habe ein neuer Zinssenkungstrend schon mehrfach den Beginn schwerer Aktienmarktturbulenzen angekündigt. Und zwar deshalb, weil die Notenbank jeweils getrieben war von der konjunkturellen Entwicklung.

Wichtiger aber ist laut Hussman die Erkenntnis, dass Anleger sich bildlich gesprochen in Sicherheit bringen sollten, solange das Feuer das eigene Haus noch nicht erreicht hat. Denn brenne die Hütte erst einmal lichterloh, sei es für die Flucht zu spät. Auf die Aktienmärkte übertragen bedeutet dies, dass man das muntere Konzert verlassen sollte, solange die Sektkorken knallen und die Musik heitere Balladen zum Besten gibt...

Lasst Bilder sprechen...

John Hussman garniert seine Empfehlungen übrigens mit einigen eindrucksvollen Bildern. Da wäre zunächst der Kursverlauf des S&P 500 in einer simplen Barchart-Darstellung. Die folgende Grafik zeigt, dass sich hier eine Art langfristige Topformation herausbildet, deren untere Begrenzung aktuell im Bereich von, Achtung, 2.200 Punkten verläuft. Einen Verlust von rund 30 Prozent bei einem der weltweit wichtigsten Indizes dürften vor allem jene Glücksritter nicht auf der Rechnung haben, die erst vor Kurzem eingestiegen sind. Womöglich im Zuge der medialen Berichterstattung über den Sprung des S&P 500 über die auch psychologisch bedeutende Marke von 3.000 Punkten…

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Quelle: Hussman Strategic Advisors

Noch sehr viel aufschlussreicher als die einfache Betrachtung eines Aktienindex, ist allerdings die Lage hinter den Kulissen. Hier hat Hussman einige Indikatoren ausfindig gemacht, die in der Vergangenheit schon mehrfach schweres Fahrwasser an den Börsen angekündigt hatten. Der Analyst kombiniert dabei „negative Marktinterna“ mit der Zinsentwicklung von US-Anleihen zehnjähriger und dreimonatiger Laufzeit.

Kurz zusammengefasst ergibt sich derzeit folgendes Bild:

Eine der aktuellen Lage vergleichbare Situation hat es in den vergangenen 24 Jahren erst dreimal gegeben:

  1. Unmittelbar vor dem Platzen der Internet-Blase im März 2000;
  2. am Markthoch im Oktober 2007 mit dem Beginn der Immobilienkrise in den USA;
  3. und schließlich zum Jahreswechsel 2018, der vielen Anlegern noch in den Knochen stecken dürfte.

Die entsprechenden Phasen sind in der folgenden Grafik mit senkrechten roten Linien markiert. Die dunkelblaue Linie bildet den S&P 500 ab. Die vierte senkrechte Linie ganz rechts ist übrigens erst ein paar Tage alt...

Tanz-auf-dem-Vulkan-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-2

Quelle: Hussman Strategic Advisors

Die Gretchenfrage lautet also , ob die US-Notenbank mit der von ihr in Aussicht gestellten kommenden Geldflut die Märkte in letzter Sekunde noch einmal retten kann. Und wie lange der Tanz auf diesem Vulkan anschließend noch weitergeht...

Auf einen bedeutenden Punkt weist John Hussman in diesem Zusammenhang ebenfalls hin: Erfahrungsgemäß sei es für Anleger aus psychologischer Sicht äußerst schwierig, die Party zu verlassen, sobald die Kurse erst einmal sieben oder acht Prozent von ihren Hochs gefallen seien. Die übergroße Mehrheit sei nach den ersten verlustreichen Tagen nämlich wie gelähmt und warte in banger Hoffung auf eine Gegenbewegung, die man "dann aber ganz sicher" zum Ausstieg nutzen werde.

In der Realität sieht das dann so aus, dass die meisten Anleger die folgende Talfahrt mehr oder weniger ungebremst aber hoffnungsvoll mitmachen.

Das Gesagte illustriert einen Aspekt, der belegt, warum die übergroße Mehrheit der Investoren an der Börse zu nichts kommt...

Wie wir die Lage einschätzen und welche Schlüsse wir aus den Entwicklungen ziehen, das hatten wir in der Sommer-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs ausführlich erläutert.

Vieles spricht dafür, dass unsere damals geäußerte Prognose soeben in der Realität ankommt…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

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89 Kommentare

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  • daxe
    daxe

    noch nee frage-immer noch im bittecoin investiert?

    12:14 Uhr, 20.07.2019
  • daxe
    daxe

    hi

    fakt-ami Chart lange Zeiteinheit Long,kurze Long-wieso brüllen löwe

    chartmässig könnte ich vieles …….zeichnen aber wenn die Maschinen net wollen,will ich schon gar nettttttt-erst wenn sie im Chart es zeigen

    mfg

    12:07 Uhr, 20.07.2019
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Dann macht doch ein Date aus 😂

    Da hast du, Franca, vielleicht mehr Erfolg, als an der Börse.

    09:35 Uhr, 20.07.2019
    1 Antwort anzeigen
  • lussien
    lussien

    Was uns angeht, gehen wir bald baden, und zwar so: https://www.achgut.com/artikel...
    Sehr gut beschrieben, bitte bis zum Ende lesen...

    21:36 Uhr, 18.07.2019
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Sonne, Zeit für ne 65 und BTC on top. Merci

    18:57 Uhr, 18.07.2019
  • grinder1337
    grinder1337

    auswandern ja. würde ich gerne machen, mir fehlen die mittel. auf jeden fall raus aus euroland, raus aus der eu, raus aus der finanziellen repression. man kennt ja die "steuerparadise". nach dem brexit steht GB ganz vorne, sonst auch gerne norwegen (aber achtung, steuern!), notfalls schweden (obwohl EU, immerhin kein euro), liechtenstein, georgien, panama. was steuern angeht, kann man sich im vgl zu deutschland ohnehin nur verbessern.

    ich denke es schadet nichts, sich für die schwere zeit vorräte anzulegen. in den schrank, in den keller, wird nicht schlecht. kein problem. silbermünzen muss man ohnehin haben, aus der erfahrung der vergangenheit könnte man schließen, dass es nicht verkehrt ist, sich ein paar stangen zigaretten zu holen. selbst 1 silbermünze wird wohl zu viel wert sein für kleinere anschaffungen. und wenn es doch nicht so schlimm wird - was solls? da freut man sich und verkauft das gift (im falle von zigaretten) wieder ;)

    13:55 Uhr, 18.07.2019
    1 Antwort anzeigen
  • lussien
    lussien

    P.S. Dass die deutsche Wirtschaft im Eimer ist und der DAX es bald zu spüren bekommt, bestreite ich gar nicht. Ich werde mich sehr wundern wenn es bei allen diesen Klima-Spinnereien und "Energiewenden" zu keiner Rezession in Deutschland kommt, denn wir haben ja die unfähiste Regierung aller Zeiten in Europa und demnächst eine "Jamaika" mit den Zeugen der heiligen Greta an der Spitze..

    12:32 Uhr, 18.07.2019
  • lussien
    lussien

    Dieses Bären-Gequatsche höre ich schon seit dem November 2017, und trotz alle diese immer martialischen Titel wie "Tanz auf dem Vulkan", "Das sieht toppisch aus", "Es will keiner mehr was kaufen", "Die Märkte sind schizophren", "Das Ende ist nah" kaufe ich mir weiter gesunde amerikanischen Aktien (die gut abgesichert sind) und fahre damit glänzend weiter! Diese ganze (vermutlich von den Shortzertifikaten-Verkäufern mitfinanzierte) als "technische Analyse" getarnte Schwarzmalerei ist der beste Kontraindikator den es nur gibt.

    Sorgen werde ich mich nur machen wenn der Quatsch plötzlich aufhört, dann muss man wirklich alles verkaufen.

    12:12 Uhr, 18.07.2019
  • franca
    franca

    Hallo Sezessionist

    ...da ist nichts Schlimmes daran, im Gegenteil! Ich habe mich ausdrücklich unter die Skeptiker eingereiht und "wir" geschrieben. Ich glaube,

    André Kostolany hat das sehr gut auf den Punkt gebracht: "Gewinn an der Börse sind wie Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen und dann das Geld."

    11:06 Uhr, 18.07.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Der Sezessionär
    Der Sezessionär

    Aber was will man machen 22%+ MM oder 17%+ Sibu an einem Tag ..... Kann man nicht stoppen die Geldflut ...unmöglich ! 😂😂😂 Minen halt ...😘

    08:24 Uhr, 18.07.2019
    1 Antwort anzeigen