Sturm im politischen Wasserglas
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New York (GodmodeTrader.de) - Entgegen dem erwarteten Sieg Emmanuel Macrons in Frankreich, hat die Neuwahl im Vereinigten Königreich ein überraschendes Ergebnis gebracht. Premierministerin Theresa May, die nach dem Rücktritt David Camerons ohne Wahl ins Amt gekommen war, wollte sich mit der Wahl politisch legitimieren und ein stärkeres Mandat für die Brexit-Verhandlungen erreichen. Dies ist, obwohl Tory knapp gewonnen hat, gescheitert, wie Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Aus Sicht vieler Konservativer stehe May nun als Zockerin da, die ohne Not die absolute Mehrheit der Partei im Unterhaus verspielt habe, obwohl die Legislaturperiode noch drei weitere Jahre gedauert hätte. Dies dürfte sie weiter unter Druck setzen. Zwar habe May bisher Rücktrittsforderungen widerstanden und angekündigt, auch unter den schwierigen Bedingungen eine stabile Regierung bilden zu wollen, heißt es weiter. „Allerdings dürfte der Druck in den nächsten Tagen zunehmen, so dass wir mit einem Rücktritt Mays noch in diesem Monat rechnen“, so Herrmann.
Außerdem dürfte die Verheißung einer „stabilen Regierung“ vor allem auf die nun beginnenden offiziellen Brexit-Verhandlungen mit der EU gemünzt gewesen sein. Eine stabile Regierung sei nämlich kaum zu erwarten, denn die nordirische Democratic Unionist Party (DUP), letzte verbliebene Koalitionsoption, dürfte die Tories eher mit nordirlandspezifischen Sonderwünschen vor sich hertreiben als am Erfolg einer Tory-Regierung interessiert zu sein. Die Folge dürfte politische Unsicherheit sein, gefolgt von Neuwahlen innerhalb der nächsten sechs Monate, heißt es weiter.
„Auch in Italien gab es eine politische Überraschung. Noch vor wenigen Tagen waren wir mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von einer Neuwahl in diesem Jahr ausgegangen. Die Einigung auf ein neues Wahlgesetz nach deutschem Vorbild hatte den Weg hierfür freigemacht. Nun allerdings die Rolle rückwärts, denn die Einigung zwischen den großen Parteien fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Vermutlich wird in Italien nun doch erst im nächsten Jahr gewählt. Ob die positive Marktreaktion auf diese Neuigkeit gerechtfertigt ist, bleibt sehr fraglich, befindet sich Italien doch gefährlich nahe an einer Situation der politischen Lähmung“, so Herrmann.
Die EZB habe derweil die Gratwanderung vorerst geschafft. Mario Draghi habe signalisiert, dass die Zinsen nun nicht weiter fallen würden, weil Deflationsrisiken sich verflüchtigt und die europäische Volkswirtschaft sich stabilisiert habe. Gleichzeitig hätten die EZB-Volkswirte aber den Inflationsausblick für Ende 2019 auf nur 1,6 Prozent gesenkt, klares Anzeichen dafür, dass die EZB ihre nicht-konventionellen Maßnahmen, allem voran die umstrittenen Anleihekäufe, noch sehr lange aufrechterhalten werde, heißt es weiter.
„Insgesamt lasen die Märkte die Botschaft denn auch als ‚dovish‘. Eine voreilige oder gar abrupte geldpolitische Wende wird es mit Draghi nicht geben, gute Nachrichten für europäische Aktien- und Anleihepreise in den nächsten Monaten“, so Herrmann.
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