Fundamentale Nachricht
14:07 Uhr, 13.02.2020

Studie: Klimaschutz könnte Ölindustrie zerstören

Umdenken ist jetzt gefragt: Je länger Unternehmen aus dem Energiebereich damit warten, bei ihren Investments Klimaaspekte mit einzubeziehen, desto teurer wird die Rechnung am Ende. Dies könnte für viele Firmen das Aus bedeuten.

London (Godmode-Trader.de) - Je länger die Politik mit dem Klimaschutz wartet, desto größer ist das Risiko kollabierender Vermögenswerte, wenn die Regierungen zu einer verspäteten Vollbremsung gezwungen werden. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des britischen Analysehauses Carbon Tracker. Die Länder hätten sich im Pariser Klimaschutzabkommen dazu verpflichtet, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, aber die derzeitige Politik fahre einen Kurs, der zu einer Erwärmung von mindestens 2,8 bis 3,0 Grad führe. „Ölfirmen, die zukünftige Investitionen „business as usual" angehen, riskieren, dass der Wert ihrer neuen Projekte durch eine härtere Politik halbiert wird“, heißt es in der Analyse.

Der wachsende öffentliche Druck - teilweise von einer Zunahme alarmierender extremer Wetterereignisse getrieben - und sinkende Kosten für saubere Technologien werden die Gesetzgeber letztendlich zu entschlossenem Handeln zwingen, so der Think Tank. Andrew Grant, leitender Öl- und Gasanalyst und Autor der Studie, sagte: „Wir wissen nicht, wann und wie eine unvermeidliche politische Reaktion kommen wird, und wieweit es für Energieunternehmen schwierig wird, zu planen. Diese riskieren jedoch, mit Milliardenkosten zurückzubleiben, wenn sie davon ausgehen, dass die Regierungen keine energischen Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels ergreifen werden. Wenn sie sich im Voraus vorbereiten und ihre Investitionen an den Klimazielen ausrichten, werden sie unter allen Umständen die höchsten Renditen bei geringstem Risiko erzielen“.

Das Expertenhaus kam demnach zu dem Ergebnis, dass die meisten Ölfirmen wichtige Faktoren wie den CO2-Preis und andere regulatorische Maßnahmen aktuell nicht in ihren neuen Projekten einpreisen. Ölfirmen, die nur investieren, um das angenommene Nachfragewachstum zu befriedigen, tragen ein immer größeres Risiko, dass ihre Investments hinten raus nichts mehr wert sind, wenn sie notwendige Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels hinausschieben.

Die Experten warnten auch Investoren davor, eine höhere Rendite einzufordern, um das Risiko auszugleichen, wenn Unternehmen kostenintensive Projekte verfolgen, die sich auf höhere Ölpreise stützen. Von den großen Ölkonzernen wären ExxonMobil, ConocoPhillips und Chevron am stärksten dem Preisverfall ausgesetzt.

Grundlage der Berechnungen ist das von den Vereinten Nationen entwickelte IPR-Szenario (Inevitable Policy Response). Die IPR geht davon aus, dass bis 2025 zwangsläufig eine harte Reaktion der Politik auf den Klimawandel erfolgen wird. Der Bericht bewertet die Auswirkungen eines geistigen Eigentumsrechts im Jahr 2025, das „aufgrund der Verzögerung energisch, abrupt und ungeordnet" ist und zu einem starken Rückgang der Ölpreise führt, und wie sich dies auf den Wert der Projekte auswirken könnte, die von 2019 bis 2025 geplant sind. Grant: „Die Auswirkungen werden wahrscheinlich für Projekte, die kurz vor der ersten unvermeidlichen politischen Reaktion in Betrieb genommen werden, am größten sein. Wenn die Produzenten im Vorfeld eines solchen Ergebnisses konservativ planen würden, würde dies natürlich die Auswirkungen verringern“.

Die Analysten weisen in ihrer Studie darauf hin, dass Ölkonzerne, die mit einer erhöhten Sensibilität auf die Entwicklung des Ölpreises reagieren, auch ein höheres Risiko ausweisen. Dementsprechend seien solche risikoreichen Unternehmen weniger wert, da mit ihnen höhere Kosten verbunden werden. „Wir sind der Ansicht, dass Ölgesellschaften mit höheren Kosten und höherem Risiko beim Energiewechsel eher unterdurchschnittlich abschneiden und damit ein größeres Potenzial zur Zerstörung des Shareholder Value haben."

„Die Politik muss jetzt ein Signal senden, sonst kommt das Big Oil seine Anleger teuer zu stehen“, fordert Experte Grant.

4 Kommentare

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  • Schtonk
    Schtonk

    Ich sehe, dass es wenigstens hier noch Menschen gibt, die selber denken können. Dennoch ist der CO2-Hype in der westlichen Welt vermutlich nicht mehr zu bremsen, weil die verblödeten Wohlstands-Kids weder die geistigen Gaben noch die Qualifikation haben, zu erkennen, dass sie von links-grünen Rattenfängern geführt werden. Politik und schließlich auch die Wirtschaft haben sich opportunistischer Weise inzwischen darauf eingestellt.

    19:05 Uhr, 26.02. 2020
  • callchance
    callchance

    PS: Das California Institute of Technology sieht es genau andersrum.

    20:46 Uhr, 13.02. 2020
  • callchance
    callchance

    Bei solch einer Studie kann ich gleich bei den Grünen reinklicken. Hinter Carbon Tracker steckt unter anderem Jeremy Leggett. Grüner Aktivist und jeher gg. die Ölindustrie am kämpfen. Klar, dass er da Politics macht. Erstmal müssen wir überhaupt wissenschftlich beweisen, ob Klimawandel und steigende Temperaturen überhaupt durch den Ölverbrauch kommen. Bevor es keine fundierten und unabhängigen Beweise dafür gibt, sollte man mit solchen Studien vorsichtig sein, sonst zählt man auch hier ruckzuck zum Framing Journalisten.

    20:44 Uhr, 13.02. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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