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13:45 Uhr, 28.04.2011

Studie: Bei der Altersversorgung liegt vieles im Argen

Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Armut im Alter? Das könnte auf viele Deutsche zukommen. Denn bei der optimalen Altersvorsorge und der zu erwartenden Rentenhöhe herrscht hierzulande große Unkenntnis wenn nicht gar Ratlosigkeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Fondsgesellschaft Fidelity International. Obwohl die Deutschen noch am ehesten wissen, dass die gesetzliche Rente nicht zur Alterssicherung ausreicht, betreiben sie laut der Erhebung keine oder keine ausreichende private Altersvorsorge. Auch die jahrelangen Diskussionen und Kampagnen hätten nicht zu einer besseren Altersvorsorge geführt. "Bisherige Altersvorsorge-Kampagnen haben die Deutschen offensichtlich nicht erreicht. Knapp 90 Prozent verlassen sich noch immer auf die gesetzliche Rente, die aufgrund des demografischen Wandels den Wohlstand von heute in der Zukunft aber nicht mehr sichern wird", sagt Christian Wrede, Sprecher der Geschäftsführung bei Fidelity International in Deutschland. Die deutschen Erwerbstätigen wüssten weder, wie hoch ihre Rente sein wird, noch kennen sie den seit Jahren empfohlenen Dreiklang der Altersvorsorge - gesetzlich, privat und betrieblich.

Weit über die Hälfte der erwerbstätigen Deutschen (60 Prozent) hat laut der Studienergebnisse im Zusammenhang mit der Altersvorsorge noch nie vom 3-Säulen-Modell gehört. 70 Prozent der Befragten, die angaben die drei Säulen der Altersvorsorge - gesetzlich, privat und betrieblich - zu kennen, können diese nicht korrekt unterscheiden. Sie sind daher auch nicht in der Lage, diese bestmöglich zu nutzen.

Die Bürger überschätzten auch fundamental die Höhe ihrer künftigen Rente: Die Fidelity-Studie zeigt, dass 71 Prozent der Befragten nach eigener Auskunft nur ungefähre oder keine Vorstellungen über die voraussichtliche Höhe ihrer gesamten Altersbezüge haben. Vier von fünf Deutschen (81 Prozent) rechnen mit einer Rente in Höhe von 60 Prozent und mehr, über 40 Prozent erwarten sogar 80 bis 100 Prozent ihres Nettolohns. Tatsächlich erreichen die Deutschen bei Rentenbeginn im Schnitt lediglich 56 Prozent ihres letzten Einkommens vor dem Ruhestand. Das hat der Fidelity Real-Index (Renten- und Alterssicherungs-Index), eine statistische Erhebung zur Versorgungslage der Deutschen bei Rentenbeginn, bereits 2007 ergeben. "Es muss transparenter werden, über welche Einkünfte die Deutschen im Ruhestand verfügen können und wie groß ihre Rentenlücke tatsächlich ist", erklärt Wrede. "Dafür ist eine Art Kontoauszug erforderlich, der alle Bestandteile der Altersvorsorge auflistet. Hier sind alle gefragt: Rentenversicherer, Arbeitgeber und Finanzbranche. Denn die mangelnde Altersvorsorge ist ein gesellschaftliches Problem, das langfristig unser Sozialsystem gefährdet."

Auch die betriebliche Altersvorsorge sollte laut Wrede ein deutlich höheres Gewicht in der Vorsorgeplanung jedes Einzelnen bekommen. "Die betriebliche Altersvorsorge ist eine hocheffiziente Form des Vorsorgesparens, weil Anleger ermutigt werden, regelmäßig einzuzahlen, bei Marktschwankungen investiert zu bleiben und ihre Beiträge zu erhöhen, wenn der Spielraum besteht. Zudem profitieren Anleger davon, dass ihr Arbeitgeber Vorsorgeprodukte günstiger einkaufen und damit höhere Renditechancen gewährleisten kann", erklärt Wrede. "Statt 4 Prozent sollten eher 25 bis 30 Prozent der Gesamtrente aus der betrieblichen Altersvorsorge." Dafür ist es aus Sicht von Fidelity nötig, die Anreize für die Entgeltumwandlung zu erhöhen. " Die betriebliche Altersvorsorge darf das eingesetzte Kapital nicht nur erhalten, sie muss darüber hinaus angemessene Erträge sichern", so Wrede abschließend.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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