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14:11 Uhr, 11.01.2022

Strompreise explodieren. Was sind die Ursachen?

Wegen der stark gestiegenen Großhandelspreise für Strom können viele Versorger nicht mehr zum zugesagten Preis liefern. Wer keine langfristigen Lieferverträge mit kalkulierbaren Konditionen hat, gerät derzeit in schwere Turbulenzen.

Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Was derzeit angesichts der horrend hohen Preise bei Diesel & Co. an den Tankstellen fast ein wenig untergeht: Auch Strom hat sich massiv verteuert. 65 Prozent - so hoch liegen derzeit die Preisaufschläge beim Strom, die Grundversorger von ihren Kunden verlangen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. 692 Anbieter hätten dies nun angekündigt, so das Online-Portal Check24. Auch das Vergleichsportal Verivox meldet Rekordpreise: „Der Strompreis für Haushalte ist mit mehr als 35 Cent je Kilowattstunde höher als je zuvor.“

Dabei hätten sich die Entgelte für Strom eigentlich verbilligen müssen. Zum Jahreswechsel wurde die EEG-Umlage, durch die der Ausbau der erneuerbaren Energien finanziert wird, von 6,5 auf 3,72 Cent je Kilowattstunde abgesenkt. Dadurch hätte der Strompreis eigentlich um rund 3 Cent je Kilowattstunde sinken sollen. Doch die Stromversorger geben die niedrigere EEG-Umlage nicht an ihre Kunden weiter. Grund ist, dass sich die Einkaufspreise an der Strombörse massiv erhöht haben.

Im November 2021 betrug der durchschnittlich gehandelte Preis für Strom im Marktgebiet Deutschland/Luxemburg laut Statista rund 176,15 Euro pro Megawattstunde. Zum Vergleich: Im Oktober lag der Preis noch bei 139,49 Euro, im September bei 128,37, im August 2021 bei lediglich 82,70 Euro. Im Dezember überstieg der Preis dann kurzzeitig die Marke von 400 Euro je Megawattstunde, im Januar notiert Strom bisher bei 250 Euro je Megawattstunde.

Wegen der stark gestiegenen Großhandelspreise für Strom können viele Versorger nicht mehr zum zugesagten Preis liefern. Wer keine langfristigen Lieferverträge mit kalkulierbaren Konditionen hat, gerät derzeit in schwere Turbulenzen. Wollen die Anbieter nicht Verluste schreiben, müssen sie die Verträge mit ihren Kunden kündigen. Der Billiganbieter Stromio meldete bereits Insolvenz an. Eine „historisch einmalige Preisentwicklung“ zwinge das Unternehmen zu diesem drastischen Schritt, teilte Stromio dem Focus mit.

Die höheren Strompreise bekommen neben den Haushalten auch Unternehmen zu spüren. Für Industriekonzerne etwa könnten die Elektrizitätskosten 2022 unter Berücksichtigung branchenüblicher Preisabsicherungs-Strategien nochmals 70 Prozent höher ausfallen als im vergangenen Jahr, so Analysten der Postbank. Die Aufwendungen für Gas dürften sich sogar verdoppeln. „Allerdings entsprechen die Mehrkosten nur bei wenigen Industrieunternehmen mehr als fünf Prozent der Vorsteuergewinne und sollten insgesamt verkraftbar sein“, hieß es.

Die stark gestiegenen Preise haben mehrere Ursachen: Am europäischen Strommarkt herrscht Knappheit. Erneuerbare Energien haben im vergangenen Jahr weniger geliefert, aktuell gibt es Ausfälle bei französischen Atomkraftwerken, in Deutschland wurden über den Jahreswechsel zudem drei Meiler abgeschaltet. Wegen der teuren CO2-Emissionspreise sind Kohlekraftwerke kaum noch rentabel, so werden Gaskraftwerke attraktiver. Ungünstigerweise ist auch Gas in Europa derzeit so etwas wie eine Mangelware. Gleichzeitig aber steigt die Nachfrage. Das alles führt in der Summe zu den eklatanten Preissteigerungen.

2 Kommentare

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  • angola_murksel
    angola_murksel

    ich als gazprom-aktionär wüßte ja, wo ´ne menge gas auf weitertransport wartet. aber irgendwie ruft bei mir keiner an, der mich fragen wollte ??

    16:32 Uhr, 11.01.2022
  • 928-AMG
    928-AMG

    Ist von einer kleinen und leider einflußreichen Minderheit so gewollt. Vielleicht würde es helfen, wenn in keinem der grünen Elfenbeintürme die Innenraumtemperatur höher sein dürfte als in der ärmsten Hartz4 Wohnung

    16:23 Uhr, 11.01.2022

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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