Fundamentale Nachricht
13:59 Uhr, 22.04.2021

Stresstest? Biden will Armenier-Massaker der Türken als Völkermord bezeichnen

Der US-Präsident will laut US-Medien kein Blatt vor den Mund nehmen und am kommenden Sonntag das zwischen 1915 und 1923 von Türken an Armeniern verübte Massaker als Genozid brandmarken. Stress mit Ankara ist damit vorprogrammiert.

Washington/ New York (Godmode-Trader.de) - US-Präsident Joe Biden will am kommenden Samstag das zwischen 1915 und 1923 von Türken an Armeniern verübte Massaker, dem mutmaßlich bis zu 1,5 Mio. Menschen zum Opfer fielen, offiziell zum Genozid erklären. Biden wolle das als Teil einer Rede machen, die er am 24. April, dem Gedenktag des Blutbads, halten werde, berichtete das „Wall Street Journal“. Stress mit Ankara ist damit vorprogrammiert.

Biden wäre der erste Präsident der USA, der die Ereignisse, die im Ersten Weltkrieg ihren Anfang nahmen, offiziell als Völkermord verurteilt. Vorgänger Barack Obama hatte diesen Schritt zwar im Wahlkampf 2008 angekündigt, sein Versprechen aber nie eingelöst. Obama gab einer Zusammenarbeit mit der Türkei im Kampf gegen die Terror-Miliz IS an der Grenze zu Syrien Vorrang.

Allerdings, so schränkte es das Wall Street Journal in seinem Bericht unter Berufung auf hochrangige Regierungsmitarbeiter ein, könnte sich Biden auch noch dazu entschließen, in seiner Rede nur eine symbolische Erklärung abgeben, ohne die Tötungen als Völkermord zu bezeichnen. Doch Biden hatte schon im Wahlkampf gegen Trump erklärt: „Ich werde den Völkermord an den Armeniern anerkennen und die universellen Menschenrechte für meine Regierung zur obersten Priorität machen, damit eine solche Tragödie nie wieder auftreten kann.“

Die Türkei bestreitet, dass es sich bei den Mordaktionen um einen Völkermord handelt und behauptet, die Armenier hätten gegen die Regierung revoltiert. Außenminister Mevlut Cavusoglu sagte diese Woche im türkischen Fernsehen, dass entsprechende Äußerungen des US-Präsidenten den Beziehungen der beiden Länder schwer schaden könnte.

In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zwischen den USA und der Türkei ohnehin bereits zunehmend verdüstert. Ankaras Kauf eines russischen S-400 Luftverteidigungssystems, sowie die Syrien- und Iranpolitik des Präsidenten Erdogan, die den Interessen der Amerikaner widersprechen.

Im Gegensatz zu den USA, hat Deutschland schon im Jahr 2016 dieses Massaker anerkannt. Die Folge waren diplomatische Verwerfungen. Letztendlich aber nur Symbolpolitik. Auf die wirtschaftlichen Beziehungen hatte der Schritt des Bundestags keine Auswirkungen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten