Kommentar
10:00 Uhr, 13.04.2017

Statt Importsteuern: Der US-Dollar muss abwerten!

Viele Konzepte liegen auf dem Tisch, um das US-Handelsbilanzdefizit wieder ins Lot zu bringen. Keines der Konzepte löst jedoch das Problem. Stattdessen müsste nur eine einfache Sache getan werden.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
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  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,0652 $ (FOREX)

Oftmals sind die einfachsten Lösungen die besten. Das gilt auch für das US-Handelsbilanzdefizit. Nur: die Regierung beschäftigt sich nicht mit der einfachen Lösung. Stattdessen wird über Grenzausgleichssteuern, Zölle, Neuverhandlungen von Handelsabkommen und plumper Druck auf andere Länder gesprochen.

Keine dieser Lösungen ist gut, weil sie das Problem nicht beseitigen. Vielmehr dürften sie das Problem verschärfen. Zölle und Ausgleichssteuern machen ausländische Produkte zwar zunächst teurer, doch dafür dürfte der Dollar in ähnlichem Ausmaß langfristig an Wert gewinnen. Am Ende bleiben ausländische Produkte so attraktiv wie vor den Maßnahmen.

Die Zölle würden für eine Dollaraufwertung sorgen. Das macht amerikanische Produkte im Ausland nicht gerade attraktiver. Sie wären endgültig nicht mehr konkurrenzfähig. Das löst keine Probleme, es verschärft sie.

Wieso über komplexe Gesetze, Steuern und Handelsabkommen überhaupt diskutiert wird, kann man nur mit Verwundern zur Kenntnis nehmen. Die Lösung liegt nämlich auf der Hand und wäre auch mehr oder minder einfach umzusetzen.

Es geht dabei um den Wechselkurs des Dollars. Ist der Dollar stark, weitet sich das Handelsbilanzdefizit aus. Wertet der Dollar ab, schließt sich die Lücke zwischen Importen und Exporten. Die US-Regierung verfolgt seit langem eine Politik des starken Dollars. Sie bekennt sich zu einer starken Währung. Das ist kontraproduktiv.

Anstatt einen starken Dollar zu befürworten, müsste die Regierung auf einen schwachen Dollar setzen. Das gilt für die USA mehr als für jedes andere Land. Durch den Dollar als Weltreservewährung ist die Nachfrage nach Dollar kontinuierlich hoch. Das hält den Dollar auf hohem Niveau. Länder mit Währungen, die keinen so großen Stellenwert haben, zeigen ein anderes Bild.

Grafik 1 zeigt dazu das Auslandsvermögen Großbritanniens, welches stark negativ ist. Es ist negativ, weil Großbritannien wie die USA ein hohes Defizit haben. Um dieses Defizit zu finanzieren, muss sich das Land im Ausland verschulden. Dies geschieht, indem andere Länder Vermögenswerte und Anlagen in Großbritannien kaufen, z.B. Anleihen.

Im Normalfall sehen Defizitländer eine kontinuierliche Abwertung ihrer Währung. Im Fall von Großbritannien trifft dies zu, obwohl das Pfund eine Reservewährung ist (aber mit geringerer Bedeutung). In Ländern, deren Währungen praktisch gar keinen Reservestatus haben, sieht das anders aus. Indien ist so ein Land. Die Rupie wertet unter leichten Schwankungen konsequent ab.

Die Abwertung ist ein natürlicher Effekt der Defizite. In den USA funktioniert dieses Prinzip jedoch nicht, weil die Nachfrage nach Dollar so hoch ist. Der Dollar bleibt dadurch tendenziell eine überbewertete Währung.

Grafik 2 zeigt das Auslandsvermögen der USA und den Dollar-Wechselkurs. Im Gegensatz zu Großbritannien zeigt sich keine kontinuierliche Abwertung mit steigenden Defiziten. Das ist ein Problem. Je stärker und je länger eine Währung überbewertet ist, desto größer wird das Defizit.

Soll das Defizit abgebaut werden, muss der Dollar schwächer werden. Über die Zinspolitik ist das derzeit nicht machbar. Die US-Wirtschaft braucht keine Negativzinsen. Es würde nur zu Ungleichgewichten führen. Stattdessen müsste die Notenbank klassisch im Markt intervenieren und Dollar verkaufen, was das Zeug hält. Die Regierung kann das nicht verordnen, sodass die Chancen für einen solchen Schritt gering sind.

Umsetzbar ist eine Dollarabwertung nur, wenn sich die wichtigsten Währungsräume genau darauf einigen. In den 80er Jahren gelang das schon einmal. Die US-Notenbank würde vermutlich gerne mitziehen, wenn es ein internationales Einverständnis für eine Abwertung gäbe.

Die Defizite kann man beseitigen. Ob das überhaupt Sinn macht, sei dahingestellt. Die USA sind in Dollar verschuldet. Ein Währungsrisiko gibt es nicht. Andere Länder, die ihre Defizite in Fremdwährung finanzieren müssen, sind regelmäßig mit Wirtschaftskrisen konfrontiert. Nicht selten folgt eine massive Abwertung der Währung inklusive Staatsbankrott. In den USA kann das nicht geschehen. Das schlimmste, was passieren kann, ist eine Abwertung des Dollars, wenn die Welt einmal genug vom Dollar hat. Schlimm ist das nicht, denn das würde das Problem dann auf natürliche Art und Weise lösen.

Clemens Schmale

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  • Gone Fishing
    Gone Fishing

    Abwertung des USD in Kombination mit anderen Massnahmen war wohl von Anfang an Bestandteil des Konzepts um zu versuchen auf reale 30% bis 40% zu kommen. Die EU hat nichts anderes gemacht, Abwertung um 25% und dort wo es brennt Agrarzölle, Antidumpingzölle, technische Vorschriften. Leider kommen die EU-Massnahmen allerdings nicht den Krisenländern zugute, denn durch den gemeinsamen Euro "wertet Deutschland mit ab" und die anderen werden nicht konkurrenzfähiger. Die "Austeritätssteuerschraube" in Form hoher Steuern tut ihr übriges. Mit der vorhandenen Kapitalstärke, den Infrasstrukturen, der Logistik, den niedrigen Zinsen, dem Zusammenspiel von Zulieferbetrieben, Transport und industrie kommen andere einfach nicht mit und bleiben systematisch zurück.

    04:58 Uhr, 14.04. 2017
  • KPXXPK
    KPXXPK

    Naja, das Problem ist doch, dass alle Länder dieses schönen blauen Planeten schon auf diese geniale Idee gekommen sind. Ich kenne kein einziges Land (ok Zimbabwe vielleicht) das seine Währung aufwerten will.
    Schon gar nicht Euroland, dessen Zentralbank offene Staatsfinanzierung i.H.v. knapp 100 Mrd. € pro Monat betreibt, und noch Jahrzehnte weiter betreiben wird.

    10:28 Uhr, 13.04. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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