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09:41 Uhr, 04.07.2012

Spanische Banken müssen Industriebeteiligungen abstoßen

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Madrid (BoerseGo.de) - Spanien steht damit vor einem Bruch zwischen Finanzkonzernen und Industrie, wie ihn Deutschland vor einem Jahrzehnt erlebt hat: Die spanischen Geldhäuser müssen laut einem Pressebericht im Gegenzug für Staatshilfen ihre Industriebeteiligungen aufgeben. Wie die „Financial Times Deutschland“ am Mittwoch schreibt, sind spanische Banken durch die gewaltigen Abschreibungen auf ihre Immobilienkredite gezwungen, ihre jeweilige Industriebeteiligungen abzustoßen. Bereits die Notverstaatlichung der spanischen Großsparkasse Bankia hat laut FTD eine regelrechte Entflechtung der Kreditwirtschaft und der heimischen Industrie in Gang gesetzt.

Demnach ist die Verflechtung zwischen Spaniens Sparkassen und der Industrie immer noch eng. Die größte Sparkasse des Landes, La Caixa, habe eine eigene Beteiligungsgesellschaft und damit eines der größten Industrieportfolios; auch die mittlerweile verstaatlichte Bankia mische in der heimischen Industriepolitik kräftig mit: Bankia gehörten 5,3 Prozent am spanischen Energieriesen Iberdrola und zwölf Prozent an der Fluggesellschaft International Airlines Group (IAG), so die FTD. Dagegen habe sich die Privatbank Santander bereits vor der Finanzkrise von Beteiligungen getrennt.

In den ersten Monaten des Jahres haben nun laut der Zeitung die verstaatlichten Geldhäuser Bankia, Novacaixagalicia und Catalunyacaixa mit dem Verkauf von Unternehmensteilen begonnen. Die Banca Civica habe jüngst erklärt, das Institut plane einen "geordneten Rückzug", um die Aktienkurse nicht zu stark unter Druck zu setzen.

Die betroffenen Konzerne sind laut FTD in Alarmstimmung: IAG-Vorstandschef Willie Walsh versuche, die Anteilseigner zu beruhigen, und habe deshalb jüngst erklärt, dass Investoren Interesse für die Bankia-Beteiligung gezeigt hätten. Iberdrola-Verwaltungsratschef Ignacio Sánchez erwäge, dass der Versorger den rund 1 Milliarden Euro teuren Bankia-Anteil selbst zurückkaufen wird. Doch viel Spielraum zur Kurspflege hätten auch Spaniens Konzerne nicht: Iberdrola und Telefónica sitzen selbst auf Schuldenbergen in Milliardenhöhe.

Bis zum Ende des Jahres müssen spanische Banken Rückstellungen für Immobilienverluste bilden und dafür 84 Milliarden Euro aufbringen. Und auch die EU-Wettbewerbshüter würden im Gegenzug für Staatshilfen den Verkauf von Beteiligungen einfordern, betont die Zeitung.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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