Kommentar
13:57 Uhr, 23.01.2020

Solarenergieerzeugung - von der politischen Sonne beschienen

Der derzeitige Hype um den Klimawandel, den es vorgeblich zu stoppen gilt…was so realistisch ist als würde man den Versuch unternehmen, die Erdrotation anzuhalten…hat bei aller berechtigten Kritik an der damit verbundenen Weltuntergangshysterie handfeste positive Seiten.

Seit Jahrzehnten setzen sich engagierte Bürger – wie wir selbst – für Umweltschutz ein, prangern Unternehmen für ihre rücksichtslose Zerstörung der Umwelt an. Gewinne werden in wenigen Konzernen privatisiert, die Kosten in Form der Zerstörung der Umwelt werden der Allgemeinheit aufgelastet.

Bei allen berechtigten Fragen zur wirklichen Motivation der wirtschaftlichen und politischen Eliten am aktuellen Umdenken kann man es nur begrüßen, dass sich hier endlich etwas verändert. Wenn Unternehmen unter Druck kommen, wenn sie Umweltzerstörung begehen (Beispiel Hambacher Forst): Ja bitte! Wenn die Menschen in größerer Zahl anfangen, sich Gedanken über eine lebens- und schützenswerte Umwelt zu machen: Herzlich willkommen!

Wenn wir wegkommen von Ölförderung und Öltankern und ihren zerstörerischen Folgen (Exxon Valdez): Bitte noch schneller! Und wenn die Jugend der Welt, der wir seit Jahren vorwerfen, sie würde sich für nichts Wichtigeres interessieren als die Frage, wo sie den nächsten WLAN-Zugang findet, plötzlich (Umwelt-)politisch engagiert, wie wir es seit den 70er Jahren nicht mehr gesehen haben, dann kann man da nur applaudieren.

Die Motivation der politischen und wirtschaftlichen Eliten diese Aktivitäten zu fördern, dürften hingegen ganz andere sein. Viele von ihnen würden alles dafür tun, damit der Klimawandel schneller voranschreitet. Sie können es kaum erwarten, an die Rohstoffe unter dem gar nicht mehr so ewigen Eis in Grönland, Sibirien, Alaska und am Nordpol zu gelangen. Hunderte Milliarden Gewinn warten, wenn die Nord-Ost-Passage und die Nord-West-Passage endlich eisfrei werden und die Transportwege der Containerschiffe drastisch verkürzen.

Die für die Menschheit negativen Folgen des Klimawandels sind – bei nüchternen Betrachtung – für die nordamerikanischen Polit- und Wirtschaftseliten völlig unwichtig. Dass Millionen Menschen in der Welt umziehen müssen, weil ihre Heimat zerstört wird!?... das hat bei den zahllosen Bombenkriegen der letzten Jahrzehnte in Irak, Syrien, Libyen, Afghanistan, Jugoslawien – um nur einige exemplarisch zu nennen – niemanden interessiert. Warum sollte das jetzt anders sein? Wenn Menschen in den USA umziehen müssten… aus Sicht der Wirtschaftseliten ist das ein Konjunkturpaket. Neue Häuser, neue Klimaanlagen…

Klimabedingte Katastrophen als Schaden für die Versicherungen? Versicherungen lieben Großschäden! So ungewöhnlich das klingt: Sie erlauben nicht nur eine deutliche Erhöhung der künftigen Prämien, sondern treiben regelmäßig zahllose Neukunden in die Versicherungsverträge.

Nach aller Wahrscheinlichkeit ist diesen Gruppierungen der Klimawandel weitgehend gleichgültig, im Gegenteil, sie würden ihn vermutlich nicht einmal aufhalten, wenn sie es könnten. Aber mit der Erkenntnis des stattfindenden Klimawandels und der Idee, die Bürger der Welt dafür zur Kasse zu bitten, gleichgültig ob es etwas bewirkt oder nicht, lässt sich sehr viel Geld verdienen – es bahnt sich an, einer der größten Wirtschaftsfaktoren der Geschichte der Menschheit zu werden - und die eine oder andere politische Agenda lässt sich damit auch begründen.

Wann ist es jemals gelungen, dass die Bürger freiwillig darum gebeten haben, dass man ihnen bitte mehr Geld für alle möglichen Bereiche des täglichen Lebens abnehmen möge um ein drohendes Unheil zu verhindern? Zuletzt ist das meines Wissens mit den Ablassbriefen des Mittelalters gelungen.

Wie dem auch sei, solange dieser Hype zu einem Umdenken der Menschen und in der Folge der Industrie hin zu einer lebenswerteren Umwelt führt, ist es eine positive Entwicklung. Wenn die erhobenen Gelder dann wenigsten zu einem ordentlichen Teil in wirkliche Umweltschutzmaßnahmen investiert werden und nicht in wirkungslose Maßnahmen, die einzig dazu dienen, das Geld der Bürger in die Kassen weniger Konzerne umzuverteilen, dann können wir dieser – nennen wir es „bemerkenswerten“ - Entwicklung einiges positives abgewinnen, selbst wenn es am Ende den Klimawandel nicht verhindern sollte, so macht es die Umwelt doch sauberer und lebenswerter.

Als Investor gilt es zu akzeptieren, dass hier gerade Billionensummen umverteilt und umgelenkt werden. Also muss man sich von jenen Bereichen trennen, aus denen das Geld abgezogen wird (Kohle, Öl) und sich auf jene Bereiche konzentrieren, die nun den Segen der Politik bekommen. Ob sinnvoll oder nicht, steht dabei kaum zur Debatte.

Deutschland wird sehr schnell aus Atom- und Kohlestrom aussteigen. Den Energiebedarf werden wir in den kommenden Jahrzehnten nicht ansatzweise mit erneuerbaren Energien decken können. Wir werden also sehr viel Geld ausgeben, um diese Lücke mit Energieimporten aus französischem Atomstrom und polnischem Kohlestrom zu decken.

Um diese Fakten zu überdecken wird es massive Aufwendungen in den Bereich Wind- und Solarstrom geben - auch wenn klar ist, dass wir selbst bei maximalem Ausbau aller sinnvoll verfügbaren Flächen für Solar- und Windkraft an Land und auf See nur einen Bruchteil unserer Primärenergie damit werden abdecken können. Hierbei gilt es besonders auf die Details zu achten.

Oft wird davon gesprochen, welch hohen Anteil an der Stromerzeugung die Erneuerbaren bereits haben. In 2017 haben die erneuerbaren Energien schon ein Drittel des Deutschen Stroms erzeugt. Bis 2025 sollen es 45-45 % sein. Das klingt toll, dann haben wir es ja bald geschafft, mag man meinen.

Doch der Denkfehler tritt schnell zu Tage, denn der Stromverbrauch ist ja nur ein Bruchteil der gesamten in Deutschland verbrauchten Energie für Straßenverkehr, Industrie, Heizung etc. (Die Gesamtmenge nennt man Primärenergie). Diese wurde 2018 zu 34 % aus Mineralöl, 21 % aus Kohle, 24 % aus Erdgas, sechs Prozent Kernkraft und zu nur 14 % aus erneuerbaren Energien gedeckt.

Wir wollen ja aber alle herkömmlichen Energien abschalten (Atom, Kohlekraftwerke, Verbrennungsmotoren…) und das Alles durch Strom ersetzen. Das bedeutet, dass wir für eine 100 prozentige Abdeckung der Primärenergie Deutschlands die erneuerbaren Energien versiebenfachen müssten.

Um das noch abstruser zu machen: 2017 hatte die Windenergie in Deutschland einen Anteil von 2,8 % am gesamten Deutschen Energieverbrauch. Das waren 107 TWh Windenergie. Die Flächen zur Errichtung von Windanlagen sind nicht unendlich vorhanden. Die optimistischsten Hochrechnungen der Agentur für erneuerbare Energien sprechen von einem Idealszenario (alle denkbaren Standorte an Land und im Meer sind mit Windanlagen bebaut) von einer maximalen Stromproduktion von 660 TWh pro Jahr und damit nur wenig mehr als dem heutigen STROMverbrauch der Bundesrepublik (530 TWh).

Selbst bei einer maximalen Stromerzeugung von idealen 660 TWh wären das nur 17 % des gesamten deutschen Energiebedarfs. Selbst bei Erreichen dieser utopischen Ausbauziele bleibt die Frage: Wo kommt der restliche Strom her, der künftig als Ersatz für Mineralöl (Elektroautos statt Verbrennungsmotor), Kohle (Stahl- Zementherstellung mit Elektrostrom statt Kohleenergie) etc. benötigt wird. Hierfür wird ein Vielfaches des heutigen Stroms benötigt.

Möglich, dass sich in den kommenden Jahrzehnten völlig neue technologische Entwicklungen ergeben, wahrscheinlich ist aber, dass wir diese Energie importieren werden. Wenn es gut läuft, in Form von Solarstrom aus den fernen Wüsten der Welt, wenn es schlecht läuft aus französischen Atomkraftwerken.

All diese einfachen rationalen Fakten halten eine einmal ins Rollen gekommene politische Bewegung nicht auf. Also wird man alle Kräfte (und Gelder) aufwenden um so viel Windkraft und Solarstrom wie möglich zu erzeugen, getreu dem Motto „Seht Ihr, wir tun was!“. Über die Windkraft haben wir schon mehrfach gesprochen. Schauen wir mal, was uns bei der Solarenergie (bislang ein Bruchteil der Windkraft) erwartet. Die Photovoltaik- (incl. Solarthermie!) hatte 2017 nur einen Anteil von 1,3 % am Gesamtenergiebedarf der Bundesrepublik Deutschland.

Ich bin gespannt, was uns hier erwartet - und bis dahin genießen wir die Sonne am besten direkt auf der Haut, hier hat sie für uns ganz persönlich den besten Wirkungsgrad und den schönsten Wohlfühlfaktor. Dr. Wenzel schaut in der neuen Ausgabe von CK*Trends derweil, wie wir den Sonnenschein auch ins Depot bringen können.

Mit den besten Wünschen für viele sonnige Tage

Ihr

Dirk Müller

CK-Trends-Mit-Vollgas-und-Schiene-in-die-mobile-Zukunft-Kommentar-Dirk-Müller-GodmodeTrader.de-1

11 Kommentare

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  • k_traxler
    k_traxler

    ...und mit dem Atomstrom aus Frankreich wird es wohl auch nichts: https://www.msn.com/de-de/nach...

    19:00 Uhr, 24.01.2020
  • k_traxler
    k_traxler

    Hr. Müller: Sie gehen davon aus, dass die bisherige verbrauchten Energiemengen ersetzt werden müssen. Das ist ein falscher Ansatz.

    1. Verbrenner-Autos besitzen eine Gesamteffizienz von nicht mal 25%.

    2. Es sollen / dürfen nicht alle Verbrenner-Autos ersetzt werden, notwendig sind (auch für die Nicht-Auto-Besitzende wie z.B. sehr alte Bevölkerungsschichten) Moblitätsdienste.

    3. Schauen Sie sich unter (fast) jeden Waschtisch oder im Technikraum nach: Wasserboiler, die zu 100% Strom verbrauchen (wenn nicht gerade Gastherme) um Heißwasser zu erzeugen! Absoluter Wahnsinn! Ich betreibe seit Jahren eine Wärmepumpe.

    4. Bei Heizungen schaut es genauso aus: Ineffizienz wo man nur hinschaut!

    5. Gebäudesanierungen? Nur in homöopathischen Dosen durchgeführt!

    Die Liste könnte man unendlich fortführen.

    14:29 Uhr, 24.01.2020
  • ningxia
    ningxia

    Was ist der Zweck dieses Artikels? Kopf in den Sand stecken? Vielleicht hat Dirk Müller eine gute Idee wie man bezahlbar grüne Heizenergie erzeugt?

    Deutschland exportiert bisher mehr Strom als es importiert und das seit vielen Jahren konstant. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153533/umfrage/stromimportsaldo-von-deutschland-seit-1990/

    09:42 Uhr, 24.01.2020
  • Dr. Kurt Weinknecht
    Dr. Kurt Weinknecht

    LNG die 10 bis 15 Jahre Zwischenlösung !

    09:23 Uhr, 24.01.2020
  • mariahellwig
    mariahellwig

    Die Einschätzung sieht für mich in weiten Teilen schlüssig aus. Die Politik ist unfähig funktionierende Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Jedes Problem wird versucht mit Geld zu versenken. Das fängt bei der Bundeswehr an und endet bei der Energiewende.

    Generell glaube ich schon dass man mit regenerativen Energien einen Grossteil des Energiebedarfs decken kann. Besonders wenn man europäisch denkt. Das Gemasolar-Projekt in Spanien liefert seit 8 Jahren an 300 Tagen im Jahr 24/7 verlässlich Strom. So viel wie jedes konventionelle Kraftwerk. Wenn man über tausende von Kilometern Gaspipelines verlegen kann, kann man auch Gleichstromtraversen aus dem Süden Europas verlegen. Im Tausch dazu bekommen Länder wie Spanien aus dem Norden, dass was sie selbst wenig haben: Trinkwasser.

    Auch werden Dächer als Solarflächen noch zu wenig genutzt. Dummerweise unterliegt das aber einer Reihe unsinniger Regelungen wie der 10KW Begrenzung. Ebenso ist es ein Witz, dass die Windräder an den Küsten mangels Infrastruktur ihre Leistung runterregeln müssen.

    Und solange man noch keine ausreichende Speicherkapzität hat, sind Atomkraftwerke als Brückentechnologie erste Wahl.

    19:53 Uhr, 23.01.2020
  • JürgneDax
    JürgneDax

    Hallo Herr Müller,

    ich bin der echte Dr. Dax. Wenn ich Sie adoptiere heißen Sie auch so.

    16:08 Uhr, 23.01.2020
    1 Antwort anzeigen
  • JürgneDax
    JürgneDax

    Solaraktien kaufen

    16:06 Uhr, 23.01.2020

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Über den Experten

Dirk Müller
Dirk Müller
Börsen-Experte und Sachbuchautor

Dirk Müller ist Finanzexperte, mehrfacher Spiegel-Bestseller Autor, Politikberater, Vortragsredner, Gründer des Finanzinformationsdienstleisters Finanzethos GmbH mit dem Markenkern „Cashkurs.com“– und gilt als „Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse“. Sein Weg an der Börse begann 1992, wo er als amtlich vereidigter Kursmakler tätig war. Heute zählt er zu den bekanntesten Börsenexperten Deutschlands, woher auch sein von den Medien vergebener Spitzname „Mr. DAX“ rührt. Er ist Senator der Wirtschaft Deutschland und berät in unterschiedlichen Gremien in nationalen und internationalen politischen Angelegenheiten.

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