Kommentar
18:00 Uhr, 30.06.2021

So steigt man am besten aus Quantitative Easing (QE) aus

Mit dem absehbaren Ende der ultralockeren Geldpolitik steigt die Nervosität. Das müsste nicht sein.

Sowohl die EZB als auch die Fed zelebrieren jede Veränderung der Geldpolitik. Es wird monatelang vorbereitet, Kommunikationspläne erstellt und nichts dem Zufall überlassen. Die US-Notenbank hat eine besonders ausgeklügelte Strategie. Zwischen den Notenbanksitzungen vergehen sechs Wochen. Ungefähr zwei Wochen vor einem Entscheid äußern sich Notenbanker nicht mehr. Dafür tun sie es um so fleißiger direkt nach einem Entscheid.

Nach jeder Sitzung findet ein Redenmarathon statt. Dieser bringt etwas mehr Vielfalt als der eigentliche geldpolitische Entscheid. Zuletzt stimmten alle Notenbanker für eine Fortführung der Politik. In den zwei darauffolgenden Wochen äußerten sich drei Notenbanker aber sehr kritisch.

Sie wollen ein Ende der Wertpapierkäufe, eher früher als später. Sie halten auch Zinserhöhungen im kommenden Jahr für möglich. Das ist eine ganz andere Story als die Einstimmigkeit beim eigentlichen Zinsentscheid.

Durch dieses Prozedere bereitet die Notenbank Marktteilnehmer auf Veränderungen der Geldpolitik vor. Wer nach den Äußerungen in den letzten zwei Wochen noch überrascht ist, wenn die Notenbank ab Herbst die Wertpapierkäufe drosselt, hat wirklich nicht zugehört.

Die Fed bleibt ihrer Strategie treu, möglichst früh und breit zu kommunizieren. Veränderungen werden teils mehrere Quartale lang vorbereitet. Der Zweck ist klar. Keiner soll überrascht sein. Durch diese sehr langen Vorlaufzeiten beschäftigen sich aber auch alle sehr ausführlich mit der Materie. Ob das die Nervosität tatsächlich dämpft oder erst anfacht, sei dahingestellt.

Man kann es jedenfalls auch anders machen. Die Bank of Japan ist das beste Beispiel. Zu Beginn der Krise hat sie wie alle anderen Notenbanken auch mehr Wertpapiere erworben. Erstmalig seit 2013 kaufte sie Unternehmensschuldverschreibungen (Commercial Paper), Unternehmensanleihen legte ein Sonderkreditprogramm auf (Grafik 1).


Der erworbene Bestand an Commercial Paper wurde inzwischen fast vollständig abgebaut. Das Tempo bei den Käufen von Unternehmensanleihen nimmt rapide ab. Die ersten Anleihen werden sogar wieder verkauft. Bei Anleihen und kurzfristigen staatlichen Schuldverschreibungen (Bills) tendiert die Bilanzausweitung gegen null (Grafik 2).

Auf monatlicher Basis (Wachstum gegenüber Vormonat, Grafik 3) erkennt man den Trend. Bills werden mehr verkauft, der Anleihebestand wächst kaum noch, der Bestand an Unternehmensanleihen schrumpft und auch ETFs werden praktisch nicht mehr gekauft.

Die Bank of Japan ist de facto aus den Notprogrammen der Krise ausgestiegen. Das hat sie getan, ohne es breitzutreten und zu zelebrieren. Den Markt hat es trotzdem nicht aus der Fassung gebracht. Es geht also auch deutlich einfach als in der Eurozone und den USA. Vielleicht würde der EZB und Fed manchmal weniger Kommunikation nicht schaden.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • mkgeld
    mkgeld

    ja das ist der Unterschied von Japan zu Europa. Die Japaner können sich eine Verschuldung leisten von der die Europäer nur träumen können. Das liegt einfach an der Disziplin der Leute dort und an dem Nationalstolz den die Japaner haben. Ansonsten wäre das Kartenhaus schon lange zusammengefallen.

    22:39 Uhr, 30.06.2021