Analyse
08:45 Uhr, 28.09.2022

SMARTBROKER – Die Aktie findet einfach keinen Boden

Was beim Smartbroker in den letzten Wochen abgeht, ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn der Markt ein Geschäftsmodell völlig neu bewertet.

Erwähnte Instrumente

  • Smartbroker Holding AG - WKN: A2GS60 - ISIN: DE000A2GS609 - Kurs: 5,840 € (XETRA)

Die Mischung aus Broker und Finanzplattform, die sich über Werbung finanziert, war in den letzten Jahren sehr erfolgreich. Gerade der Werbebereich warf viel Geld ab und durch Übernahmen wurde dieser stetig ausgebaut. Im Fokus standen häufig ausländische Pennystocks, die mit heißen Storys den deutschen Anlegern schmackhaft gemacht werden sollten. Die Provisionen für diese Art von Marketing waren üppig.

Vorbei mit lustig

Doch diese Zeiten haben sich mit dem Verfall an den Börsen dem Ende genähert. Nicht nur im Werbegeschäft müssen kleinere Brötchen gebacken werden, auch im Broker-Bereich hat die Strategie teilweise versagt.

Der Umbau der Plattform auf ein zeitgemäßes Niveau hat nicht funktioniert. Der Vorstand wurde entlassen und der Gründer André Kolbinger muss selbst wieder ran. Trotz Insiderkäufen und Beschwichtigungsversuchen nutzt das bislang wenig. Der Aktienkurs hat sich in weniger als 2 Monaten in etwa gedrittelt. Eine heftige Gewinnwarnung, der Vorstandsrausschmiss, ein erodierendes Kerngeschäft und ein völlig missglückter Umbau der Brokersoftware sind die Gründe.

Anleger warten jetzt auf eine Beruhigung der Situation. Laut aktuellen Planungen soll die neue Broker-Plattform Mitte 2023 starten. Dabei strebt der Smartbroker an, sowohl bei den Kosten als auch bei der Auswahl der Handelsplätze und Produkte, eine führende Position einzunehmen. Über die eigenen Finanzseiten soll das Marketing besonders effizient gesteuert werden können. Im Grunde eine runde Story, die durchaus Sinn ergibt.

Woran der Smartbroker in Zukunft sicherlich arbeiten muss, ist die Transparenz. Begriffe wie "EBITDA vor Kundengewinnungskosten" sollten schleunigst aus den Präsentationen und Berichten verschwinden, da diese ein völlig falsches Bild abgeben. Gleichzeitig sollte sich die Gesellschaft auf vernünftige Kennzahlen wie EBIT, Überschuss und Umsatz beschränken. Gerade diese „schön“ anzuschauenden Kennzahlen haben wohl dazu beigetragen, weshalb die Aktie jetzt so heftig abgestraft wird.

Gewinnaussichten immer noch zu optimistisch?

Erreicht der Smartbroker das Jahresziel von mindestens 10 Mio. operativem EBITDA, dann dürften unter dem Strich rund 2 Mio. EUR Gewinn verbleiben. Für ein Unternehmen im Aufbau, mit immer noch hohen Kosten, doch gar nicht mal so schlecht. Analysten haben hier aktuell noch knapp 3,9 Mio. EUR als Konsenserwartung. Im kommenden Jahr werden dann bei 72 Mio. EUR Umsatz rund 5 Mio. EUR Gewinn erwartet. Ich denke, diese Schätzungen könnten sich auch noch als zu optimistisch erweisen. Ein gewisser Sicherheitsabschlag wäre hier nochmals angemessen. Die Bilanz ist zumindest aktuell noch grundsolide. Von dieser Seite sollten also keine Sorgen aufkommen. Der operative Cashflow ist klar positiv.

Fazit: Mit aktuell 92 Mio. EUR Marktkapitalisierung, wird der Smartbroker jetzt nicht mehr als spannendes Zukunftsprojekt gehandelt, sondern nähert sich eher den schnöden Bewertungen anderer Brokerfirmen an. Natürlich hängt das Unternehmen stark an der Börsenentwicklung. Mit einem KGV von 23 für das Jahr 2023 erscheint die Aktie aktuell optisch immer noch recht teuer. Das liegt daran, dass bislang bestehende Kundenbeziehungen als werthaltig in die Bewertung mit einbezogen waren. Die Börse preist diese nun auf drastische Art und Weise wieder aus und scheint sich nur auf die „echten“ Gewinne zu fokussieren. Handlungsbedarf sehe ich auch auf dem gedrückten Kursniveau zunächst nicht. Die Aktie ist aktuell nur für Zocker interessant.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mio. EUR 48,20 55,50 72,00
Ergebnis je Aktie in EUR -0,04 0,14 0,25
Gewinnwachstum -450,00 % 78,57 %
KGV -146 42 23
KUV 1,9 1,7 1,3
PEG neg. 0,3
*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten
Smartbroker Holding AG
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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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