Kommentar
08:54 Uhr, 27.04.2011

Situation der Staatsfinanzen noch kein bedeutsames Thema

• Das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauen hat sich im April von 63,8 auf 65,4 Punkte etwas stärker als erwartet verbessert. Sowohl die Lage- als auch die Erwartungskomponente waren im April höher als im Vormonat.

• Der von der Rating-Agentur S&P bekannt gegebene negative Ausblick für die Bonität der USA fiel nicht in den Befragungszeitraum. Die Situation der Staatsfinanzen kann in den kommenden Monaten allerdings eine Belastung für die Entwicklung des Verbrauchervertrauens darstellen.

1. Die Stimmung der privaten US-Haushalte wird zurzeit von gleich mehreren Themen unterschiedlich beeinflusst: Erleichterung nach dem Ausbleiben von Belastungen für die US-Wirtschaft durch die japanische Naturkatastrophe, Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt, erneut deutlich steigende Benzinpreise und die zunehmende Diskussion über die Staatsfinanzen. Insgesamt hat sich die Stimmung der privaten Haushalte im April geringfügig gegenüber dem Vormonat verbessert. Das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauen ist im April von 63,8 auf 65,4 Punkte etwas stärker als erwartet angestiegen (Bloomberg- Umfrage: 64,5 Punkte, DekaBank: 65,5 Punkte). Die Stimmungsaufhellung resultierte sowohl aus einer höheren Lage- als auch einer höheren Erwartungskomponente.

2. Von den fünf Teilbereichen des Verbrauchervertrauens haben sich zwei gegenüber dem Vormonat verbessern können. Die Einschätzung der Arbeitsmarktlage hat sich weiter aufgehellt und deutet an, dass die Arbeitslosenquote weiterhin tendenziell sinken wird. Die Erwartungskomponente profitierte von einer Verbesserung der Einkommenserwartungen. Die Änderungen in den weiteren drei Teilbereichen sind verschwindend gering.

3. Von den eingangs erwähnten vier Themenbereichen dürften die Erleichterung über das Ausbleiben von negativen Auswirkungen der Naturkatastrophe in Japan für die US-Wirtschaft, die Verbesserung am Arbeitsmarkt sowie als Belastung die gestiegenen Benzinpreise eine Rolle gespielt haben. Am 18. April wurde von der Rating-Agentur S&P ein negativer Ausblick für die Bonität der USA bekannt gegeben. Nach Angaben des Conference Boards endete der Befragungszeitraum für die Erstveröffentlichung des Verbrauchervertrauens am 14. April. Die Bekanntgabe des negativen Ausblicks von S&P fiel somit nicht in den Befragungszeitraum. Denkbar ist aber, dass sich die Situation der Staatsverschuldung in den kommenden Monaten noch negativ auf die Stimmung der privaten Haushalte niederschlägt. Zum einen können Befürchtungen über eine höhere Steuerbelastung eine Rolle spielen, zum anderen das Risiko steigender Renditen bei US-Staatsanleihen. Diese bilden oftmals die Rechengrundlage für privat zuzahlende Zinsen (Hypotheken, Konsumentenkredite). Anhand des täglich erhobenen Rasmussen Consumer Index deutet sich an, dass es nach dem 18. April tatsächlich zu einer Stimmungseintrübung der privaten Haushalte gekommen ist, wenngleich die Volatilität dieses Indikators zuletzt vergleichsweise hoch gewesen ist. Die Preise für Versicherungen gegen einen Kreditausfall (CDS) der USA haben kaum auf die Bekanntgabe des negativen Ausblicks reagiert. Bislang steht man an den Kapitalmärkten dieser möglichen Entwicklung noch mit einer großen Gelassenheit gegenüber. Eine eventuelle Stimmungseintrübung der privaten Haushalte hätte kaum Auswirkungen auf unseren Wachstumsausblick für die US-Wirtschaft. Dagegen wäre eine Neueinschätzung der Kapitalmärkte hinsichtlich der Risikobeurteilung von US-Staatsanleihen von größerer realwirtschaftlicher Bedeutung.

Rudolf Besch

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