Kommentar
09:41 Uhr, 07.11.2016

Sind Sie auch genervt vom Markt?

Diese Woche ist es soweit, der (oder wahrscheinlich die) US-Präsidentin wird gewählt. Die Aktienmärkte zeigen sich im Vorfeld launisch. Der deutsche Aktienindex DAX (der einen Großteil meines ETF-Portfolios abbildet) handelt seit Monaten in einem Seitwärtsmarkt.

In solchen Phasen passieren (auch mir) die meisten Fehler. Wenn der Markt Schwäche zeigt, kommen sofort Aktiengurus, die vor einem Crash warnen. Es werden düstere Prognosen aufgestellt, Charts verglichen (angeblich sähe der aktuelle Verlauf aus wie im Crashjahr ’87) und die negativen Stimmen nehmen überhand. (1) (2)

Wir Investoren werden dann stark mit Informationen konfrontiert, die uns zum Handeln bringen (... sollen). Doch mehr „Trading“ schadet der Rendite. (3) Dazu habe ich auf meinem Guidants-Desktop einige Artikel geschrieben, z.B. in „Warum Anleger mit ETFs nicht automatisch bessere Ergebnisse erzielen“.

Der Punkt ist, niemand hat ein Interesse am passiven Investieren. Ihr Broker verdient keine Kommission, wenn Sie nicht handeln. Ihr Fonds- oder Produktanbieter könnte mehr Geld verdienen, wenn Sie in seine neuesten Strategien investieren (die mehr Rendite oder Schutz vor Abstürzen versprechen). Ihre Tages- oder Finanzzeitung erreicht höhere Auflagen, je reißerischer die Schlagzeilen sind. Angst und Gier sind Verkaufsschlager.

Die Kunst ist dem Zirkus zu widerstehen. Informiert bleiben und dennoch rational zu handeln. Mir hilft dabei das große Bild im Auge zu behalten. Ich weiß, dass Aktien langfristig steigen, solange es Produktivitäts- und Bevölkerungswachstum gibt. Dieser Trend schwankt, aber ein Ende ist nicht in Sicht. Die Aktien folgen einfach. (Lesenswert dazu: Warren Buffett: Warum die Wirtschaft langfristig wächst)

Auf der Seite Marketwatch.com wurde dazu vergangene Woche ein interessanter Chart veröffentlicht. (4) Er zeigt die historische Entwicklung von Aktienpreisen seit dem 16. Jahrhundert. Man erkennt Blasen und Crashs, jahrzehntelange Seitwärtsphasen und langfristig steigende Kurse. (Hier kann man die Grafik in Vollauflösung sehen: gmtr.ly/4JP1smtlz)

Ob man nun vom Markt genervt ist (oder nicht), scheint nur eine Frage der Perspektive zu sein.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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(1) Red alert for US stocks with ‘very high’ chance of severe fall, warns HSBC technician. CNBC. 13.10.2016 
(2) The market looks eerily similar to the days right before the 1987 crash. Businessinsider. 11.10.2016.
(3) Anlagefehler vermeiden: Nicht zu viel umschichten. Stiftung Warentest. 18.11.2014.
(4) Worried about the market? Take a look at this chart showing 500 years of financial history. Marketwatch. 06.11.2016 

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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