Warum Anleger mit ETFs nicht automatisch bessere Ergebnisse erzielen
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Warum das in der Praxis jedoch oftmals anders aussieht und welche Fehler Indexfonds-Anleger vermeiden sollten, um von den hervorragenden Renditechancen passiver Investmentstrategien zu profitieren, darum geht es in diesem Artikel und fortlaufend auf meinem Guidants-Desktop.
Indexfonds sind seit einiger Zeit die großen Gewinner des Fondsmarktes. Jedes Jahr fließen Milliarden frischer Kundengelder in diese Anlageprodukte. Während sich aktives Management aufgrund von unterdurchschnittlichen Ergebnissen immer stärkerer Kritik ausgesetzt sieht und hohe Management- und Verwaltungsgebühren im aktuellen Niedrigzinsumfeld kaum noch vertretbar erscheinen, hat auch noch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA festgestellt, dass schätzungsweise 5 – 15 % der aktiven Aktienfonds klammheimlich passiv investieren, um nicht zu stark von der Benchmark abzuweichen. (1)
Die Fondsanalysten von Morningstar gehen sogar von einem höheren Anteil aktiver Fonds, nämlich etwa 20 % aus, die verdächtig nahe am Index investieren und deren Fondsportfolio nur bis zu 60 % aus eigenen Ideen stammt. Bei einer durchschnittlichen Mehrkostenbelastung zwischen 1,1 – 1,5 % pro Jahr von aktiven Fonds gegenüber ETFs, die im Durchschnitt nur zwischen 0,1 – 0,5 % Managementgebühr pro Jahr belasten, überdenken immer mehr Anleger ihre bisherige Fondsanlage zugunsten von ETFs.
Eine aktuelle Studie des Indexanbieters S&P Dow Jones Indices für europäische Aktienfonds hat ermittelt, dass etwa 86 % der aktiven Fonds in einem 10 Jahreszeitraum ihren Vergleichsindex nicht schlagen. Europäische Fondsanbieter, die Produkte auf den US-Aktienmarkt anbieten, schneiden in der Vergleichsstudie mit einer Fehlerquote von 98 % noch schlechter ab. (2)
Erschreckende Schlussleuchte sind aktive Aktienfonds die in den Niederlanden verkauft wurden. Innerhalb der letzten 5 Jahren schaffte es dort kein einziger Fonds die Benchmark, den S&P Netherlands BMI, zu schlagen. Die Outperformance-Quote des Index liegt bei 100 %.
Etwas besser sieht es für aktive Fonds aus, die in Deutschland investieren. Hier schafften es immerhin 20 % der aktiven Fonds die Benchmark auf Sicht von 10 Jahren zu überbieten.
Ein Risiko für Fondsinvestoren bleibt dennoch bestehen. Woher soll man im Vorfeld erkennen, welcher Fonds in den nächsten Jahren die besseren Aktien als der Index auswählt? Fondsrankings und „Gütesiegel“ haben bisher keinen erkennbaren Mehrwert gebracht. Es ist wie im Fußball: der diesjährige Deutsche Meister ist nicht automatisch der Sieger im nächsten Jahr (auch wenn es mit hoher Wahrscheinlichkeit der FC Bayern ist).
Obwohl ETFs nun soviel smarter erscheinen als klassische Fonds, bedeutet das nicht, dass Indexfonds-Anleger automatisch bessere Renditen durch ETFs erzielen.
Woran liegt das?
In gewisser Weise, und das übersehen viele Anleger anfangs, verhalten sich ETFs wie ganz normale Aktien, nur eben im Fondsmantel. ETFs sind sehr liquide und spiegeln die manchmal recht chaotisch wirkende, kurzfristige Börsenentwicklung eins zu eins wider. Man kann ETFs untertägig an der Börse in hohen Stückzahlen handeln, es gibt minutengenaue Kurse und die einfache Handelbarkeit ermuntert viele Investoren, ihre ETF-Portfolios sehr aktiv zu verwalten, genau wie sie es mit ihren Aktien tun würden.
ETFs schützen nicht vor schlechtem Anlageverhalten.
Der Erfinder des ersten S&P 500 Indexfonds, Vanguard-Gründer John Bogle, hat zuletzt immer wieder vor den Verlockungen des aktiven ETF-Tradings gewarnt, insbesondere vor Hebel- und „Short“-ETFs, also Indexfonds die mit Hebelprodukten arbeiten oder von fallenden Marktindizes profitieren. (3)
Hier sehen Sie ein Videointerview mit John Bogle zu diesem Thema (5 Min / Englisch)
Bogle sagt, ETFs seien hervorragende Produkte, solange Anleger nicht auf ihre Verkaufsargumente (z.B. Realtime Trading) hereinfallen. Es sei sehr intelligent ETFs auf klassische Indizes wie den S&P 500, internationale Märkte, Aktien und Bonds, aber auch Emerging Markets zu halten, solange man diese nicht tradet. Genau diese Möglichkeit bieten jedoch ETFs heutzutage und hätten damit die „Verlockung schlecht zu sein.“
Dazu kommt, dass die Produktpalette von ETFs mittlerweile sehr groß geworden ist. So gibt es auf fast alle Nischenmärkte, Regionen und Marktfaktoren (z.B. Volatilität, Value, Quality, ...) eigene ETFs. Für Privatanleger, die ganz in Ruhe ihr Vermögen für sich arbeiten lassen wollen, sind diese Spezialisierungen und „Trend-Produkte“ kontraproduktiv. Im simpelsten Fall genügt ein breit aufgestellter, globaler Indexfonds wie der MSCI World Index oder der MSCI All Country World Index, den man kauft und liegen lässt, bis das persönliche Finanzziel erreicht ist.
Auch dazu hat John Bogle ein klares Statement. Von den derzeit 1.500 am Markt verfügbaren ETFs seien nur ungefähr 40 Fonds klassische, große Markt-ETFs, also breit aufgestellte Indexfonds wie der berühmte "Spyder"-ETF auf den S&P 500 Index (abgeleitet vom Börsenkürzel SPY) mit einem aktuellen Fondsvermögen von 197 Milliarden US-Dollar. Der Rest des ETF-Marktes seien nur „Fruits and Nutcakes“, also eine Nachspeise zum Hauptgang der richtigen, großen Indexfonds, so Bogle.
Letztes Jahr war ich auf einer Roadshow eines großen Fondsanbieters eingeladen, die dieser gemeinsam mit dem Indexanbieter MSCI durchführte. Das Thema waren Marktfaktoren und ihre Umsetzung in ETF-Form. Nachdem alle von MSCI entwickelten Faktoren (Value, Size, Momentum, High Dividend, Quality und Volatility) in ihrer Historie besprochen waren, sagte der Vortragende zur versammelten Gruppe von Portfoliomanagern:
„Und jetzt meine Herren, liegt es an Ihnen auszuwählen, wann die richtige Zeit für welchen Faktor-ETF ist.“
Genau diese Art des Investierens konterkariert den ursprünglichen Gedanken des Indexings, wie ihn einmal John Bogle und andere ersonnen haben.
Trading und aktiver Handel mit ETFs erzeugt genau die gleichen, klassischen Anlegerfehler, wie wir sie von gewöhnlichen Aktien kennen.
Anleger kaufen, wenn die Kurse steigen (Gier) und verkaufen, wenn die Kurse fallen (Angst).
Langfristig erzielen sie damit eine unterdurchschnittliche Rendite.
Fazit
Indexfonds sind eine ideale Anlage, um den Gedanken des passiven Investierens umzusetzen. Das Kaufen eines ETFs, das hat die vorliegende Analyse gezeigt, macht jedoch nicht automatisch einen guten Anleger aus, vor allem nicht dann, wenn dieser zu aktivem Trading mit ETFs neigt. Nur eine langfristige Kaufen-und-Halten-Strategie ermöglicht es Privatanlegern, eine zufriedenstellende Rendite zu erzielen und dazu reichen klassische, große ETFs auf die Standardindizes wie den S&P 500, DAX oder MSCI World völlig aus.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
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(1) Gebühren fürs Nichtstun. Interview mit Morningstar-Analyst Ali Masarwah auf Capital.de vom 08.07.2016, abgerufen am 01.10.2016.
(2) Studie von S&P Dow Jones Indices. SPIVA® Europe Scorecard von Daniel Ung, Director Global Research & Design, S&P Global, Year-End 2015. Abgerufen am 01.10.2016.
(3) ETF Trading: It’s ‘No Way to Invest’ Says Bogle, Yahoo-Artikel vom 11.02.2013, abgerufen am 01.10.2016.
(4) ETF Fund Flows für den “SPY“ vom 01.01.2016 bis 01.10.2016 auf der Webseite www.etf.com.
Warum nicht ETF kaufen, z.B. im März? Nasdaq schwingt 20 % im Jahr und die Schwächephasen sind bekannt. Sehr wahrscheinlich geht es im Januar schon runter. Und statistisch macht der DAX bis zum 31.12 eine kleine Rally. Warum? Weil die großen Indexfonds zum Stichtag am 31.12 alles offenlegen müssen, also werden grosse Werte reingelegt, ins Körbchen. Dazu muss ich nicht Berater zu sein.. -:)
Das ist ein großer Irrglaube!
Der große Denkfehler - wie bei allen Finanzpublikationen - ist der, dass diese Art der Investments für den unerfahrenen Anleger nicht geeignet ist. Infolge von home-bias kauft der Deutsche durch Artikel wie diese oder Käseblätter wie Finanztest DAX ETF´s und erwirbt einen völlig unsinnig zusammengestellten Aktienkorb. Gekauft wird wenn der Aktienindex POSITIV in den Medien zu vernehmen ist und verkauft (meist panisch) zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Daher brauchen 99% aller UNERFAHRENEN Anleger einen geeigneten Berater und der muss bezahlt werden, entweder über eine Abo (z. B. hier mit 12* 149,00 / Jahr) oder über ein Honorar oder über Provisionen (aktive Fonds). Wie soll es anders gehen??
N-TV?!
Die haben im Frühjahr 2009 gesagt, dass man sich aktuell lieber der Börse fern halten soll (dieser Markt ist etwas für Profis), genauso wie 2003, 2011 ... usw. In diesen Phasen habe ich für meine Kunden am meisten Geld in Aktien investiert ... . Viele sind über den Benchmark, einige drunter aber unterm Strich haben sie alle mächtig Geld verdient ... .
Die Renditen die von den ETF Verkäufern gerne postuliert werden, hat garantiert kein einziger Unerfahrener Kunde jemals eingestrichen. Wie auch, woher soll er es wissen ... ohne Beratung?!