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12:59 Uhr, 23.09.2022

SILBER: Starke Nachfrage stützt Preis

Aus Sicht eines Fachmanns ist es schwer vorstellbar, dass die Silberpreise noch viel stärker fallen. Dazu sei die Nachfrage für produktive Zwecke zu stark.

Der Silberpreis fiel Anfang September mit 17,55 US-Dollar je Unze unter das Juli-Tief. Doch das grau-glänzende Metall fand hier den Boden und stieg in der Folge bis auf 19,78 Dollar/Unze Mitte des Monats, bevor eine kleinere Berg- und Talfahrt ihren Lauf nahm, wohl der Nervosität rund um den Fed-Zinsenscheid geschuldet. Aktuell notiert die Feinunze Silber spürbar schwächer bei 19,33 Dollar.

Die Silberbestände in London sind in den letzten zwölf Monaten um mehr als ein Fünftel gesunken; seit August letzten Jahres sank die Zahl der Bestände um 22 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Datenerfassung im Juli 2016 gekracht. Zugleich seien die Silberpreise stark – und zwar auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2020 – gefallen. Auf diese Zahlen macht der Edelmetallhändler BullionVault aufmerksam.

Für Adrian Ash, Director of Research bei BullionVault, erklärt sich die Entwicklung bei Silber wie folgt: „Der Rückgang der Londoner Silberbestände spiegelt einen Rückgang der Bestände von ETPs und größeren Anlegern wider“, so Ash. Jedoch sei die eigentliche Ursache dafür die steigende Nachfrage nach Silber als Industriemetall und auch nach kleinen Barren und Münzen, die an Kleinanleger verkauft würden. „Hinzu kam, dass die Silberpreise, mit den seit Mitte 2021 gestiegenen Zinsen und Anleiherenditen, stark gefallen sind. Sie haben nun ihr Zweijahrestief erreicht“.

Die industrielle Silbernachfrage steuert 2022 laut Ash auf einen neuen Rekord zu. Dies werde weltweit angetrieben von massiven neuen Solaranlagen und dem Wiederanstieg der Nachfrage nach Elektrogeräten. Auch der Automobilsektor fahre die Produktion hoch — insbesondere für Elektrofahrzeuge. Die Nachfrage nach Kleinbarren und Münzen sei ebenfalls sehr hoch, was zusätzlich durch die Angst vor Joe Bidens ausgabenintensiver Finanzpolitik und die steigende Inflation in Europa angetrieben werde, konstatiert Ash.

„Bei Silberpreisen, die deutlich unter den jüngsten Höchstständen liegen, drückt diese steigende Nachfrage nun auf den Boden des Marktes. Sowohl die industrielle als auch die technische Nachfrage haben mit einigem Gegenwind zu kämpfen. Die Inflation und die Zinserhöhungen stürzen die Welt in eine Rezession. Jedoch ist es schwer vorstellbar, dass die Silberpreise noch viel stärker fallen, da die Nachfrage für produktive Zwecke so stark ist“, erwartet der Edelmetallhändler.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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